Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
Mayer nickte amüsiert. Seine Frau achtete auf Etikette, das konnten die
beiden Polizistinnen ihr sofort anmerken.
„Hat mein Mann etwas verbrochen? Müssen
wir unseren Anwalt einschalten?“ Julia schüttelte den Kopf.
„Wir haben nur ein paar Fragen an Ihren
Mann.“ Frau Mayer war, wie ihr Mann wenig später erklärte, als sie den Raum mit
erhobenem Haupt verlassen hatte, eine geborene Baroness und ein sehr distanzierter
Mensch.
„Es ist nicht leicht mit ihr. Immer
wieder lässt sie mich spüren, wer sie ist. Ich weiß nicht, warum sie mich
überhaupt geheiratet hat. Na egal. Gut meine Damen was kann ich denn für Sie
tun?“ Julia atmete tief durch.
„Herr Mayer hatten Sie Kontakt zu Dr.
Kummer vom Pharmaunternehmen Kummer & Schwarz?“ Mit ernstem Gesicht nickte
er.
„Warum fragen Sie das?“
„Wir haben Ihren Namen in den Unterlagen
und Kontoauszügen des verstorbenen Dr. Kummer gefunden. Laut der Kontoauszüge
haben Sie von Dr. Kummer Geld erhalten. Stimmt das?“ Oskar Mayers Gesicht
errötete. Man konnte meinen, dass sein Blutdruck in diesem Moment bedenklich in
die Höhe schnellte.
„Ja das stimmt. Er zahlte verschiedenen
Bauern hier im Umland Geld, wenn wir ein Medikament, das noch nicht auf dem
Markt ist, an unsere Schweine verfüttern, um deren Reaktion zu testen. Schweine
sind sehr empfindlich und dem menschlichen Organismus recht ähnlich.“ Mayer
strich sich über sein Haar.
„Wurde das Fleisch verkauft?“ Schwer
atmend nickte er.
„Das haben alle gemacht. Alle Landwirte,
die sich auf Kummers Angebot eingelassen haben, verkauften das Fleisch oder
haben es selbst gegessen. Wir wussten nicht, dass man davon krank werden kann.“
Julias Verdacht hatte sich bestätigt.
„Herr Mayer wissen Sie, um welches
Medikament es sich dabei handelt?“ Schwerfällig erhob sich Oskar Mayer und
verließ den Raum, um wenige Minuten später mit einer bunten Plastiktragetasche
in der Hand zurückzukehren, die er Julia reichte. Julia und Andrea sahen sich
an. Hier hatten sie offensichtlich in ein Wespennest gestochen. Die Polizistin
schüttete den Beutelinhalt auf dem Tisch aus. Zehn Packungen des Antibiotikums
Cleridon fielen auf die polierte Tischplatte. „Herr Mayer das ist ein
Antibiotikum. Wussten Sie nicht, wie gefährlich es ist, ein Medikament an Ihre
Tiere zu verfüttern, das bisher nur an Mäusen und Ratten erprobt wurde und für
Menschen entwickelt wurde?“ Der Mann senkte den Kopf, Tränen standen in seinen
Augen. „Es sind bereits Kollegen von Ihnen und unschuldige Menschen gestorben,
die das Fleisch gegessen haben, weil ihr Immunsystem durch dieses Medikament nicht
mehr funktionierte. Sie sind auch krank?“ Mayer nickte.
„Was passiert jetzt mit mir und den
anderen Kollegen? Ich kann nicht fassen, dass wir Menschenleben aufs Spiel
gesetzt haben. Kummer hatte uns erklärt, dass diese Tabletten getestet seien
und ihn nur mal ihre Wirkung auf Schweine interessiere, da ihre Organismen den
Menschen so ähnlich seien.“ Julia erhob sich.
„Ich weiß nicht, was jetzt passiert.
Zunächst müssen alle Tabletten eingesammelt werden. Sind Sie sicher, dass das
alle sind?“ Sie zeigte auf den bunten Plastikbeutel in ihrer Hand.
„Ja mehr habe ich nicht.“
„Wann haben Sie die letzten Tabletten
verfüttert?“ Mayer dachte kurz nach.
„Vor einer Woche. Seit dieser Zeit haben
wir nicht mehr geschlachtet.“
„Sind Tiere von ihnen oder anderen Landwirten
in letzter Zeit gestorben?“
„Ja ein paar. Wir wussten jedoch nicht
wo dran.“
„Was passierte mit ihnen?“
„Die gingen alle zur Tierverwertung.“ Julia
glaubte, nicht richtig zu hören.
„Die wurden zu Tierfutter verarbeitet?“
Mayer nickte.
„Unter anderem. Das ganze zu stoppen ist
zu spät.“ Julia fasste sich an die Stirn.
„Die Schweine in der ganzen Gegend
müssen tierärztlich untersucht werden, unter Umständen geschlachtet werden und
dürfen nicht weiter verarbeitet werden. Wir können da kein Risiko eingehen“,
meinte Andrea plötzlich.
„Da hast du recht“, erwiderte Julia. Die
beiden Frauen erhoben sich und gaben dem Mann die Hand.
„Vielen
Dank Herr Mayer. Sie hören von uns. Alles Gute.“ Als sie auf der Straße
standen, holte Julia tief Luft. „Wir müssen mit Prätorius sprechen“, sagte
Julia nachdenklich. „Vermutlich ist Bose krank. Er muss eine Gruppe von
Kollegen zusammenstellen, die betroffene Personen besuchen und nach noch
vorhandenen Tabletten fragen. Außerdem ist es von großer
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