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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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hoffen«, sagte er. »Und außerdem waren sie zu dritt.«
    »Flotte Dreier soll’s schon gegeben haben«, bemerkte Neagley.
    »Sie leben unter einem Dach«, sagte Stuyvesant. »Wollen sie das, können sie’s zu Hause machen, oder?«
    »Vielleicht empfinden sie’s als ein erotisches Abenteuer«, sagte Froelich, »es am Arbeitsplatz zu treiben.«
    »Vergesst den Sex«, sagte Reacher. »Denkt an das bisschen Zerzaustheit. Weshalb ist dieser Eindruck bei uns entstanden?«
    Alle zuckten mit den Schultern. Stuyvesant war noch immer blass. Reacher lächelte.
    »Da gab’s noch etwas anderes auf dem Überwachungsvideo«, erklärte er. »Beim Hineingehen ist der Müllsack ziemlich leer, beim Herauskommen aber fast voll. War also viel Abfall im Büro?«
    »Nein«, antwortete Stuyvesant, als sei er gekränkt. »Ich lasse nie Abfall zurück.«
    Froelich setzte sich auf. »Was war also in dem Müllsack?«
    »Abfälle«, entgegnete Reacher.
    »Das verstehe ich nicht«, meinte Froelich.
    »Fünfzehn Minuten ist eine lange Zeit«, sagte Reacher. »Den Vorraum haben sie gründlich geputzt und waren damit in neun Minuten fertig. Dieser Raum ist etwas größer und voll gestellter. Mehr Fläche, mehr Möbel. Vergleicht also die beiden Räume und den notwendigen Arbeitsaufwand, geht davon aus, dass die Raumpfleger immer gleich schnell arbeiten, und sagt mir, wie lange sie im Büro hätten bleiben sollen .«
    Froelich zuckte mit den Schultern. »Sieben Minuten? Acht?«
    Neagley nickte. »Ich tippe auf höchstens neun Minuten.«
    »Ich hab’s gern sauber«, warf Stuyvesant ein, »und habe entsprechende Anweisungen gegeben. In meinem Büro sollten sie nie weniger als zehn Minuten putzen.«
    »Aber keine fünfzehn«, sagte Reacher. »Das wäre übertrieben. Wir haben sie gefragt, warum sie so lange in diesem Büro waren. Und was haben sie darauf geantwortet?«
    »Nichts«, antwortete Neagley. »Sie haben nur verständnislos geschaut.«
    »Dann haben wir sie gefragt, ob sie das Büro jede Nacht gleich lange putzen, was sie bestätigt haben.«
    Stuyvesant sah fragend zu Neagley. Sie nickte zustimmend.
    »Okay«, fuhr Reacher fort. »Damit wäre der Zeitraum eingegrenzt. Uns interessieren genau diese fünfzehn Minuten. Ihr habt alle die Überwachungsvideos gesehen. Sagt mir jetzt, was die Raumpfleger in dieser Zeit gemacht haben.«
    Schweigen.
    »Zwei Möglichkeiten«, sagte Reacher. »Sie haben in dieser Zeit ihr Haar wachsen lassen – oder auch nicht.«
    »Was?«, fragte Froelich.
    »Deshalb sehen sie ein wenig zerzaust aus. Vor allem Julio. Sein Haar ist beim Herauskommen etwas länger als beim Hineingehen.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Das ist möglich, weil wir nicht die Aktivitäten einer einzigen Nacht sehen. Wir sehen zwei zusammengesetzte Nächte. Zwei Teile zweier verschiedener Nächte.«
    Schweigen im Raum.
    »Zwei Videobänder«, erklärte Reacher. »Der Bandwechsel um Mitternacht ist der Schlüssel. Das erste Band ist authentisch, weil es anfangs zeigt, wie Stuyvesant und seine Sekretärin nach Hause gehen. Das war der echte Mittwoch. Die Raumpfleger tauchen um dreiundzwanzig Uhr zweiundfünfzig auf. Dass sie müde aussehen, liegt vielleicht daran, dass dies nach einigen Tagen Pause wieder ihre erste Nachtschicht ist und sie vielleicht den ganzen Tag Dinge erledigt haben. Aber sie sind gut in der Zeit. Nirgends verschütteter Kaffee, nirgends viel Abfall. Der Müllsack ist fast leer. Ich schätze, dass sie mit dem Büro in etwa neun Minuten fertig waren – vermutlich ihr normales Tempo. Wahrscheinlich sind sie in Wirklichkeit eine Minute nach Mitternacht aus dem Büro gekommen und haben weitere neun Minuten damit verbracht, den Vorraum zu putzen. Zehn Minuten nach Mitternacht sind sie dann gegangen.«
    »Aber?«, fragte Froelich.
    »Aber nach Mitternacht sehen wir eine ganz andere Nacht, eine, die möglicherweise ein paar Wochen zurückliegt – bevor Julio beim Friseur war. Eine Nacht, in der sie später gekommen und daher auch später gegangen sind, weil sie in einem anderen Büro aufgehalten wurden. Beim Herauskommen haben sie lebhafter gewirkt, weil sie sich beeilt haben, ihre Verspätung aufzuholen. Deshalb haben wir sie am Mittwoch hineingehen und in einer völlig anderen Nacht herauskommen sehen.«
    »Aber das Datum hat gestimmt«, stellte Froelich fest. »Das war eindeutig der Donnerstag.«
    Reacher nickte. »Nendick hat alles im Voraus geplant.«
    »Nendick?«
    »Der Mann, der für die Videoüberwachung zuständig

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