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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gestiegen. Ed ließ mich einen kurzen Blick auf die monatliche Gewinn-und-Verlust-Rechnung werfen. Wir waren bereits mehr als zwei Millionen Dollar im Plus! Sehr zufriedenstellend.
    Bob Forrester betrat den Handelssaal. Er bemerkte mich und kam herüber. »Schön, Sie zu sehen, Mark. Freut mich, daß Sie uns nicht vergessen haben«, dröhnte er.
    »Scheint ja alles prima zu laufen ohne mich«, sagte ich und nickte in Richtung der Gewinn-und-Verlust-Zahlen auf dem Bildschirm.
    »Ja, Ed macht sich gut. Aber wir brauchen Sie hier, Mark. Wir hinken hinter unserem Jahressoll her, und ich kann einfach nicht länger auf Sie verzichten.«
    »Ich dachte, ich hätte Zeit bis zum ersten August?«
    »Tut mir leid, Mark. In der nächsten Woche brauche ich Sie wieder hier.«
    Das war eine Feststellung, keine Bitte und noch nicht einmal ein Befehl.
    »Das geht nicht. FairSystems steckt in einer schwierigen Situation. Ich kann da jetzt wirklich nicht weg.«
    Bob fixierte mich. Ich hielt seinem Blick stand. Er wußte, ich würde nicht klein beigeben.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Drei Wochen, und ich will Sie wieder an Ihrem Platz sehen, oder da sitzt jemand anders, wenn Sie wiederkommen.« Sprach’s, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Handelssaal.
    Das hatte mir gerade noch gefehlt! Vor allem mit den zusätzlichen Schulden, die ich mir aufgeladen hatte. Wenn ich meinen Job verlor, würde es nicht so leicht sein, einen neuen zu finden. Für jemanden, der auch nur ein paar Monate aus dem Geschäft raus ist, liegen die Angebote nicht gerade auf der Straße.
    Aber darüber konnte ich mir im Augenblick keine Sorgen machen.
    Die englische Zentrale von Onada Industries lag ein paar Schritte vom Hammersmith Broadway entfernt. Das Gebäude war klein, quadratisch und sehr modern. Auch innen war alles quadratisch und sehr modern. Offenbar waren die meisten Angestellten junge Engländer mit höflichem, seriösem Lächeln. Nur von ferne sah ich einen Japaner einen Gang entlangeilen.
    Man führte uns in ein Konferenzzimmer. Es war spärlich, aber kostspielig in Kirsche und heller Eiche möbliert. Indirektes Licht fiel auf weiße Wände. Eine Fensterwand gab den Blick auf den Empfangsbereich frei. Von außen war sie graugrün und undurchsichtig. Rachel und ich setzten uns.
    Für ihre Verhältnisse sah Rachel fast elegant aus. Die Jeans waren schwarz, nicht blau, und wiesen keine Löcher auf. Der Pullover, wahrscheinlich ihr bestes Stück, bestand aus Lambswool und war nicht halb so beutelig wie ihre anderen. So ließ sich ihre Figur nicht übersehen, schlank und trotzdem wohlgerundet. Das Haar war nach hinten gebunden, so daß man die Ohren und den schmalen Hals sah. In der gedämpften, indirekten Beleuchtung des Konferenzzimmers schimmerte ihre Haut fast wie an jenem Abend in ihrer Wohnung.
    Ich wurde in meinen Betrachtungen unterbrochen, als sich die Tür öffnete. Mr. Akama betrat den Raum, gefolgt von Yoshi und den beiden stummen Beisitzern.
    Akama in der Stadt? Ich fragte mich, ob er extra für unsere Besprechung angereist war oder ob er sich zufällig auf der Durchreise befand. Ich lächelte in mich hinein. Rachel hatte recht; wir waren wichtig für Onada.
    Akama verneigte sich vor mir, schenkte Rachel ein knappes Nicken und setzte sich. Ich nickte zurück. Auf seinem Schlips marschierte ein Rudel Elefanten im Gänsemarsch von rechts oben nach links unten in Richtung Hose.
    Mühsam quälten wir uns durch eine Viertelstunde Small talk. Seit unserem letzten Treffen hatte Akamas Englisch keinerlei Fortschritte gemacht. Er war steif und lächelte kaum jemals. Vermutlich hatte er die Beleidigung noch nicht verwunden, die ich ihm zugefügt hatte, indem ich ihm sein Geschäft mit David vermasselt hatte. Vielleicht war es ihm auch peinlich, daß ich herausgefunden hatte, in welcher Weise er David für Onadas Zwecke eingespannt hatte. Jedenfalls hatte Mr. Akama eine Reihe guter Gründe, mich nicht sonderlich zu mögen. Als er dort so saß und mich aus halbgeschlossenen Augen beobachtete, sah er wie ein gefährlicher Feind aus.
    Schließlich verstummte Yoshi, offenbar in der Erwartung, daß ich das Wort ergreifen würde.
    Ich tat es nicht, sondern reichte ihnen einfach das Fax, das ich an Sega und Nintendo abgeschickt hatte. Ich wartete ein paar Sekunden, bis Yoshi es Akama flüsternd erläutert hatte, dann schob ich Nintendos Antwort nach.
    Sie tat ihre Wirkung. Mr. Akama bekam einen roten Kopf und redete heftig auf Yoshi ein. Der

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