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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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hätte ich diese Art von Irrsinn vorhersehen können?«
    Schweigen.
    »So, das ist mein schlimmes Geheimnis«, sagte Armstrong. »Nicht dass ich vor dreißig Jahren etwas Unrechtes getan hätte, aber ich hatte vor drei Wochen nicht genug Fantasie, mir vorzustellen, welche Folgen diese Sendung haben würde.«
    Niemand sprach.
    »Soll ich Stuyvesant jetzt darüber informieren?«, fragte Armstrong.
    »Ihre Entscheidung«, antwortete Reacher.
    Armstrong der Privatmann verblasste wieder und wurde durch Armstrong den Politiker ersetzt.
    »Ich werde es ihm nicht sagen«, erklärte er. »Schlecht für ihn, schlecht für mich. Menschen haben gelitten, einige sind sogar gestorben. Man könnte uns beiden gravierende Fehleinschätzungen vorwerfen. Er hätte mich fragen, ich hätte es ihm erzählen sollen.«
    Reacher nickte. »Überlassen Sie die Sache also uns. Dann kennen Sie unser Geheimnis und wir Ihres.«
    »Und leben glücklich und zufrieden bis an unser seliges Ende.«
    »Nun, wir werden zumindest leben«, meinte Reacher.
    »Personenbeschreibung?«, wollte Neagley wissen.
    »Gewöhnliche Jugendliche«, sagte Armstrong. »Etwa in meinem Alter. Ich erinnere mich nur an ihre Augen.«
    »Wie heißt die Stadt?«
    »Underwood, Oregon«, antwortete Armstrong. »Wo meine Mutter noch immer lebt und ich in einer Stunde hinreise.«
    »Und diese Jugendlichen waren von dort?«
    Armstrong sah zu Reacher. »Sie haben die Vermutung geäußert, dass sie sich nach Hause zurückziehen werden, um zu warten.«
    »Ja«, sagte Reacher. »Das stimmt.«
    »Und ich bin genau dorthin unterwegs.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, beruhigte ihn Reacher. »Diese Theorie ist inzwischen längst überholt. Ich nehme an, sie haben erwartet, dass Sie sich an sie erinnern würden. Sie konnten nicht voraussehen, dass zwischen Ihnen und dem Secret Service Funkstille herrschen würde. Sie wollen vermeiden, dass Sie das FBI direkt zu ihrer Tür führen. Deshalb haben Sie ihre Adresse geändert. Sie leben nicht mehr in Oregon. Das können wir als feststehende Tatsache betrachten.«
    »Wie wollen Sie sie dann finden?«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Wir können sie nicht finden. Nicht jetzt. Nicht rechtzeitig. Sie müssen uns finden. In Wyoming. Bei dem Trauergottesdienst.«
    »Ich werde auch dort sein. Mit einem Minimum an Schutz.«
    »Dann können wir nur hoffen, dass alles vorbei ist, wenn Sie eintreffen.«
    »Sollte ich Stuyvesant darüber informieren?«, fragte Armstrong nochmals.
    »Ihre Entscheidung«, wiederholte Reacher.
    »Ich kann meine Teilnahme nicht absagen. Das wäre falsch.«
    »Nein«, sagte Reacher. »Vermutlich nicht.«
    »Ich kann’s Stuyvesant jetzt nicht sagen.«
    »Nein«, sagte Reacher. »Vermutlich nicht.«
    Armstrong schwieg. Reacher und Neagley standen auf, um zu gehen.
    »Übrigens«, sagte Reacher, »wir glauben, dass diese Männer später Cops geworden sind.«
    Armstrong saß ganz ruhig da und begann den Kopf zu schütteln, hörte aber gleich wieder damit auf und starrte auf den Schreibtisch. Über sein Gesicht huschte ein Schatten.
    »Irgendwas, das sie damals gesagt haben«, erklärte er. »Ich hab’s nur mit halbem Ohr gehört und natürlich nicht geglaubt. Aber ich erinnere mich jetzt, dass sie behauptet haben, ihr Vater sei ein Cop, und er könne dafür sorgen, dass wir große Schwierigkeiten bekämen.«
    Reacher sagte nichts.
    Die Bodyguards begleiteten sie hinaus. Sie gingen durch das Zelt auf dem Gehsteig und machten sich auf den Weg zur Metro. Die Luft fühlte sich klar und kalt an. Die Straßen waren jetzt am späten Vormittag menschenleer. Neagley riss den Umschlag auf, den Stuyvesant ihr gegeben hatte. Er enthielt einen Scheck über fünftausend Dollar. In der Betreff-Zeile stand: Professionelle Beratung. Reachers Umschlag enthielt zwei Schecks. Einen über ebenfalls fünftausend Dollar, einen anderen – auf den Cent genau – für seine Auslagen für das Sicherheitsaudit.
    »Wir sollten einkaufen gehen«, meinte Neagley. »In diesen Klamotten können wir in Wyoming nicht auftreten.«
    »Ich will nicht, dass du mitkommst«, sagte Reacher.

17
     
    Sie trugen ihren Streit auf offener Straße aus, während sie durch Georgetown gingen.
    »Machst du dir Sorgen um meine Sicherheit?«, fragte Neagley. »Das sollst du nicht. Mir passiert schon nichts. Ich kann selbst auf mich aufpassen und meine Entscheidungen allein treffen.«
    »Ich mach mir keine Sorgen um deine Sicherheit«, entgegnete Reacher.
    »Worum dann?

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