Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
private
Kontoauszüge von Dr. Kummer, die besagen, dass an verschiedene Landwirte hier
im Umkreis viel Geld gezahlt wurde. Wir fragen uns wofür?“ Weinlaub schüttelte
den Kopf.
„Haben Sie besagte Bauern bereits befragt?“
„Wir waren bei Jochen Müller. Sagt Ihnen
der Name etwas?“ Der Mann nickte.
„Ja, er war Dr. Meinhardts Patient. Er
erzählte mir vom Leidensweg des Mannes. Armer Kerl.“ Julia strich sich eine Haarsträhne
aus dem Gesicht.
„Interessant an der Geschichte ist, dass
Müller seine Schweine mit bestimmten Tabletten gefüttert hat, das hat uns sein
Vater erzählt. Halten Sie es für möglich, dass all diese Menschen, die erkrankt
oder auch verstorben sind, verseuchtes Schweinefleisch gegessen haben könnten?“
Weinlaubs Gesicht erstarrte. Schweiß stand ihm in Perlen auf der Stirn. Er
stöhnte.
„Oh mein Gott, wenn das stimmt, das wäre
ja eine Tragödie. Es gibt Landwirte bei uns, die verkaufen ihr Fleisch auch auf
Wochenmärkten im ganzen Land.“
„Muss das Fleisch dann nicht vorher von
einem Veterinär untersucht werden?“ Weinlaub zuckte mit den Schultern.
„Ich könnte mir vorstellen, dass sie das
Fleisch ohne Prüfung verkaufen. Dass auf dem Wochenmarkt jemand nachfragt,
glaube ich nicht.“
„Herr Dr. Weinlaub, können Sie uns eine
Liste mit den Namen derjenigen Menschen erstellen, die erkrankt sind und auch
von denen, die gestorben sind?“ Der Arzt runzelte die Stirn.
„Das darf ich eigentlich nicht. Sie
wissen ja die Schweigepflicht. In dem Fall kann ich wohl eine Ausnahme machen.“
„Wir werden weiterhin die Landwirte
befragen, doch damit warten wir, bis wir Ihre Liste in den Händen halten. Da wo
die Leute bereits gestorben ind, müssen wir ja nicht anklopfen und noch größeres
Leid mit unserer Anwesenheit erzeugen.“ Dr. Weinlaub nickte.
„Ich werde gleich morgen früh meine
Assistentin beauftragen, die Liste zu erstellen. Die faxe ich Ihnen zu.“ Er
warf einen Blick auf die Visitenkarte, die Julia ihm gegeben hatte. Sie
verabschiedeten sich und fuhren nach Kiel zurück. Julia sah auf die Uhr, als
ihr Handy ansprang und wie immer ‘I did it my way‘ spielte. Es war Philip, der
sich mit ihr für den Abend verabreden wollte. Julia vertröstete ihn auf den
nächsten Abend, da sie nach der frischen Luft und den Befragungen, nur noch den
Wunsch verspürte, sich ins Bett zu legen. Andrea ging es nicht anders, doch sie
machte den Verschlag noch auf ein Glas Rotwein in ihre Lieblingskneipe
Störtebekers zu gehen.
„Gute
Idee“, fand Julia, nichts ahnend, dass an diesem Abend etwas geschehen würde,
was sie völlig aus dem Gleichgewicht werfen sollte.
Sie betraten die Kneipe, suchten sich
ein gemütliches Eckchen in dem gut besetzten Raum und bestellten sich jeweils
ein Glas trockenen Rotwein vom Besten. Die beiden lästerten über andere Gäste
und lachten, bis Julia plötzlich ein todernstes Gesicht machte und rasch den
Blick zum Fenster richtete. Verwirrt sah Andrea sie an.
„Was hast du?“, fragte sie. „Hast du
einen Geist gesehen?“ Julia reagierte nicht, trank ihr Glas mit einem Zug aus
und rief die Kellnerin, um zahlen zu können.
„Ich muss nach Hause“, rief sie Andrea
zu und gab ihrer Kollegin das Geld für den Wein. Als Julia auf dem Weg zur Tür
war, rief eine weibliche Stimme ihr zu:
„Julia warte, bist du es wirklich?“ Eine
junge Frau mit blonden Locken drängte sich durch die Menschenreihen und stand auf
einmal vor der Polizistin. „Komm her, lass dich drücken.“ Sie nahm Julia in den
Arm und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Julia versuchte sich loszureißen,
doch es gelang ihr nicht. Andrea, die ihr zu Hilfe kam, trennte die beiden. Die
junge Frau sah Julia enttäuscht an.
„Julia was hast du? Erkennst du mich
nicht?“ Julia schüttelte den Kopf und lief hinaus. Sie war froh, an der
frischen Luft durchzuatmen.
„So eine Verrückte. Hat dich wohl
verwechselt“, meinte Andrea und hakte sich bei ihrer Kollegin ein. Gemeinsam
gingen sie über die Holtenauer Straße, die um diese Uhrzeit schwach befahren
war. Die junge Frau aus der Kneipe hatte jedoch beobachtet, dass die beiden
Frauen im Haus gegenüber verschwanden.
Kapitel 20
Julia
ließ sich auf die Couch fallen. Das durfte doch alles nicht wahr sein.
Ausgerechnet im Störtebekers musste Katrin auftauchen. Wieso war sie überhaupt
in Kiel? Sie wollte nicht an die Zeit erinnert werden. Katrin und Julia gingen
zusammen auf das Gymnasium. Es war kurz vor dem
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