Tödliche Aspekte Kommissarin Julia Sanders 2. Fall (Krimis aus Schleswig-Holstein) (German Edition)
nicht die große Liebe war. Andrea mochte ihn, die wirkliche
Liebe hatte sie bisher noch nicht erfahren. Sie glaubte nicht an die Liebe auf
den ersten Blick. Wenn es an der Zeit war, würde sie Perez kennenlernen. Dann
würde sie sich ihr Urteil über ihn bilden. Hoffentlich wird Julia nicht
enttäuscht , dachte sie. Ob sie in ihm Miguel sah? In dem Fall würde die
Verbindung keine Zukunft haben. Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als
Julia sie antippte.
„Wo warst du denn mit deinen Gedanken?“
Andrea sah sie schuldbewusst an.
„Ach nichts Besonderes. Ich hab nur so
vor mich hingeträumt. Du hast ein Date heute Abend?“
„Ja Perez holt mich um 20 Uhr zu Hause
ab. Wir gehen essen. Er hat eine Überraschung für mich.“ Andrea verschluckte
sich an dem Brötchenstück, das sie sich grad in den Mund geschoben hatte. Sie
hustete fürchterlich und glaubte zu ersticken. Krächzend fragte sie:
„Was für eine Überraschung?“ Julia
klopfte ihr auf den Rücken und erwiderte:
„Weiß ich nicht, sonst wäre es doch
keine Überraschung mehr.“ Andrea nickte. Julia setzte sich an ihren
Schreibtisch und trommelte auf die Tischplatte. Hoffentlich passierte bald
etwas. Auf etwas zu warten und nicht zu wissen wann es eintrat, war
fürchterlich. Sie stand wieder auf. Unruhig ging sie zum Fenster und riss es
auf. Ein warmer Wind schlug ihr entgegen. Es war Sommer, endlich. Sie genoss
den Ausblick auf die Kieler Förde. Es waren genau zwei Tage, bis die Kieler
Woche beginnen würde. Ein paar ausländische Fregatten waren bereits
eingetroffen, Dutzende von Segelbooten tummelten sich im Wasser. Sie glaubte,
die Gorch Fock, das Segelschulschiff der Bundesmarine, an der Tirpitz-Mole zu
erkennen.
„Endlich mal schönes Wetter zur Kieler
Woche“, sagte sie zu Andrea.
„Und du hast übermorgen Geburtstag“,
ergänzte die Kollegin. Erschrocken sah Julia sie an.
„Das hast du dir gemerkt? Ich weiß gar
nicht mehr, wann du Geburtstag hattest.“
„Ach zu Weihnachten haben wir auch nicht
gefeiert.“ Beschämt sah Julia sie an.
„Das tut mir aber leid. Ich verspreche
dir, in diesem Jahr machen wir ein Fass auf.“ In dem Moment öffnete sich die
Tür und Kriminalrat Bose trat ein.
„Meine Damen es ist Besuch für Sie da.
Frau Sanders, ich weiß Sie haben schon auf die Ankunft von unseren drei
Flüchtigen gewartet. Die Witwe Kummer sitzt im Verhörraum. Die anderen beiden
werden von zwei Kollegen bewacht.
„Ja wir kommen Herr Kriminalrat.“
Kapitel 28
Julia
nickte Andrea zu, schnappte sich ihren Verhörblock und Stift. Gemeinsam begaben
sie sich zu der Witwe. Als Julia Ella Kummer sah, die mit übergeschlagenen
Beinen am Tisch saß, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Die Frau machte
den Eindruck, als wenn sie eben aus der Sommerfrische kam. Naja vielleicht war
es auch so. Schweden im Sommer ist immer reizvoll. Frau Kummer trug eine bunt
geblümte Bluse, dazu knallgelbe Bermudashorts und einen breitkrempigen
Strohhut, der mit einer grünen Schärpe umwickelt war, dazu grellgrüne
Flip-Flops. Im ersten Augenblick verschlug es Julia die Sprache. Nachdem sie
sich gefasst hatte, begann sie mit dem Verhör.
„Hallo Frau Kummer, schön, dass Sie
wieder hier sind.“ Die Frau warf ihr einen giftigen Blick zu. Wenn Blicke
töten könnten , dachte Julia amüsiert.
„Bestimmt nicht freiwillig“, erwiderte
Ella Kummer lapidar.
„Warum sind Sie so überstürzt abgereist?
Als meine Kollegin mit Ihnen vor einiger Zeit telefonierte, vermittelten Sie
ihr den Eindruck, Sie wären im Land“, fragte Andrea sie.
„Daran kann ich mich nicht erinnern. Wir
haben Urlaub gemacht, mein Bruder, mein Sohn und ich. Nicht mehr und nicht
weniger.“ Julia holte tief Luft angesichts so viel Dreistigkeit.
„Frau Kummer, Sie wissen über die
Umstände, die zu Ihrer Fahndung führten, Bescheid? Bestimmt haben Ihr Bruder
und Ihr Sohn Sie darüber aufgeklärt.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nichts.“
„Dann wollen wir Sie mal aufklären. Ihr
Mann hat über einen langen Zeitraum Medikamente, die noch nicht im Handel
waren, an Bauern aus der Umgebung von Selent verteilt, um sie an Schweinen zu
testen. Dafür hat er ihnen Geld gegeben, viel Geld. Das Fleisch kam in den
Umlauf, und Menschen, die das Fleisch gegessen haben, sind daran gestorben oder
werden es noch. Das alles war Ihnen neu? Hat Ihr Mann Ihnen nie davon erzählt?
Das kann ich nicht glauben.“ Der Frau waren Tränen in die Augen
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