Tödliche Aktien
uns Sushi zum Mittag. Yoshi schaute herein, um zu sehen, ob wir noch etwas brauchten.
»Uns geht es gut«, sagte ich. »Kommen Sie voran?«
Vielsagend wiegte Yoshi den Kopf. »Es ist sehr schwierig. In Tokio ist es jetzt neun Uhr abends. Aber wir werden es weiter versuchen.«
Er wandte sich schon zum Gehen, da rief ich ihn noch einmal zurück. »Einen Augenblick noch, Yoshi! Ich würde gern noch etwas mit Ihnen besprechen.«
Er zögerte. Ich deutete auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich doch!«
Yoshi sah besorgt aus – und er hatte allen Grund dazu.
»Todd Sutherland ist doch Ihr Anwalt, oder?«
»Er arbeitet hin und wieder für uns, ja«, sagte Yoshi und sah etwas verwirrt aus.
»Warum haben Sie ihn zu Jonathan Bergeys Vater geschickt, um ihn zum Schweigen zu bringen?«
»Jonathan Bergey?«
»Der Junge, der nach dem Spiel an einem unserer VR-Geräte bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen ist. Und LSD nahm.«
Yoshi schwieg und dachte nach.
»Es wäre für die ganze VR-Branche sehr schlecht gewesen, wenn die Geschichte bekanntgeworden wäre«, sagte er schließlich. »Besonders für den VR-Unterhaltungssektor. Tatsächlich hätte diese Verknüpfung von LSD und VR genauso schädlich sein können wie der Unfall selbst. Sie wissen, wie wichtig der VR-Unterhaltungsmarkt für Onada Industries ist. Einen öffentlichen Prozeß konnten wir nicht brauchen.«
»Wie haben Sie von dem Unfall erfahren?«
Yoshi zuckte mit den Achseln.
»David hat es Ihnen erzählt, nicht wahr?«
Wieder zuckte Yoshi mit den Achseln.
»Noch eines«, sagte ich. »Gucken Sie sich das mal an!« Ich schob ihm die Fotos zu, die Keith auf unserem Parkplatz von Yoshi gemacht hatte. Er nahm sie und runzelte die Stirn.
»Ich habe sie Jim Robertson gezeigt, dem Wirt des Inch Tavern in Kirkhaven. Er hat mir gesagt, er habe Sie zusammen mit Richard am Abend vor dessen Tod in seinem Lokal gesehen. Sie seien der Mann, der sich im Robbers’ Arms als Hiro Suzuki eingetragen hat.«
Yoshis Stirn wurde noch krauser.
»Warum waren Sie dort, Yoshi?«
»Ich brauche Ihre Fragen nicht zu beantworten.«
»Warum tun Sie’s nicht, wenn Sie nichts zu verbergen haben?«
Wortlos blickte Yoshi auf das Foto hinunter.
»Vielleicht sollte ich Mr. Akama fragen, was Sie dort getan haben.«
Yoshi seufzte. »Okay. Ich sag’s Ihnen.« Er zögerte kurz. Ordnete er seine Gedanken? Oder legte er sich nur eine gute Geschichte zurecht?
»An jenem Wochenende bin ich nach Schottland gefahren, um Golf zu spielen. Richard hatte mir Kirkhaven als angenehmen Aufenthaltsort geschildert. Als ich dort war, rief ich ihn an und lud ihn zu einem Drink ein. Das war ohne jeden Hintergedanken. Wir verstanden uns gut.«
Plötzlich fiel mir das Treffen mit Richard und Greg im Windsor Castle ein. Damals hatte Richard erwähnt, er habe einen ganzen Tag lang versucht, mit einem japanischen Unternehmen zu verhandeln. Ich meinte mich zu erinnern, daß er gesagt hatte, die Japaner seien zäh, aber er könne den Burschen gut leiden, mit dem er verhandle. Das mußte Yoshi gewesen sein.
»Sie haben überhaupt nicht über geschäftliche Dinge gesprochen?«
»Nein«, sagte Yoshi. »Natürlich hätte ich Richard gerne dazu veranlaßt, seine Meinung über das Geschäft zu ändern, das wir mit ihm abzuschließen hofften. Aber wir haben es nicht angesprochen. Ich wollte einfach meine Beziehung zu ihm ein bißchen verbessern.«
»Das ist merkwürdig. Die Stammgäste haben erzählt, Sie hätten einen Streit mit ihm gehabt und er sei wütend hinausgerannt.«
Yoshi überlegte einen Moment. »Vielleicht hatte er schlechte Laune.«
»Und er hatte deswegen schlechte Laune, weil er wußte, daß David Baker Ihr Maulwurf bei FairSystems war?«
Yoshi schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, warum er schlechte Laune hatte. Ich weiß es wirklich nicht.«
Und ob er es wußte. Aber da war noch etwas, das mich interessierte. »Warum wollen Sie nicht, daß ich Mr. Akama von diesem Treffen erzähle?«
Plötzlich sah Yoshi sehr unbehaglich drein. »Er weiß davon nichts. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie nichts davon erwähnen würden.«
Er hatte die meisten meiner Fragen beantwortet, daher war ich ihm diesen Gefallen schuldig. »Okay, aber es könnte sein, daß ich die Polizei davon in Kenntnis setzen muß.«
Yoshis Unbehagen verstärkte sich. »Das muß doch nicht sein, oder? Wie gesagt, es war alles vollkommen harmlos.«
»Warten wir’s ab.« Ich hatte ihn da,
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