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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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gehen, und war aus dem Weg.
    Ich ging in unser Schlafzimmer. Es sah ziemlich unordentlich aus, was merkwürdig war. Gewöhnlich war Karen sehr ordentlich. Das Bett war nicht gemacht, und ein paar Kleidungsstücke lagen auf dem Fußboden. Vielleicht räumte sie nur meinetwegen auf und war, wenn sie allein war, viel nachlässiger. Ein hübscher Gedanke, aber unwahrscheinlich.
    Ich hängte mein Jackett in den Schrank. Auf die Unterhaltung mit Karen brannte ich nicht gerade. Bisher hatte ich mit ihr nur kurz am Telefon über ihre Abstimmung bei der Hauptversammlung geredet, und die Zeit nach Mitternacht ist für solche klärenden Gespräche nicht besonders geeignet.
    Ich hob ein paar Kleidungsstücke vom Fußboden auf und legte sie auf einen Stuhl. Einen Rock, einen BH, eine Bluse.
    Da fiel mein Blick auf ein Weinglas. Und noch eines.
    Zwei Weingläser!
    Ich richtete mich auf und betrachtete das Zimmer voller Abscheu.
    Jähe Wut packte mich. Ich schloß die Augen und ballte die Fäuste. Dann machte ich kehrt und hastete die Treppe empor.
    Ich stieß die Tür zum Wohnzimmer auf. Überrascht sah Karen auf. Sie saß in einem Sessel und trug nur einen Morgenmantel. In der Hand hielt sie ein volles Weinglas. Mit einem raschen Blick hatte ich das Zimmer erfaßt. Wer immer hier gewesen sein mochte, war fort.
    »Na, hast du dir ein neues Glas eingegossen?«
    Sie war sprachlos, und ihr Gesicht wurde schneeweiß.
    Ich trat ein paar Schritte näher. »Warum stehen zwei benutzte Weingläser in unserem Schlafzimmer, Karen?« fragte ich ruhig.
    Sie stand auf. Unsere Augen trafen sich. Langsam faßte sie sich. Ihr Gesicht verhärtete sich, die Brauen zogen sich zusammen, und der Mund wurde zu einer dünnen Linie. Herausfordernd blickte sie mich an.
    »Wo ist er?«
    »Fort.«
    »Hast du …?«
    Karen lächelte.
    »Das kann ich nicht glauben. Wie konntest du das tun? Bei mir zu Hause!«
    »Wo man zu jeder Tages- und Nachtzeit auf deine Anrufe gefaßt sein mußte. Es ging nicht anders.«
    »Du meinst, wenn ich aus Schottland angerufen habe, war er hier? Bei dir?«
    »Manchmal.« Sie nickte.
    Kein Anzeichen von Betroffenheit. Sie war ertappt worden, gab alles zu und wappnete sich gegen meine Vorwürfe.
    »Wer ist er? Wie heißt er?«
    Sie gab keine Antwort. Kaltblütig hielt sie meinem Blick stand.
    »Raus hier!« flüsterte ich.
    »Mark«, sagte sie. »Ich liebe ihn. Ich habe ihn immer geliebt und werde es immer tun.«
    »Raus!« schrie ich.
    Dann war sie fort. Im ersten Stock drückte sie sich an einer blassen Rachel vorbei.
    Benommen ließ ich mich in den Sessel fallen. Er roch nach Karens Parfüm. Ich stand auf, trat mit dem Fuß dagegen und ging ans große Fenster.
    Ich hätte es wissen, hätte es kommen sehen müssen. Kein Wunder, daß sie mir in letzter Zeit so merkwürdig vorgekommen war. Klar, daß sie keinen großen Wert auf meine Anwesenheit gelegt hatte, wenn sie statt dessen mit ihm zusammensein konnte. Mir fiel ein, wie fern sie mir zu sein schien, wenn wir miteinander schliefen. Jede Wette, daß sie bei ihm ganz anders war. Wie konnte sie so was tun? Wie konnte sie mich so hintergehen?
    Als ich jetzt darüber nachdachte, wurde mir klar, daß sie mich von Anfang an hintergangen hatte. »Ich habe ihn immer geliebt.« Das hatte sie mir ins Gesicht gesagt. Gewiß, ich wußte, daß sie diesen Mistkerl früher geliebt hatte, dachte aber, sie würde ihn jetzt hassen. Und ich hatte gehofft, im Laufe der Zeit würde sie lernen, mich zu lieben. Was für ein Narr war ich gewesen!
    Etwas berührte meine Schulter. Rachel reichte mir ein Glas mit purem Whisky. Sie selbst hielt ein Glas Rotwein in der Hand. Ich nahm den Whisky und war noch nicht einmal fähig, ihr zu danken. Gleich darauf gab ich ihr das leere Glas zurück. Sie füllte es noch einmal.
    Sie saß auf einem kleinen, unbequemen Stuhl in der Ecke, eine Flasche Wein zu ihren Füßen, und sah mich an. Plötzlich wurde mir ihre Gegenwart bewußt, aber ich konnte nicht mit ihr reden. Ich setzte mich auch auf einen Stuhl, stützte die Ellenbogen auf die Knie und starrte auf den Teppich.
    Wer war dieser Kerl? Was wußte ich von ihm? Es war ein älterer Mann. Er kannte Karen seit einigen Jahren.
    Bob Forrester! Vielleicht. Hatte Jack Tenko, die Pappnase, nicht gesagt, Forrester sei scharf auf Karen? War sie ihm in den letzten Monaten nicht geradezu unverschämt um den Bart gegangen? Wieso hatte ich nichts geschnallt? Vor ein paar Stunden hatte ich selbst noch mit ihm gesprochen!
    Doch

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