Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
verlegen:
„Sie haben meine blaue ja mitgenommen,
ist meine Lieblingshose. Haben Sie sie mir wieder gebracht?“ Er sah auf Julias
leere Hände. Sie schüttelte den Kopf.
„Herr Neumann wir müssen Sie zu einer
Befragung mitnehmen. Auf dem Revier können Sie uns dann erzählen, wie an Ihre
blaue Hose Spermaspuren von Daniel Örtler gekommen sind.“ Neumann wurde blass
und knetete seine Hände so sehr, bis die Knöchel weiß wurden. Schlagartig
sprang er auf und schrie:
„Ich war es nicht. Ich gehe nicht mit
Ihnen. Niemals.“ Er schnappte sich Andrea und zog sie mit sich in die Küche.
Julia lief hinter den beiden her.
„Herr Neumann machen sie keine
Dummheiten. Lassen Sie meine Kollegin los“, doch anstatt Andrea gehen zu
lassen, griff er in eine Schublade und holte ein langes Küchenmesser hervor,
das er ihr an die Kehle hielt. Andrea warf Julia einen flehenden Blick zu,
diese nickte unmerklich. In Julias Kopf arbeitete es. Was konnte sie tun, damit
dieser Wahnsinnige nicht ganz durchdrehte. Reden dachte sie. Sie redete
auf Neumann ein, in der Hoffnung, er würde Andrea endlich gehen lassen. Der
dachte jedoch nicht daran.
„Halt den Mund und du steh still“,
brüllte er Andrea an. „Ich will dir nichts tun. Bleib verdammt noch mal steh‘n!“
In Andreas Augen spiegelte sich Panik wider. Sie war dem Mann hilflos ausgeliefert.
Julia versuchte es aufs Neue.
„Herr Neumann das hat doch keinen Zweck.
Lassen Sie meine Kollegin los. Wir haben, bevor wir zu Ihnen kamen, Verstärkung
gerufen. Sie müsste jeden Moment hier sein. Wir wussten, was für ein harter
Kerl Sie sind.“ Diese Worte schienen Christian Neumann zu schmeicheln. „Wenn
unsere Kollegen kommen, dann haben Sie keine Chance. Kommen Sie, legen Sie das
Messer weg. Wir wollen doch nicht, dass jemand verletzt wird.“
„Dann hätten Sie gar nicht erst
herkommen sollen.“ Julia seufzte. Dieser Mann war kein Krimineller, warum
benahm er sich wie einer?
„Herr Neumann, was sollen wir denn nun
mit Ihnen machen. Wenn Sie meine Kollegin verletzen, dann bekommen Sie eine
Anklage wegen Körperverletzung. Wenn Sie Ihren Freund Daniel Örtler nicht
getötet haben, dann haben Sie doch nichts zu befürchten. Wenn Sie es doch
waren, dann kriegen wir Sie, so oder so. Wenn meine Kollegen hier gleich
hereinstürmen, gibt es ein Blutbad. Und meine Kollegin und Sie sind aller Wahrscheinlichkeit
nach tot. Ist es das wert?“ Neumann überlegte, lockerte für einen Moment seine
Hand um den Griff des Messers, um im nächsten Augenblick wieder fest
zuzupacken. Andrea war vor Angst wie erstarrt. Ihr Blick war leer und führte in
irgendeine Ecke der Küche. Julia sah von Andrea zu Christian Neumann und
zurück. Ihre Menschenkenntnis sagte ihr, dass dieser Mann nicht zu einem Mord
fähig war. Irren ist aber menschlich. Ihre Hand würde sie für ihn nicht ins
Feuer legen wollen. „Herr Neumann reden Sie mit mir.“ Wie durch ein Wunder lockerte
er plötzlich den Griff und legte das Messer zurück, die Handschellen klickten,
und er ließ sich widerstandslos abführen. Julia legte einen Arm um Andrea, die
völlig verstört war. Eine Frau, die auf dem Parkplatz stand und sich angeregt unterhielt,
wurde plötzlich stumm.
„Herr Neumann, wo wollen Sie denn hin?“
Er reagierte nicht und ließ sich in die Polster des Kleinwagens fallen. Julia
befestigte die Handschellen an der Kopfstütze des Beifahrersitzes. Er sah Julia
an.
„Und wo bleibt jetzt Ihre Kavallerie?
Sie haben mich ‘reingelegt.“ Julia sah Andrea, die wie versteinert neben ihr
saß, von der Seite an.
„Geht‘s wieder? Soll ich dich nach Hause
fahren?“ Andrea schüttelte den Kopf und blieb stumm. Sie fuhren zur
Rechtsmedizin, um vor Ort den DNA-Test an Christian Neumann machen zu lassen.
„Das Ergebnis bekommt Ihr heute
Nachmittag“, meinte Kolb lächelnd. Julia nickte ihm dankbar zu. „Wo hast du
denn deine Kollegin gelassen?“
„Im Auto, das ist eine lange
Geschichte.“ Im LKA setzte sie sich mit Christian Neumann ins Verhörzimmer.
Andrea sollte in ihrem gemeinsamen Büro erst einmal zur Ruhe kommen.
„So Herr Neumann nun erzählen Sie mal.
Hatten Sie ein Verhältnis mit Daniel Örtler?“ Der Blick des Mannes ging zu
Boden. „Sie müssen sich nicht schämen. Sie erzählen es uns und nicht einem
Reporter der Tageszeitung.“ Neumann sah auf. Tränen schimmerten in seinen
Augen.
„Ich liebte Daniel, wie ich noch nie
einen Menschen geliebt habe. Er erwiderte meine Liebe, doch bei
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