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Tödliche Aktien

Titel: Tödliche Aktien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Kopf gehen lassen?«
    »Sicher«, sagte Sorenson. »Aber lassen Sie sich nicht zuviel Zeit. Geben Sie mir bis Freitag Bescheid. Am nächsten Montag ist eine Sitzung der Firmenleitung, und ich würde Sie da gern als Geschäftsführenden Direktor bestätigen lassen. Bis dahin bleibe ich in Schottland und kümmere mich um das Geschäft.«
    ZEHN
    Ich parkte den BMW in einer ruhigen Straße in Tollcross, einer schmuddeligen Wohngegend von Edinburgh, südlich des Schlosses. Bei Harrison Brothers wirkte das Auto völlig normal, es fügte sich problemlos ins Straßenbild des Londoner Westens, aber hier machte es einen etwas protzigen Eindruck. Schwatzend und lachend kam eine Gruppe Studenten die Straße herunter. Ich kannte die Gegend flüchtig. Vor einigen Jahren, als Richard noch an der Uni war, hatte er hier ein Zimmer gemietet.
    Rachel führte mich zu einem großen grauen Mietshaus. Wir betraten einen engen Hausflur, quetschten uns an einem Fahrrad vorbei und erklommen die Stiege. Drei Treppen hoch, dann standen wir vor einer Tür, neben der unter der Klingel ein Stück Pappe klebte: D. Fisher. Rachel klingelte.
    Doogie öffnete die Tür. Er war dünn und drahtig. Deutlich zeichneten sich die Muskeln an seinen nackten Unterarmen ab. Unter dem Ärmel seines weißen T-Shirts war eine Tätowierung zu sehen. Sein hellbraunes Haar trug er sehr kurz, und sein Gesicht war von tiefen Falten durchzogen. Die dunkelbraunen Augen lagen in tiefen Höhlen, die sich unter dem Einfluß von Schlafmangel fast schwärzlich verfärbt hatten.
    »Was zum Teufel willst du hier?« Er sprach laut, deutlich und mit schottischem Akzent.
    »Wir wollten nur mal vorbeischauen«, sagte Rachel.
    Er musterte mich.
    »Wer ist der Typ?« fragte er.
    Rachel betrat die Wohnung. »Mark Fairfax, Richards Bruder. Er ist der neue GD von FairSystems.«
    Einen Augenblick brachte mich diese Beschreibung meiner Person völlig aus der Fassung. Offenbar hatte Sorenson schon mit Rachel über seinen Vorschlag gesprochen.
    »Und warum bringst du ihn mit?« Doogie schien nicht gerade erfreut zu sein, mich zu sehen.
    »Er möchte mit dir reden.«
    »Aha. Aber ich will nicht mit ihm reden. Ich hab’ genug geredet in letzter Zeit. Gestern hat mich die Polizei zwei Stunden lang genervt.«
    »Ich bin hier, um mit Ihnen über die Nachricht zu sprechen, die Sie meinem Bruder geschickt haben.«
    »Warum? Sie haben sie doch gelesen, oder?«
    »Mr. Fisher, ich weiß, daß Sie ein Mitglied von BOWL sind. Und ich weiß, daß Sie eine sehr entschiedene Haltung zur Virtuellen Realität haben. Ich bin hier, um Ihre Argumente kennenzulernen.«
    Mißtrauisch beäugte Doogie mich.
    »So, so, Sie wollen also mit mir sprechen?«
    Nach kurzem Zögern nickte er. Er sah, daß es mir ernst war. »Okay, setzen Sie sich.« Er zeigte auf ein altes braunes Sofa. Die Wohnung war spartanisch eingerichtet, nur das Nötigste. Billige, gleichgültig zusammengestellte Möbel. An den Wänden hingen martialische Poster: »Stoppt die Kopfsteuer«, »Rettet die Stahlindustrie in Schottland«, »Nieder mit den Faschisten«. Auf dem Kaminsims stand eine einzige Fotografie – sie zeigte einen mürrischen, kräftigen Mann mittleren Alters und eine hagere, verhärmte Frau. Daneben ein Schreibtisch vor der kahlen Wand, darauf ein Computer, Papiere, zwei Kaffeebecher. Dies war der einzige Teil des Zimmers, der bewohnt aussah.
    »Ich denke, die Dinger mögen Sie nicht«, sagte ich mit einer Kopfbewegung in Richtung des Computers.
    »Mag ich auch nicht«, sagte Doogie. »Doch in diesem Krieg mußt du den Feind verstehen und Zugang zu seinen Waffen haben. Die Kiste hat mir schon gute Dienste geleistet.«
    Ich hörte Pfoten auf Linoleum tapsen und sah einen untersetzten, gescheckten Hund mit mächtigen Muskelpaketen zur Tür hereinkommen. Zwischen gewaltigen Kiefern, die zu groß für den Rest des Körpers zu sein schienen, hing die Zunge heraus. Als das Tier uns sah, kam es auf uns zu. Stocksteif saß ich auf dem Sofa und hoffte, daß Doogie den Hund zurückrufen würde. Zunächst schnüffelte er an Rachels Knöcheln und dann an meinen.
    »Bei Fuß, Hannibal«, knurrte Doogie. Der Hund ließ von mir ab und schmiegte sich leise hechelnd an Herrchens Beine.
    Ich entspannte mich ein bißchen, behielt das Tier aber für alle Fälle im Auge. »Also, warum soll FairSystems die Öffentlichkeit mit seinen Geräten verschonen?«
    Doogie warf mir einen raschen Blick zu, offenbar, um festzustellen, ob ich wirklich an seiner

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