Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
testen? Um das Geld für eigene Tests zu
sparen?“ Das Gesicht des Unternehmers färbte sich rötlich.
„Das ist alles Unsinn. Unsere Anwälte
haben sich der Sache angenommen. So eine Schweinerei gibt es bei uns nicht.“
„Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns
Ihr Labor ansehen würden?“ Rainer Schwarz sah Julia ernst an.
„Nur zu, jedoch nur mit einem
Durchsuchungsbeschluss. Wenn Sie den haben, bitte sehr.“ Die Polizistinnen
warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
„Damit kommen wir wieder. Dann stellen
Sie uns bitte einen Raum zur Verfügung, wo wir Ihre Mitarbeiter vernehmen
können.“ Er nickte und bat die beiden mit ihm zu kommen. Er führte sie in den
Aufenthaltsraum. Schwarz veranlasste, dass die Mitarbeiter, die Dr. Kummer und
Bea Schuster am besten gekannt hatten, sich dort einzufinden hätten.
Nacheinander befragten Julia und Andrea das Personal. Es wurde immer wieder
betont, dass Dirk Kummer und Bea Schuster sich oft und lauthals stritten. Worum
es dabei ging, konnte niemand sagen. Auf den ersten Blick hatte keiner der
Mitarbeiter so einen Groll auf den Chef und seine Sekretärin, dass er einen
Grund gehabt hätte, die beiden zu töten. Am nächsten Tag wollten Julia und
Andrea mit einem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen.
„Hoffentlich
bekommen wir den“, meinte Julia. Andrea nickte.
Sie waren kaum im LKA angekommen, als
sie eine Hiobsbotschaft erreichte. Ein Kollege teilte ihnen mit, dass die Wasserschutzpolizei
einen jungen Mann am Ostuferhafen aus der Förde gefischt hatte. Da es
möglicherweise eine Verbindung zu ihrem Fall Kummer & Schwarz gäbe, sollten
sie vor Ort sein. Die beiden erreichten den Fundort eine Viertelstunde später.
Arbeiter hatten den Mann an der Wasseroberfläche treiben sehen. In seiner Hosentasche
befand sich lediglich sein Führerschein. Den hatte der Mörder vermutlich
vergessen mitzunehmen. Daraus ging hervor, dass es sich bei dem Toten aller
Wahrscheinlichkeit nach um einen 35 jährigen Mann mit dem Namen Daniel Örtler
handelte. Er musste bereits ein paar Tage im Wasser gelegen haben, denn seine
Hautfarbe wies eine dunkle Verfärbung auf, und die Haut war aufgedunsen.
„Das entsteht nicht durch die
Feuchtigkeit, sondern durch Darmbakterien, die jeder Mensch in seinem Körper
beherbergt. Die breiten sich rasant im Körper aus, und die daraus entstehenden
bakteriellen Fäulnisgase blähen die Leiche auf. Dadurch steigt der Körper des
Toten, der auf den Boden des Gewässers gesunken ist, wieder an die
Wasseroberfläche. Wird die Haut durch irgendwelche Umstände beschädigt,
versinkt der Tote für immer, weil das Gas entweichen kann“, erklärte Thomas
Kolb den Polizistinnen. Der Mann hatte eine Risswunde über dem linken Auge und
eine aufgeplatzte Lippe, die augenscheinlich stark geblutet haben mussten. Das
konnte man an den verwaschenen Blutflecken seines teuren Polohemds von Lacoste
sehen. Julia entdeckte am Hals des Toten Würgemale und wies den Rechtsmediziner
darauf hin. Andrea konnte seinen Anblick nicht ertragen und sah zur Seite.
„Gut aufgepasst Julia. Kanntet ihr
Daniel Örtler?“ Julia verneinte. „Wir wollten ihn verhören. Nun ist es leider
zu spät.“
„Kommt doch heute Nachmittag vorbei,
dann kann ich euch mit Sicherheit etwas über die Todesursache erzählen.
Möglicherweise ist er erwürgt worden, denn diese äußeren Verletzungen tragen
nicht zu einer Bewusstlosigkeit oder zum Tod bei.“ Sie winkten sich zu. Auf dem
Weg zum LKA fragte Andrea nachdenklich:
„Meinst du, dass Örtler etwas wusste?“,
fragte Andrea sie.
„Er wusste etwas, darauf kannst du
wetten. Nur ob er deswegen den Tod gefunden hat?“
„Hast du schon den Staatsanwalt wegen
des Durchsuchungsbeschlusses eingeschaltet?“
„Nein bisher noch nicht. Das werde ich
aber sofort erledigen, wenn wir wieder im Büro sind.“ Auf einmal stockte der
Verkehr. Vor ihnen hatte sich ein Stau aufgebaut, den sie nicht absehen
konnten.
„Wo sind wir denn jetzt?“, fragte Andrea
und versuchte ein Straßenschild zu entziffern.
„Forstbaumschule, glaube ich“, erwiderte
Julia. „Ich glaube, da vorne ist ein Unfall. Das kann noch dauern.“ Sie lehnte
sich bequem im Polster zurück.
„Wie kannst du so ruhig dasitzen? Ich
hasse es, im Stau zu stehen. Man fühlt sich so ausgeliefert.“ Julia wunderte
sich über ihre Kollegin. So kannte sie Andrea nicht. Sie grub in ihrer Umhängetasche,
die allerlei Schätze in sich trug.
„Sieh mal, ich hab noch ein paar
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