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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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wandte sich an mich.
    »Mr. Akama ist auf das äußerste empört, daß Sie Ihre Geschäftspartner derart hintergehen. Er sagt, Sie müßten eigentlich wissen, daß Sega und Nintendo unsere Konkurrenten sind und daß Sie unser Vertrauen in übler Weise mißbrauchen.«
    Ich lachte. »Sagen Sie Mr. Akama, ich sei empört, weil er meinen Marketingdirektor dazu überredet hat, mich und die Firma zu verraten.«
    Yoshi wartete einen Augenblick, bevor er diese Mitteilung übersetzte. Mr. Akama hatte inzwischen seine Haltung wiedergewonnen. Ausdruckslos ruhten seine Augen auf mir.
    »Ich hätte einen Vorschlag«, sagte ich und räusperte mich. »Wir erteilen Onada Industries eine einfache, das heißt nicht ausschließliche Lizenz für FairSim1, ohne das vollständige Quellenprogramm offenzulegen. Aber wir stellen Ihnen gerne unsere Leute zur Verfügung, wann immer es nötig ist, Onada-Anwendungen an FairSim1 anzupassen, und das zu den branchenüblichen Tarifen. Allerdings brauchen wir für diese Programmierarbeit einen Vorschuß von zweihunderttausend Dollar.«
    »An einer solchen Vereinbarung haben wir kein Interesse«, erklärte Yoshi ungeduldig. »Wir dachten, wir erörtern hier den Verkauf Ihres Unternehmens.«
    »Davon kann keine Rede sein.«
    Yoshi dachte eine Augenblick nach. »Warum sollten wir auf Ihren Vorschlag eingehen? Uns geht es um die Exklusivrechte an FairSim1, zumindest auf dem Unterhaltungssektor. Warum sollten wir an Sie zahlen, wenn andere das gleiche System verwenden können?«
    Ich mußte ihnen ein bißchen mehr erzählen. Das hatte ich erwartet. Hoffentlich erfuhr Jenson nicht davon. Ich mußte einfach auf die obsessive Geheimniskrämerei der Japaner vertrauen.
    »Was ich Ihnen jetzt mitteile, müssen Sie unbedingt vertraulich behandeln, okay?«
    »Sicher«, sagte Yoshi. Ich meinte, auch bei Akama ein leichtes Nicken bemerkt zu haben, war mir aber nicht ganz sicher.
    »FairSystems steht kurz vor dem Abschluß von FairSim2, das erheblich leistungsfähiger sein wird als die gegenwärtige Version. Aber wichtiger noch, wir haben dafür ein völlig neues Graphiksystem entwickelt. Mit seiner Hilfe werden die Rechner die VR-Verarbeitung weit schneller abwickeln können als je zuvor. Wir hoffen, daß unser System der Standard der Branche wird. Es wird allen zur Verfügung stehen, auch Onada Industries.«
    »Weshalb sollten wir dann irgendwelche Zahlungen im voraus leisten?«
    »Sie würden nicht für das System an sich zahlen, sondern für die Programmiererfahrung. Unsere Leute kennen sich am besten aus. Sie können Ihre Anwendungsprogramme viel rascher und wirksamer anpassen als die Konkurrenz. Binnen sechs Monaten haben Sie die besten VR-Programme der Welt. Was Sie damit anfangen, liegt natürlich bei Ihnen.«
    Yoshi hörte zu. Er verstand genau, was ich meinte. Und Mr. Akama auch, dessen war ich mir sicher.
    Yoshi zog die Stirn in Falten. »Was hindert Nintendo oder Sega daran, mit Ihnen zu ähnlichen Vereinbarungen zu kommen?«
    Den Einwand hatte ich erwartet. »Gute Frage. Wir sind gerne bereit, Ihnen unsere Programmiererfahrung sechs Monate lang exklusiv für Ihre Anwendungen auf dem Unterhaltungssektor zur Verfügung zu stellen.«
    »Sechs Monate? Das ist gar nichts.«
    »Zeit genug, um sich weltweit eine Vormachtstellung zu verschaffen. Zeit genug für Ihre Mitarbeiter, um sich das Wissen unserer Leute anzueignen. Überlegen Sie doch mal, Yoshi. Zweihunderttausend Dollar für eine weltweite Vormachtstellung! Das sollte sich doch rechnen.«
    Er überdachte das Gesagte. Dann wandte er sich an Akama. Fünf Minuten lang beratschlagten die beiden.
    Schließlich sagte Yoshi: »Vielen Dank für Ihren Vorschlag, Mr. Fairfax. Wir werden das in Tokio besprechen und uns vielleicht wieder an Sie wenden.«
    »Ach ja, das vergaß ich zu sagen. Ich brauche Ihre grundsätzliche Zusage, bevor ich dieses Büro verlasse, oder ich wende mich an Nintendo.« Damit ging ich wirklich an die äußerste Grenze, denn wer erwartet, daß japanische Geschäftsleute eine augenblickliche Entscheidung treffen, verlangt fast Unmögliches von ihnen. Trotzdem, es gab nur eine einzige richtige Antwort für sie. Was ich ihnen vorschlug, paßte genau in ihr Konzept, und sie konnten nicht riskieren, daß ich zu Nintendo ging.
    Und wir brauchten das Geld möglichst rasch.
    Erneute Beratschlagung in schnellem Japanisch. »Wir müssen in Tokio anrufen«, sagte Yoshi.
    »Wir warten gern«, sagte ich.
    Und wir warteten. Irgendwann brachten sie

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