Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
zeigen, wie müde und abgespannt
sie aussah. Dieser Fall, dazu noch der Überfall, in den ihr Vater verstrickt
war, das alles war im Moment zu viel für sie. Eben hatte sie sich etwas Rouge
auf die blassen Wangen gepinselt, als es klingelte. Sie sah auf ihre Armbanduhr
und stellte fest, dass Philip eine halbe Stunde zu früh dran sei. Es klingelte
ein zweites Mal. Rasch lief Julia zur Tür. Philip stand mit einem großen Strauß
dunkelroter Rosen vor ihr.
„Hallo Julia, ich bin ein bisschen zu
früh. Schlimm?“ Verlegen stand er vor ihr. Mit diesen Worten drückte er ihr den
großen Strauß in die Arme. Sie lachte und nahm die Blumen mit geröteten Wangen
entgegen.
„Natürlich nicht. Die sind ja
wunderschön, danke. Setz dich doch. Ich bin gleich fertig.“ Sie verschwand im
Badezimmer und rief ihm zu:
„Wo gehen wir hin?“
„Wohin du willst“, hörte sie plötzlich
seine Stimme ganz nah sagen. Julia drehte sich zu ihm um. Philip nahm sie in
die Arme und küsste sie leidenschaftlich. Julia versuchte, sich aus seinen
Armen zu befreien.
„Philip was soll das? Wenn ich mit dir
ausgehe, heißt das noch nicht, dass ich gleich mit dir ins Bett springe. Ich
mag dich wirklich sehr, aber ich liebe dich nicht. Außerdem sind wir mitten in
einer Mordermittlung, die, wie du weißt, deinen Chef betrifft. Ich wäre
befangen und könnte nicht mehr unbelastet ermitteln.“ Bestürzt ließ der junge
Mann von ihr ab.
„Entschuldige,
dass ich mehr für dich empfinde, als du für mich. Ich hatte das Gefühl, dass es
dir wie mir geht, seit wir uns bei dem Unfall das erste Mal sahen. Da habe ich
mich wohl getäuscht. Dann gehe ich jetzt besser.“ Julia wollte ihn
zurückhalten, doch da hatte er die Eingangstür bereits hinter sich zugezogen. Warum
musst du immer gleich alles kaputt machen, wie bei Miguel, sagte Julia zu sich
selbst. Als sie merkte, dass sie den Peruaner liebte, war es zu spät. Miguel
wurde im Einsatz getötet. Sie ließ sich auf das Sofa fallen, und Tränen der
Enttäuschung liefen über ihr Gesicht. Warum gab es nicht so etwas wie
Freundschaft zwischen Mann und Frau. Warum musste alles immer so kompliziert
sein. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Ihr Blick
fiel auf den Kalender, der auf dem Couchtisch ein wenig abseits stand.
Plötzlich schrak Julia zusammen. Der Termin beim Nachlassverwalter, wann war
der noch? Hoffentlich hatte sie den nicht vergessen. Mit verschleiertem Blick
sah sie sich ihre Termine an: 25. Mai, 13 Uhr. Das ist ja bereits morgen ,
dachte sie erschrocken. Aus der Küche holte sie ein Glas und eine Flasche
Rotwein. Dabei stellte sie fest, dass hier mal wieder ein Frühjahrsputz fällig
wäre. Sie schlüpfte in ihren weiten Jogginganzug und legte rasch noch ihre Lieblings-CD
von Chris de Burgh ein. Sie ließ sich auf das Sofa fallen und schloss die
Augen. Leise summte sie die Melodie von ‘Lady in red‘ mit und schlief ein.
Sie träumte von Philip und fand sich
plötzlich in seinem Labor bei Kummer & Schwarz wieder. Es war dunkel, und
Julia sah im Schein ihrer Taschenlampe zwei Schränke, die an der Wand standen.
Sie sahen wie Brutkästen aus. An einer zweiten Wand befand sich eine Spüle. In
der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch mit zwei Bunsenbrennern,
Bechergläsern, Reagenzgläser, Pipetten und vielem mehr. Julia stand vor dem
Tisch und sah sich um. Im Schein der Taschenlampe wirkte die Einrichtung
gespenstisch. Auf einmal entdeckte sie in einer Ecke einen Schrank, sie trat an
ihn heran und bemerkte, dass er aus Metall war. Sie zog den Schlüssel, der sich
in Kummers Schreibtisch befunden hatte aus ihrer Jackentasche. Als sie ihn in
das Schloss stecken wollte, öffnete sich die Labortür und Dr. Kummer trat ein.
„Geben
Sie mir den Schlüssel zurück“, herrschte er sie an. Voller Panik bewegte Julia
sich langsam rückwärts und stieß mit dem Ellenbogen gegen ein Wandregal, das
sie zuvor übersehen hatte. Sie schrie im Schlaf auf, denn zur
selben Zeit stieß sie mit dem Fuß gegen den Couchtisch. Schweißgebadet richtete
sie sich auf und holte tief Luft. Sie rieb sich ihren schmerzenden Knöchel.
Philips Labor, bestimmt stand dort der Schrank, in dessen Schloss der Schlüssel
passte. Es war alles so real. Julia sah auf die Wanduhr, die sie auf einem
Flohmarkt erstanden hatte. Sie war so kitschig, dass man sie schon wieder als
schön bezeichnen konnte. Es war bereits 4 Uhr morgens. Rasch stellte sie den
Wecker auf 7 Uhr, um nicht zu
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