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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sagte yeah und hörte kurz zu. Dann schaltete er das Handy aus und steckte es wieder in die Jackentasche.
    »Sacramento?«, fragte Stuyvesant.
    »Nein«, antwortete Bannon. »Ortsgespräch. Sie haben das Gewehr gefunden.«
    Sie fuhren ohne Swain ins FBI-Labor im Hoover Building. Dort versammelte sich ein Team von Fachleuten. Alle sahen Swain sehr ähnlich: Akademiker- und Gelehrtentypen, die an ihren Arbeitsplatz beordert worden waren. Sie sahen wie Familienväter aus, die damit gerechnet hatten, den Rest des Tages vor dem Fernseher zu verbringen. Einige hatten sich schon ein paar Biere genehmigt. Das war klar. Neagley kannte einen von ihnen vage von ihrem Praktikum, das sie vor Jahren in einem FBI-Labor absolviert hatte.
    »War’s ein Vaime Mk2?«, fragte Bannon.
    »Eindeutig«, sagte einer der Techniker.
    »Seriennummer dran?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Mit Säure abgeätzt.«
    »Lässt sich da irgendwas machen?«
    Der Mann schüttelte erneut den Kopf. »Nein«, sagte er. »Wäre die Nummer eingeschlagen, könnten wir im Stahl darunter genügend beschädigte Kristalle finden, um die Nummer zu rekonstruieren, aber Vaime schlägt die Nummern nicht ein, sondern graviert sie ein. Da lässt sich nichts machen.«
    »Wo ist das Gewehr jetzt?«
    »Wir bedampfen es, um vielleicht Fingerabdrücke zu finden«, antwortete der Mann. »Aber das ist aussichtslos. Unter dem Fluoroskop war nichts zu sehen. Auch unter dem Laser nicht. Es ist abgewischt worden.«
    »Wo hat man es gefunden?«
    »Im Lagerhaus. Hinter der Tür eines der Räume im zweiten Stock.«
    »Sie müssen dort drinnen gewartet haben«, sagte Bannon. »Vielleicht fünf Minuten lang, um dann zu verschwinden, als das Durcheinander am größten war. Cool!«
    »Patronenhülsen?«, fragte Neagley.
    »Keine«, sagte der Techniker. »Sie müssen die Hülsen eingesammelt haben. Aber wir sind im Besitz aller vier Kugeln. Die drei von heute sind durch Einschläge in Mauern deformiert, aber die aus Minnesota ist intakt. Der schlammige Boden hat sie vor der Zerstörung bewahrt.«
    Er trat an einen Arbeitstisch, auf dem man die Geschosse auf einem sauberen weißen Blatt Einwickelpapier aufgereiht hatte. Drei von ihnen waren beim Aufschlag zu unförmigen Klumpen deformiert worden. Eines, und zwar das, welches Armstrong verfehlt und die Mauer getroffen hatte, war sauber. Zwei der beiden anderen waren mit schwarzen Spuren von Crosettis Gehirnmasse beziehungsweise Froelichs Blut überzogen. Die Überreste menschlichen Gewebes hatten sich auf den Kupferummantelungen abgelagert und waren auf ihrer heißen Oberfläche zu charakteristischen Spitzenmustern eingebrannt. Dann waren diese Muster zerstört worden, als die Kugeln weitergeflogen waren und auf harte Oberflächen trafen. In Froelichs Fall war das die Hofmauer gewesen, in dem von Crosetti vermutlich eine Innenwand des Treppenhauses. Die Kugel aus Minnesota sah dagegen neu aus. Beim Eindringen in den schlammigen Boden war sie blank gescheuert worden.
    »Holt das Gewehr«, befahl Bannon.
    Als das Vaime Mk2 aus dem Labor gebracht wurde, roch es noch nach den Leimdämpfen, denen es ausgesetzt worden war, um auf diese Weise vielleicht verborgene Fingerabdrücke zu entdecken. Es war eine klobige, undramatische Waffe, mit mattschwarzer Kunstharzfarbe überzogen, wie sie die Fabrik verlassen hatte. Sie besaß einen kurzen, gedrungenen Verschlusshebel und einen relativ kurzen Lauf, der durch den dicken Schalldämpfer erheblich verlängert wurde. Auf den Lauf war ein Zielfernrohr aufgeschraubt.
    »Das ist das falsche Zielfernrohr«, stellte Reacher fest. »Es ist ein Hensoldt. Vaime verwendet Bushnell-Zielfernrohre.«
    »Yeah, man hat es modifiziert«, sagte einer der Techniker. »Das haben wir bereits vermerkt.«
    »Von der Fabrik?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, antwortete er. »Gute Arbeit, aber nicht ganz Fabrikstandard.«
    »Was bedeutet das also?«, fragte Bannon.
    »Weiß ich nicht genau«, sagte Reacher.
    »Ist ein Hensoldt besser als ein Bushnell?«
    »Eigentlich nicht. Beide sind gute Zielfernrohre. Wie BMW und Mercedes. Wie Canon und Nikon.«
    »Trotzdem könnte jemand eine bestimmte Vorliebe haben?«
    »Nicht jemand im Staatsdienst«, entgegnete Reacher. »Was würden Sie zum Beispiel sagen, wenn einer Ihrer Tatortfotografen zu Ihnen käme und statt seiner Nikon eine Canon verlangen würde?«
    »Ich würde ihn wahrscheinlich zum Teufel schicken.«
    »Genau. Er arbeitet mit dem, was er hat.

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