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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sie nicht gefasst«, wiederholte Stuyvesant.
    Bannon schüttelte den Kopf. »Thanksgiving Day«, erklärte er. »Plus- und Minuspunkte. Das größte Manko war, dass wir wegen des Feiertags knapp an Personal waren – wie Sie auch und die Metro Cops und alle übrigen Behörden. Der größte Vorteil war, dass die Stadt selbst sehr ruhig war. Das heißt, sie war ruhiger, als wir unterbesetzt waren. So haben wir fünf Minuten nach der Tat fast überall in der Stadt die Bevölkerungsmehrheit gestellt.«
    »Aber Sie haben sie nicht gefasst.«
    Bannon schüttelte erneut den Kopf. »Nein«, bestätigte er. »Wir haben sie nicht gefasst. Wir fahnden natürlich weiter, aber realistischerweise müssen wir annehmen, dass sie den District inzwischen verlassen haben.«
    »Ausgezeichnet«, warf Stuyvesant ein.
    Bannon verzog das Gesicht. »Wir schlagen natürlich keinen Salto vor Freude. Aber es hat keinen Zweck, uns deswegen anzubrüllen. Wir könnten nämlich zurückbrüllen. Irgendjemand ist durch Ihre Absperrungen gelangt. Irgendjemand hat Ihren Mann von seinem Posten auf dem Dach gelockt.« Er sah Stuyvesant direkt an, während er das sagte.
    »Wir haben dafür bezahlt«, gab Stuyvesant zu. »Bitter bezahlt.«
    »Wie ist das passiert?«, fragte Neagley. »Wie sind sie überhaupt dort hinaufgekommen?«
    »Nicht durch den Vordereingang«, erwiderte Bannon. »Vor dem Lagerhaus befanden sich jede Menge Cops. Sie haben nichts gesehen, und sie können nicht alle im entscheidenden Augenblick geschlafen haben. Auch nicht von der Rückseite des Gebäudes her. An beiden Enden der Zufahrt waren je ein Cop zu Fuß und einer in einem Streifenwagen postiert. Auch diese vier versichern glaubwürdig, dass sie niemanden gesehen haben. Deshalb vermuten wir, dass die Typen in das Gebäude gegenüber eingedrungen sind. Sie haben es durchquert, sind hinten auf der anderen Seite der Zufahrt herausgekommen und in einem unbeobachteten Augenblick rübergeschlichen. Haben das Lagerhaus durch den Hintereingang betreten und die Treppe nach oben genommen. Verlassen haben sie es zweifellos auf demselben Weg. Aber da sind sie sicher gerannt.«
    »Wie haben sie Crosetti von seinem Posten weggelockt?«, wollte Stuyvesant wissen. »Er war ein guter Mann.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Reacher. »Hat einen sehr guten Eindruck gemacht.«
    Bannon zuckte mit den Schultern. »Irgendeine Möglichkeit gibt’s immer, nicht?«
    Dann ließ er seinen Blick über die Runde wandern, wie er es immer tat, wenn er mehr andeuten wollte, als er gesagt hatte. Niemand reagierte.
    »Haben Sie die Züge kontrolliert?«, fragte Reacher.
    Bannon nickte. »Sehr sorgfältig. Sie waren recht gut besetzt. Mit Leuten, die zu Familienessen wollten. Aber wir haben gründlich kontrolliert.«
    »Haben Sie das Gewehr gefunden?«
    Bannon schüttelte den Kopf. Reacher starrte ihn an.
    »Sie sind mit einem Gewehr in der Hand entkommen?«, fragte er ungläubig.
    Niemand sprach. Bannon sah Reacher an und hob die Augenbrauen.
    »Sie haben den Schützen gesehen?«, fragte er.
    Reacher nickte. »Nur flüchtig, vielleicht eine Viertelsekunde. Als Silhouette, als er seine Feuerstellung verlassen hat.«
    »Und Sie glauben, ihn schon mal gesehen zu haben.«
    »Ja, aber ich weiß nicht, wo.«
    »Ausgezeichnet«, meinte Bannon.
    »Seine Art sich zu bewegen ist mir irgendwie bekannt vorgekommen, das war alles. Die Umrisse seines Körpers. Vielleicht seine Kleidung. Ich komme nur nicht darauf.«
    »War er der Mann auf dem Überwachungsvideo aus der Tiefgarage?«
    »Nein«, antwortete Reacher.
    Bannon nickte. »Nun, das hat ohnehin nicht viel zu bedeuten. Dass Sie ihn schon mal gesehen haben, ist nur logisch. Sie waren zur selben Zeit am selben Ort – bestimmt in Bismarck, vielleicht auch anderswo. Wir wissen bereits aufgrund des Anrufs, dass die Männer Sie gesehen haben. Aber es wäre schön gewesen, ein Gesicht und einen Namen zu haben.«
    »Ich melde mich, sobald ich was weiß«, sagte Reacher.
    »Bleiben Sie bei Ihrer Theorie?«, fragte Stuyvesant.
    »Ja«, erwiderte Bannon. »Wir konzentrieren uns weiterhin auf ehemalige Secret-Service-Leute. Weil wir vermuten, dass Crosetti deshalb seinen Posten verlassen hat. Wir glauben, dass er jemanden gesehen hat, den er kannte und dem er vertraute.«
    Sie fuhren die halbe Meile auf der Pennsylvania Avenue nach Westen zurück, parkten in der Tiefgarage und nahmen den Lift in den Konferenzraum des Secret Service hinauf.
    »Schrecklich, wirklich«, sagte Stuyvesant.

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