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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gelohnt, wenn Dad sich am Ende bereit erklärt hätte, für mich zu stimmen. Doch das erschien jetzt eher unwahrscheinlich. Statt das erwünschte Ergebnis zu bringen, hatte der Versuch mit einer Diskussion über meine Mutter geendet – mit einer Diskussion, die mich aufgewühlt und verstört hatte und meinen Vater vermutlich enttäuscht.
    Doch das alles vergaß ich, als ich Karen auf mich zulaufen sah. Sie umarmte und küßte mich und fröstelte in der kühlen schottischen Luft. »Komm, laß uns fahren«, bat sie.
    Sie machte es sich im BMW bequem. »Wirklich ein schöner Wagen«, sagte sie. »Schade, daß du ihn mitgenommen hast. Ich vermisse ihn.«
    Vom Flugplatz aus fuhren wir in Richtung Norden, über die Forth Road Bridge, durch die von Zechen entstellte Landschaft bei Cowdenbeath und Kirkcaldy und schließlich auf die Küste von Ostfif eshire zu. Eine Stunde später schlängelten wir uns durch die engen Gassen von Kirkhaven und hielten vor Inch Lodge.
    »Da wären wir«, sagte ich und führte sie ins Haus.
    »Kann ich mich ein bißchen umschauen? Ich hab’ nicht viel gesehen, damals bei der Beerdigung.«
    »Natürlich.«
    Langsam ging sie durchs Haus und hielt mit ihrer Bewunderung nicht hinterm Berg. »Du hast recht, es ist wirklich schön. Es hat viel Atmosphäre. Ein ruhiger und freundlicher Ort.«
    Ich lächelte. »Es ist mir schon sehr ans Herz gewachsen.«
    »Ich habe Hunger«, sagte sie, und wir gingen in die Küche.
    Ich machte uns eine Suppe warm, und wir aßen am alten Eichentisch. Dabei blickten wir mißmutig in den Regen hinaus, den der Wind übers Meer jagte und wie Trommelfeuer gegen die Fenster prasseln ließ. Eigentlich hatte ich am Nachmittag einen Spaziergang geplant, statt dessen beschloß ich nun, Karen die Firma zu zeigen. Sie sagte, sie sei neugierig, denn sie habe so ein Werk noch nie gesehen.
    Wir fuhren durch die grauen Außenbezirke von Glenrothes und fädelten uns in die vielen überflüssigen Verkehrskreisel ein, deren Abzweigungen ins Nichts führten. Karen war sichtlich enttäuscht. »Glenrothes, was für ein romantischer Name. Eigentlich hab’ ich da ein bißchen mehr erwartet.«
    »Was denn, Moore und Seen und die Herrscher der Glens?«
    »Ja. Bis jetzt habe ich noch keinen Mann im Schottenrock gesehen.«
    Ich lachte. »Da wirst du dich wohl auf noch eine Enttäuschung gefaßt machen müssen. Die meisten Einwohner kommen aus Glasgow. Sie ziehen hierher, um zu arbeiten, und sie leisten gute Arbeit. Und ob du’s glaubst oder nicht, du siehst hier mehr Grün als in Glasgow.«
    Das war an einem Tag wie heute schwer zu glauben, an dem der Regen auf die Straße peitschte und von den Dächern der grauen, modernen Werkgebäude tropfte.
    Dann hielten wir vor FairSystems. Obwohl es Samstag war, standen einige Autos auf dem Parkplatz. Ich führte sie im Betrieb umher und erklärte ihr, welche Rolle die einzelnen Abteilungen im Produktionsprozeß spielten. Das ging mir alles so glatt von den Lippen, daß ich selbst überrascht war, wieviel ich bereits über die Firma wußte.
    Vor dem Raum, in dem das Projekt Plattform entwickelt wurde, machten wir einen Moment halt. Ohne ins Detail zu gehen, deutete ich an, was dort vor sich ging und wie gründlich FairSystems und Jenson Computer die Welt verändern würden. Zu meiner Enttäuschung schien sie das nicht sonderlich zu beeindrucken.
    »Begreifst du nicht«, sagte ich. »Das ist eine einmalige Gelegenheit für FairSystems, sich den Markt für Virtuelle Realität bis ins nächste Jahrhundert hinein zu sichern.«
    Karen seufzte. »Das wäre bestimmt eine tolle Sache. Aber du redest allmählich schon genauso wie Richard. Darauf sind wir schon einmal reingefallen, und wir sollten uns hüten, es noch mal zu tun.«
    »Aber denk doch bloß an die Erfolgsgeschichte von Microsoft.«
    »Ach, Mark.« Karen schüttelte den Kopf. »Microsoft stellt Software für Computer her. Alle haben Computer. Die sind nützlich. FairSystems produziert Spielzeug. Begreifst du das nicht, Mark? Das hier ist eine Spielzeugfirma und noch dazu eine winzig kleine. Überlaß sie einer größeren Spielzeugfirma, und komm zurück in die Welt der Erwachsenen.«
    »Das ist kein Spielzeug …«
    Karen fiel mir ins Wort: »Du bist ja schon genauso vernagelt, wie dein Bruder es war. Das sind alles Hirngespinste, und je schneller du wieder auf den Boden der Tatsachen kommst, desto besser für dich.«
    »Aber Karen, ich dachte, du willst auch nicht, daß wir verkaufen!«
    »Ich

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