Tödliche Aktien
halten können, deshalb sollten Sie auf mich hören.«
»Ich werde auf Sie hören, David. Aber denken Sie daran, die Entscheidungen treffe ich.« Wir maßen einander mit Blicken. Es würde nicht leicht sein mit ihm. »Okay. Erzählen Sie mir jetzt bitte etwas zu unseren Kunden.«
Souverän ging David die Liste durch. Und es war ein professionell geführtes Unternehmen, vor allem wenn man die bescheidene Größe von FairSystems berücksichtigte. Da gab es ein paar Kunden mit großen Namen: Pentagon, NASA, DEC, Framatome, Deutsche Telekom, Sears Roebuck, Royal Air Force, Metropolitan Police, dazu viele bedeutende Unternehmen in der ganzen Welt. Doch sie alle kauften, wie David auf der Sitzung der Firmenleitung dargelegt hatte, immer nur eine Handvoll Systeme. Niemand schien die Absicht zu haben, Geräte in den Mengen zu ordern, die FairSystems endlich in die schwarzen Zahlen gebracht hätten.
Ich sprach es an.
»Sie haben recht«, sagte David. »Das ist die nächste große Aufgabe. Aber wir haben gute Voraussetzungen geschaffen. Für ein so junges Unternehmen wie das unsere dürfte es eine ganz außergewöhnliche Kundenliste sein. Besonders wo wir nur sechs Verkäufer haben. Sobald wir unsere Produkte zu einem vernünftigen Preis anbieten können, werden wir Tausende verkaufen. Sorgen Sie dafür, daß Rachel und ihre Jungs uns etwas an die Hand geben, was weniger als fünfundzwanzigtausend Dollar kostet, dann sollen Sie mal sehen, was wir damit alles anfangen.«
Er hatte wirklich hervorragende Arbeit geleistet.
»Doch selbst bei den gegenwärtigen Preisen wird der Absatz steil nach oben gehen«, fuhr David fort. »Augenblicklich arbeite ich beispielsweise an einem Geschäft mit Onada Industries, das uns in den nächsten Jahren erhebliche Lizenzgebühren bringen wird.«
»Was ist das für eine Firma?« fragte ich.
»Ein japanisches Elektronikunternehmen, das sich gerade auf den Unterhaltungsmarkt wagt. Es möchte gern mit Sega und Nintendo gleichziehen. Nun sind wir in der Unterhaltungselektronik nur sehr schwach vertreten. Wir haben zwar ein System zusammen mit Virtual America entwickelt, aber das ist auch alles. Höchstens zwanzig bis dreißig solcher Geräte haben wir verkauft. Marktführer auf diesem Gebiet ist gegenwärtig die Firma Virtuality aus Leicester. Mit dem japanischen Geschäft hätten wir die Möglichkeit, ihr diese Rolle streitig zu machen.
Daher handle ich derzeit mit Onada diesen Vertrag aus. Wir helfen den Japanern unter bestimmten Bedingungen, ein VR-Unterhaltungssystem zu entwickeln, das Virtuality und Sega vom Markt fegt.«
»Wunderbar«, sagte ich. »Hört sich toll an. Gut gemacht.«
»Ich hoffe, daß ich das Geschäft bald zum Abschluß bringen kann. Nächste Woche kommen die Japaner, um die Sache perfekt zu machen.« Kaum hatte er das gesagt, tat es ihm leid, wie ich deutlich bemerkte.
»Sehr schön. Ich freu’ mich auf das Treffen.«
»Oh, ich glaube, Sie müssen sich das nicht antun.«
»Wenn Onada bald einer unserer größten Kunden ist, möchte ich die Leute kennenlernen. Außerdem würde ich gerne die Unterlagen über die bisherigen Verhandlungen sehen.«
David lehnte sich zurück.
»Sie wissen doch, daß Richard sich auch darum gekümmert hätte«, sagte ich. »Ich möchte nur wissen, was vor sich geht, ich werd’ mich nicht einmischen.«
Glücklich war David zwar nicht darüber, aber er gab nach. »In Ordnung. Das Treffen findet am nächsten Montag um neun Uhr statt.«
»Gut.« Ich erhob mich und wandte mich zum Gehen. Doch David hielt mich noch einmal auf.
»Oh, Mark?«
»Ja.«
David rang sich ein Lächeln ab. »Ich wollte Sie vorhin schon fragen. Hätten Sie Lust, am Samstag abend zum Dinner zu kommen? Rachel und Willie sind auch eingeladen. Meine Frau und ich würden uns freuen, wenn Sie es einrichten könnten.«
Auch ich rang mir ein Lächeln ab. »Danke«, sagte ich und sah mein Wochenende bei Karen in London entschwinden. Ich konnte Davids Einladung schlecht ausschlagen, obwohl ich vermutete, daß es reiner Opportunismus bei ihm war. Ich hatte keine Wahl, ich mußte hin. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
Es war halb sieben, und ich war müde. Doch eines blieb noch zu tun, bevor ich nach Hause fuhr. Wieder erklomm ich die Treppe zur Softwareabteilung. Dort waren sie noch alle an der Arbeit. Rachel sprach mit Andy, dem so jugendlich wirkenden Programmierer, den ich aus der Tür zum Projekt Plattform hatte herauskommen sehen. Die Ringe unter seinen Augen
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