Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
verschlafen. Sie legte sich auf das Sofa zurück,
weil sie sicher war, im Bett den Wecker zu überhören. Der Schlaf wollte sich
nicht einstellen, viel zu aufgewühlt war sie. Der Traum und die Vorstellung
gegen Mittag zur Testamentseröffnung ihres Vaters zu müssen, ließ keinen Schlaf
aufkommen. Als der Wecker endlich um sieben mit dem Hahnenschrei ansprang, war
sie froh, aufstehen zu können.
Ein Anruf riss Julia aus ihren Gedanken,
als sie bereits am Schreibtisch saß. Sie musste einen Schwall von
Beschimpfungen von Ella Kummer über sich ergehen lassen. Julia hielt das Handy
etwa 10cm vom Ohr entfernt. Andrea wollte sich ausschütten vor Lachen.
„Wozu haben Sie uns zu diesen
Dilettanten auf das Revier geschickt? Die wissen doch gar nicht was sie tun“,
beschimpfte die Witwe sie. Julia beschwichtigte.
„Meine Kollegen handelten lediglich auf
Anweisung. Wir haben schließlich zwei Morde aufzuklären.“ Ella Kummer schnaubte
am Telefon.
„Aber wir waren es doch nicht. Suchen
Sie woanders nach dem Mörder meines Mannes, nicht bei uns. Wie soll ich die
Farbe nun wieder wegbekommen, verdammt. Die teure Maniküre hätte ich mir sparen
können.“ Julia schmunzelte.
„Frau Kummer Sie bekommen die Farbe mit
flüssiger Seife und einer Nagelbürste wieder ab. Sie sagten, dass sich Ihre
Söhne an dem Vormittag, als Ihr Mann und seine Sekretärin starben, mit Ihnen
zusammen im Haus befanden?“ Die Frau nickte nachdrücklich.
„Das habe ich Ihnen doch gesagt. Meine
Kinder können das bezeugen.“
„Sie erzählten uns, dass Herr Rafael
Schulte Ihr Liebhaber sei.“ Die Frau nickte heftig.
„Das stimmt ja auch. Wir lieben uns,
seit dem Abend als wir uns kennenlernten.“ Julia atmete heftig aus.
„Herr Schulte erzählte uns etwas
anderes. Er meinte, Sie wären nur ein einziges Mal zusammen gewesen und Sie würden
ihn jetzt immer wieder anrufen.“ Ella Kummer empörte sich.
„Na der kann was erleben, wenn er das
abstreitet, was wir hatten, viele leidenschaftliche Nächte.“
„Frau
Kummer kann es sein, dass es diese Nächte nur in Ihrer Fantasie gibt?“ Wütend warf
sie den Hörer auf den Tisch. „Gut Frau Kummer halten Sie sich bitte zu unserer
Verfügung“, rief Julia noch in den Hörer, wobei sie nicht wusste, ob die Witwe
es überhaupt noch gehört hatte.
Pünktlich um 13 Uhr stand sie mit Andrea
vor der Tür der Anwaltskanzlei Breuer & Partner. Julias Herz klopfte zum
Zerspringen. Was würde sie gleich zu hören bekommen? Sie hatte einen Schlüssel
zu einem Bankschließfach geerbt, in dem sich Diamanten im Wert von 1 Million DM
oder der Hälfte in Euro befanden?
„Komm gehen wir hinein“, sagte Andrea leise.
Julia nickte, drückte den Klingelknopf und ließ sich von ihrer Kollegin durch
die geöffnete Tür schieben.
„Frau Sanders?“, sagte plötzlich eine
warme dunkle Stimme hinter ihnen. „Ich bin Tobias Breuer.“ Julia drehte sich
abrupt um und erschrak. Der Mann vor ihr maß höchstens 1,60 m. Er reichte ihr
die Hand, hatte einen kräftigen Händedruck. Sein Gesicht zeigte diverse Narben,
die sich hauptsächlich über den Unterkiefer zogen, der tiefe Furchen zeigte.
Ein Bart sollte diese zweifellos verdecken, was jedoch nur zum Teil funktionierte.
Julia bemühte sich, nicht auf sein Kinn zu sehen. Sie lächelte den Notar an und
erwiderte:
„Ja ich bin Julia Sanders. Sie hatten
mich zur Testamentseröffnung meines Vaters gebeten.“ Er bat sie, ihm in sein
Büro zu folgen, in dem bereits eine Frau saß. Sie erhob sich, als sie Julia
sah.
„Hallo Frau Sanders, ich bin Helga
Schober, eine gute Freundin Ihres Vaters.“ Julia gab ihr die Hand.
„Freut
mich Sie kennenzulernen Frau Schober. Sie leben in Flensburg?“ Die Frau nickte.
Sie setzten sich, damit der Anwalt beginnen konnte. Julia wurde den Druck in
ihrer Magengegend nicht los. Endlich öffnete der Mann eine Mappe und begann zu
lesen.
„Ich,
David Sanders, verfüge im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, dass meine
Tochter Julia Sanders, mein Haus in Charlottesville, Virginia, sowie das
dazugehörige Land erhält. Außerdem vermache ich meiner Tochter meine
Armbanduhr, die mir in den letzten zwanzig Jahren Glück brachte. Mein Verwalter
Joe Bellows hat lebenslanges Wohnrecht im Gästehaus, da er ebenfalls ein Freund
war. Meine gute Freundin Helga Schober, die stets für mich ein offenes Ohr
hatte, soll Maximus bekommen, meinen Wallach. Er wird es gut bei ihr haben. Bei
der ‘1st Bank of Virginia‘ liegen noch
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