Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
Wertpapiere von mir vor, die sollen an
gemeinnützige Stiftungen gehen, die meinem Anwalt vorliegen.“
Der
Anwalt überreichte Julia die goldene Uhr. Sie nahm sich vor, sie immer zu
tragen. Es war zwar eine Herrenuhr, doch das machte Julia nichts aus. Sie
schluckte, es war endgültig. Ihr Vater würde nie mehr zurückkommen. Sein Haus
in den USA hatte er ihr vermacht. Woher hatte er soviel Geld, dass er sich noch
Wertpapiere anschaffen konnte? Sie schüttelte den Kopf, das wollte sie gar
nicht wissen. Vom Anwalt erhielt sie ein Schlüsselbund und Papiere, die sie
berechtigten, das Haus zu besitzen.
Kapitel 14
Andrea
legte einen Arm um ihre Schulter, als sie die Kanzlei verließen.
„Nun bist du stolze Besitzerin eines
Hauses in den USA. Hört sich spannend an. Wann fliegst du und nimmst du mich
mit?“ Ungläubig sah Julia sie an.
„Ich weiß nicht, wann ich dorthin
fliege, außerdem würde Bose uns doch nicht gemeinsam beurlauben. Was soll ich
mit einem Haus, das mehrere Tausend Kilometer entfernt ist?“
„Du kannst es immer noch verkaufen
oder?“ Julia zuckte mit den Schultern.
„Mal sehen, was die Zeit so bringt. Lass
uns etwas essen gehen, und dann fahren wir zu Kummer & Schwarz.“ Andrea
setzte sich auf den Beifahrersitz und runzelte die Stirn.
„Das ist eigenartig“, meinte sie versonnen.
Julia sah sie von der Seite her an.
„Was meinst du?“, fragte sie die
Kollegin.
„Na ja, zwei Menschen sind tot, und wir
haben nicht einen Hinweis, wer der Mörder sein könnte. Irgendetwas haben wir
übersehen.“ Julia stimmte ihr zu.
„Wir werden jetzt noch einmal die
übrigen Mitarbeiter befragen. Hoffentlich laufen wir nicht Philip über den
Weg.“ Erstaunt sah Andrea sie an.
„Wieso? Habt ihr euch gestritten?“
Traurig schüttelte Julia den Kopf.
„Direkt gestritten nicht, wir haben uns
getrennt. Es war nur eine Freundschaft, und dabei wollte ich es auch erst
einmal belassen.“
„Aber er nicht? Hat er mehr darin
gesehen?“ Julia nickte.
„Er hat mir gestern Abend rote Rosen
mitgebracht. Ich weiß nicht, ob er dachte, dass ich sofort mit ihm ins Bett
gehen würde? Jedenfalls habe ich ihm erklärt, dass ich ihn nicht liebe, sondern
in ihm nur einen guten Freund sehe. Daraufhin ist er gegangen, und ich möchte
ihm bei Kummer & Schwarz nicht begegnen.“
„Kann
ich verstehen“, erwiderte Andrea.
Mittlerweile hatten sie Selent erreicht
und wenig später ebenfalls Seligengeist. Ein Infotresen in der Mitte der
Eingangshalle war mit einem jungen Mädchen besetzt. Sie hatte lange blonde
Haare und war, nach Julias Meinung, zu stark geschminkt. Schwarze lange Wimpern,
vermutlich künstlich, und volle rote Lippen, zu einem Schmollmund gespitzt,
signalisierten die Bereitschaft zu allem, was verboten war. Die beiden
Polizistinnen stellten sich vor und fragten nach Rainer Schwarz.
„Einen Moment“, säuselte die Blondine. Nach
einem kurzen Telefonat sagte sie, mit einem anzüglichen Blick auf Julia: „Er
kommt in 10 Minuten. Wenn sie etwas trinken möchten, können Sie sich dort
drüben bedienen.“ Julia nickte und dachte ‘eingebildete Ziege‘. Sie warteten
eine geschlagene halbe Stunde auf Rainer Schwarz. Endlich erschien der Mann,
abgespannt sah er aus. Kein Wunder, die Geschäfte musste er jetzt sicherlich
allein regeln. War Dirk Kummer seinem Onkel eine große Hilfe? Er begrüßte Julia
und Andrea mit einer Herzlichkeit, an die Julia sich nicht bei ihrem ersten
Besuch erinnern konnte.
„Herr Schwarz, wir hätten da noch ein
paar Fragen an Ihre Mitarbeiter, speziell an Herrn Örtler.“ Schwarz nickte.
„Ich glaube, er ist nicht im Haus.“
„Ist er krank?“, fragte Julia ihn.
Schwarz zuckte mit den Schultern.
„Er hat sich nicht krankgemeldet. Möglich,
dass er ein paar Tage Urlaub hat.“ Julia nickte.
„Mit welchen Mitarbeitern hatten Dr.
Kummer und Bea Schuster häufig zu tun?“ Der Mann überlegte kurz.
„Frau Schuster kannte alle Mitarbeiter.
Sie hatte zu allen guten Kontakt, insbesondere zu Dirk Kummer. Sein Vater
wusste stets seinen Chefstatus zu wahren. Er hat die Arbeit gern abgegeben,
weil es Chefsache war, an mich. Er war nicht sehr beliebt bei den Mitarbeitern.
Aber seine Leute hat er weitgehend in Ruhe gelassen.“
„Herr Schwarz, was sagen Sie zu den
Anschuldigungen, die durch die Presse gingen, dass Ihr Schwager an Landwirte in
der Umgebung Medikamente verteilt hat? Er soll ihnen Geld dafür gezahlt haben,
wenn sie diese an ihren Schweinen
Weitere Kostenlose Bücher