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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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können nicht älter als Mitte fünfzig sein, wenn sie herumlaufen und all diese Dinge tun. Leitern rauf, Treppen runter. Sie können nicht jünger als Mitte vierzig sein, denn die Verfassung liest man im vorletzten Schuljahr, und 1970 hatten garantiert alle amerikanischen Schulen neue Bücher. Ich glaube, dass ihre Schulzeit in den Zeitraum fällt, in dem kleine Schulen auf dem Land noch sehr rückständig waren. Vielleicht eine einräumige Zwergschule, fünfzig Jahre alte Schulbücher, veraltete Landkarten an den Wänden. Man sitzt dort zwischen all seinen Verwandten und hört einer weißhaarigen alten Lady zu.«
    »Höchst spekulativ«, meinte Stuyvesant. »Auch das ist eine auf der Spitze balancierende Pyramide. Sieht gut aus, bis sie umfällt.«
    Schweigen.
    »Nun, ich verfolge jedenfalls diese Möglichkeit«, sagte Reacher. »Mit Armstrong oder ohne ihn. Mit Ihnen oder ohne Sie. Notfalls auch allein. Um Froelichs willen. Das bin ich ihr schuldig.«
    Stuyvesant nickte. »Wenn keiner der beiden bei uns gearbeitet hat, woher haben sie dann gewusst, dass sie sich auf die Kontrolle der NCIC-Meldungen durchs FBI verlassen konnten?«
    »Keine Ahnung«, sagte Reacher.
    »Wie haben sie Crosetti von seinem Posten gelockt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Woher haben sie unsere Waffen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Woher haben sie gewusst, wo M. E. wohnt?«
    »Nendick hat’s ihnen gesagt.«
    Stuyvesant nickte. »Okay. Aber was wäre ihr Tatmotiv?«
    »Hass auf Armstrong persönlich, vermute ich. Jeder Politiker macht sich Feinde.«
    Wieder Schweigen.
    »Vielleicht sowohl als auch«, sagte Neagley. »Vielleicht sind es Außenstehende, die den Secret Service hassen, oder Kerle, die bei der Eignungsprüfung durchgefallen sind. Männer, die davon geträumt haben, hier zu arbeiten. Vielleicht sind es Spinner, irgendwelche verrückten Polizeifreaks. Die wüssten unter Umständen über das NCIC Bescheid und auch, welche Waffen sie sich besorgen müssten.«
    »Das wäre denkbar«, stimmte Stuyvesant ihr zu. »Wir lehnen massenhaft Leute ab, und manche regen sich sehr darüber auf. Sie könnten Recht haben.«
    »Nein«, widersprach Reacher. »Sie hat Unrecht. Warum sollten sie so lange warten? Ich bleibe bei meiner Altersschätzung. Und niemand bewirbt sich mit fünfzig um einen Job beim Secret Service. Sind sie jemals abgelehnt worden, war das vor fünfundzwanzig Jahren. Wozu bis jetzt warten, um sich dafür zu rächen?«
    »Auch ein gutes Argument«, sagte Stuyvesant.
    »Hier geht’s um Armstrong persönlich«, fuhr Reacher fort. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Denken Sie an den Zeitrahmen, an Ursache und Wirkung. Armstrong ist erst diesen Sommer als Mitkandidat aufgetreten. Vorher war er praktisch unbekannt. Das hat Froelich mir selbst erzählt. Jetzt gehen Morddrohungen gegen ihn ein. Warum? Weil er im Wahlkampf irgendetwas getan hat, behaupte ich.«
    Stuyvesant starrte die Tischfläche an. Legte die Hände flach darauf und bewegte sie in pedantischen kleinen Kreisen, als müsste er ein verknittertes Tischtuch glatt streichen. Dann beugte er sich nach vorn und schubste das erste Foto unter das zweite. Dann beide unter das dritte. So machte er weiter, bis alle sechs einen ordentlichen Stapel bildeten. Er legte ihn in die Mappe und klappte sie zu.
    »Okay, wir machen Folgendes«, sagte er. »Wir informieren Bannon über Neagleys Theorie. Ein von uns abgelehnter Bewerber fällt mehr oder weniger in dieselbe Kategorie wie jemand, den wir später entlassen haben. Mit all dem kann das FBI sich befassen. Es hat reichlich Personal, wir haben die Unterlagen. Und die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass Bannon Recht hat. Aber es wäre fahrlässig, wenn wir nicht auch die Alternative berücksichtigen würden, dass er Unrecht haben könnte. Deshalb werden wir uns mit Reachers Theorie befassen. Weil wir irgendetwas tun müssen – schon um Froelichs willen, von allem anderen mal abgesehen. Also, womit fangen wir an?«
    »Mit Armstrong«, schlug Reacher vor. »Wir kriegen raus, wer ihn hasst und warum.«
    Stuyvesant rief den Mann von der Abteilung Personenschutzforschung an und beorderte ihn sofort ins Büro. Da er gerade mit seiner Familie beim Thanksgiving-Dinner saß, ließ Stuyvesant sich erweichen und gab ihm zwei Stunden Zeit. Dann fuhr er wieder zum Hoover Building, um erneut mit Bannon zu sprechen. Reacher und Neagley warteten am Empfang auf seine Rückkehr. Dort stand ein Fernseher, und Reacher wollte erfahren, ob Armstrong in den

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