Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
wollte mir eben aus der Küche etwas
zu trinken holen“, erwiderte sie.
„Geht es dir besser?“
„Ja es geht schon. Wie war denn dein
Treffen mit Philip?“ Julia verdrehte die Augen.
„Frag nicht. Nach dem Essen habe ich das
Gespräch darauf gebracht, sonst würden wir vermutlich immer noch dort sitzen.
Er meinte, dass Kummer nie mit ihm über Geschäfte gesprochen hat. Das glaube
ich ihm auch. Ich habe ihn gefragt, ob sie den Bestand mal geprüft hätten. Er
verneinte und fragte, wer denn wohl Tabletten dort stehlen sollte, etwa der
Chef? Du siehst, unser Treffen war nicht sehr erfolgreich. Ich glaube auch
nicht, dass es ein weiteres geben wird. Ich habe jedenfalls kein Interesse mehr
daran.“ Andrea stimmte ihr zu.
„Das würde ich auch so sehen. Magst du
ein Glas Rotwein?“
„Gern,
nach dem Desaster kann ich das gebrauchen.“ Es wurde ein netter und langer
Abend, bis Julia den Weg in ihre Wohnung fand.
Der nächste Morgen brachte Sonnenschein
und den beiden Polizistinnen Kopfschmerzen. Blass stand Andrea vor Julias Tür
und hauchte:
„Hast du eine Tablette für mich? Ich
habe das Gefühl, dass mein Kopf platzt.“ Julia lächelte gequält.
„Komm ‘rein. Ich habe auch schon eine
genommen.“ Sie saßen kaum an ihren Schreibtischen, als sie die Nachricht
erhielten, dass Polizeitaucher einen schweren Hammer aus der Förde geborgen
hatten. Nun begann die Laborarbeit, konnte es an dem Hammer überhaupt Spuren
geben? Immerhin lag dieser ein paar Tage im Salzwasser. Eins stand fest, Örtler
war nicht mit einem Hammer erschlagen worden. So konnten sie ihn eigentlich aus
ihren Ermittlungen streichen. Kriminalrat Bose war wieder in seinem Büro und
stieß in gewohnter Manier gerade die Bürotür auf, als Julia klopfen wollte. Um
ein Haar hätte die Tür ihren Kopf getroffen. Unwillkürlich wich sie zurück.
„Oh Frau Sanders, das tut mir aber leid.
Ist Ihnen auch nichts passiert?“ Julia schüttelte erschrocken den Kopf.
„Nein, nein alles in Ordnung. Sind Sie
wieder gesund?“ Er nickte.
„Dann kommen Sie doch bitte beide in
mein Büro und bringen Sie mich auf den neuesten Stand. Nehmen Sie bitte Platz.“
Julia und Andrea berichteten abwechselnd von den Geschehnissen der letzten
Tage. Bose schüttelte hin und wieder seinen Kopf, als könne er das Ganze nicht
fassen. „Um das mal zusammenzufassen: Wir suchen noch immer den oder die Mörder
von Dr. Kummer und seiner Sekretärin und von Daniel Örtler. Der Schwager und
Kummer Junior werden per Haftbefehl gesucht. Das jedenfalls hat mir Prätorius
erzählt. Der Staatsanwalt meinte, dass es bei uns eine undichte Stelle gäbe.
Ich habe ihm sofort erzählt, dass es bei uns so etwas nicht gibt. Gut meine
Damen, machen Sie weiter so.“
Kapitel 25
Die
Zeit bis zum Samstag verging schnell, zu schnell, dachte Julia. Wenn Sie an
Perez, Miguels Bruder dachte, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Am
Nachmittag wollten sie sich treffen. Sie hatte absichtlich das Café Seegarten
ausgesucht, ein neutraler Treffpunkt. Schon am Vormittag durchforstete Julia
ihren Kleiderschrank und entschied sich für ein weißes Sommerkleid mit roten
Tupfen, dazu rote Sandaletten, fertig war ihr Outfit. Rasch etwas Rouge auf die
blassen Wangen gelegt und die Haare hochgesteckt, möglicherweise sah sie so
etwas seriöser aus. Sie war aufgeregt wie ein Teenager vor seinem ersten
Rendezvous. Als sie fünf Minuten vor der Zeit das Café erreichte, musste sie
lächeln. Sie hatte ein Blind Date, so kam sie sich vor. Es fehlte nur noch die
rote Rose in ihrer Hand. Sie sah sich um, das Café war gut besetzt an diesem
Nachmittag. Ausflügler, wohin das Auge reichte. Es war eine dumme Idee,
ausgerechnet dieses Café zu wählen. Sie setzte sich an einen leeren Tisch, der
auf der Terrasse stand und wartete. Ab und an schaute sie auf ihre Armbanduhr.
Vielleicht kam er gar nicht. Wie aus dem Nichts stand er plötzlich vor ihr. Perez
sah genau wie sein Bruder aus. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Julia atmete
tief durch und versuchte ein Lächeln. Er strahlte über das ganze Gesicht, als
er Julia sah und ihr die Hand gab.
„Hallo, ich bin Perez, darf ich Julia
sagen?“ Sie nickte und ergriff die Hand, warm und gebräunt. Julia verschlug es
die Sprache. Schon am Telefon hatte Perez wie sein Bruder geklungen. Vielleicht
war Miguel gar nicht tot, und es war vor einem Jahr eine Verwechslung. Sie rief
sich zur Ruhe. Miguel war tot, und das hier war Perez, sein Bruder. „Darf
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