Tödliche Aktien
mochte ich ihn. Wissen Sie, er hatte was, an das er glaubte. Aber nun – doch, ich glaube, daß er dazu fähig wäre.«
»Glauben Sie, er könnte Richard umgebracht haben?«
»Weiß nicht«, sagte Rachel und schüttelte den Kopf. »Vielleicht. Auf jeden Fall hat er ihn gehaßt.«
»Was ist mit dieser Nachricht?«
»Na ja, das muß ein Erpressungsversuch sein. Aber damit hat er nur seine Zeit verschwendet. Richard wäre nie darauf eingegangen.«
Damit hatte sie sicherlich recht. Aber es gab noch etwas, was ich an dieser Nachricht nicht verstand. »Wie ist Doogie überhaupt an eine Kopie des Briefes gekommen? Er war doch in Willies Akten gut aufgehoben.«
Rachel runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht. Ich glaube, er hat sich auch schon früher wichtige Informationen über FairSystems besorgt. Aber damals dachte ich, er hätte sich von außen Zugang zu unserem Computernetz verschafft. Sie wissen doch, über die Telefonleitung. Daraufhin haben wir die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, und ich hatte gehofft, er könnte nicht mehr eindringen. Im übrigen gibt es diesen Brief wahrscheinlich nur auf Papier. Es lag kein Grund vor, ihn im Computersystem zu speichern. Nein, entweder hat er ihn von jemandem bekommen, oder er hat eine Möglichkeit gefunden, ins Werk einzubrechen.«
»Okay, dann reden wir mal mit ihm.«
»Mit Doogie?«
»Ja, wissen Sie, wo er wohnt?«
»In Edinburgh.«
»Gut. Lassen Sie uns morgen früh hinfahren.«
An diesem Nachmittag fuhr mich Rachel nach Glenrothes. Ich fühlte mich nach meinem Abenteuer im brennenden Bootsschuppen immer noch geschwächt, und mein Rücken schmerzte höllisch, aber ich hatte Sorenson versprochen, ihn aufzusuchen, also tat ich es.
Er saß wieder in Richards Büro. Nachdem er mir einen Stuhl angeboten hatte, bat er Susan, Richards Sekretärin, uns eine Tasse Tee zu bringen.
»Ich habe von dem Brand gehört«, sagte Sorenson. »Außerdem hat man mir erzählt, daß Sie dabei fast umgekommen wären. Was macht die Hand?«
»Schmerzt«, sagte ich, »aber sie wird heilen.«
»Hat die Polizei eine Vermutung, wer es getan hat?«
»Möglicherweise. Man hat eine Nachricht von Doogie Fisher an Richard gefunden. Es geht um den Motorradunfall in Kalifornien. Er schreibt, er werde die Presse informieren, wenn FairSystems nicht alle VR-Geräte vom Markt nimmt.«
»Tatsächlich?« fragte Sorenson. »Doogie Fisher ist der Verrückte, der hier früher gearbeitet hat, nicht wahr? Der Bursche, der sich zu dieser Horde von Maschinenstürmern gesellt hat.«
»Richtig. Haben Sie ihn gekannt?«
»Nein. Als ich Vorsitzender wurde, war er schon gegangen. Aber ich habe die Leute hier über ihn reden hören. Vor einiger Zeit ist hier eine Briefbombe eingegangen. Sie haben nie herausgefunden, wer sie geschickt hat, aber auf Doogie Fisher haben die meisten getippt.«
»Ich glaube, der Inspektor hat ihn auch wegen der Brandstiftung auf dem Kieker.«
»Heißt das, daß sie ihn auch für Richards Mörder halten?«
Ich seufzte. »Weiß ich nicht.« Ich rieb mir die Augen. Ich war zu müde, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Richards Tod, FairSystems, das Feuer. Alles kreiste in meinem Kopf. Ich brauchte Zeit und Ruhe, um Klarheit zu gewinnen.
»Sie sehen ziemlich geschafft aus«, sagte Sorenson.
Ich richtete mich auf und lächelte schwach. »Mir fehlt nichts.«
»Nun ja, ich hoffe, daß der Fall bald geklärt ist. Je rascher diese Ungewißheit vorbei ist, desto besser. Ich habe David und Rachel gebeten, dafür zu sorgen, daß der Polizei alle Informationen zugänglich gemacht werden.«
Er schlürfte seinen Tee. Die zierliche Tasse wirkte etwas zerbrechlich in seinen großen Händen.
»Gestern abend habe ich mit Ihrem Vater gesprochen. Ich nehme an, Sie können sich nicht mit ihm einig werden, was mit dem Unternehmen geschehen soll, oder?«
Ich versuchte, mich auf FairSystems und seine Zukunft zu konzentrieren. »Richtig«, sagte ich. »Ich will verkaufen, er nicht.«
»Darf ich einen Vorschlag machen?«
Ich nickte.
»Warten wir im Moment noch mit dem Verkauf der Firma. Wir haben Zeit. Bis September können wir es schaffen. Wer weiß, vielleicht schließen wir im Herbst neue Verträge ab. Offenbar war Richard der Meinung, von Jenson Computer würden Ende des Jahres unter Umständen einige große Aufträge zu erwarten sein. Die Aktien stehen nur bei viereinhalb. Zu niedrig, um zu verkaufen. Halten wir noch ein paar Monate durch, konsolidieren wir die Firma, und sehen
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