Tödliche Beute
auf und stießen weiter durch den Wald vor, bis zwischen den Bäumen zahlreiche Lichtpunkte auftauchten, die an die Feuerstellen eines Zigeunerlagers erinnerten. Man konnte gedämpften Maschinenlärm hören.
Ben hob die Hand. »
Jetzt
sollten Sie sich Gedanken wegen der Wachposten machen«, flüsterte er.
Zavala und die Basken ließen die Gewehre von den Schultern gleiten, und Austin öffnete die Verschlussklappe seines Gürtelholsters. Er hatte die Satellitenfotos des Geländes studiert und sich die Anlage – auch ohne die Kuppel – so gut wie möglich eingeprägt. Ben war ihm dabei behilflich gewesen.
Der Luftschiffhangar lag ein kurzes Stück vom See entfernt und war von einem Netz asphaltierter Wege und Straßen umgeben, die mehrere kleinere, im Wald versteckte Gebäude miteinander verbanden. Kurt bat Ben, ihn zu der Stelle zu bringen, an der sich die Kuppel befand. Während die anderen warteten, führte der Indianer ihn zum Rand eines Pfades, der in Knöchelhöhe durch kleine trübe Leuchten erhellt wurde. Da sich in unmittelbarer Nähe niemand aufzuhalten schien, überquerten sie hastig den Weg und verschwanden in einem anderen Waldstück.
Dann blieb Ben stehen, hob wie ein Schlafwandler beide Hände und ging langsam in Richtung der Bäume, die ihnen den Weg versperrten. Dort hielt er abermals inne und forderte Austin leise auf, es ihm gleichzutun. Kurt folgte mit ausgestreckten Armen, bis seine Fingerspitzen die dunklen Stämme berührten. Statt rauer Borke ertastete er eine glatte kühle Oberfläche. Er hielt sein Ohr dagegen und hörte ein leises Summen. Ein Schritt zurück und er sah wieder die Bäume. Der adaptiven Tarnung steht eine große Zukunft bevor, dachte er.
Als Ben und er bei den anderen eintrafen, schlug Austin vor, getrennt die Nebengebäude zu überprüfen und sich in fünfzehn Minuten wieder zu sammeln.
»Lasst euch nicht von fremden Eskimos ansprechen«, sagte Zavala und schlich davon.
Pablo zögerte. »Was ist, falls wir entdeckt werden?«
»Sofern es geräuschlos möglich ist, schalten wir jeden aus, der uns sieht«, sagte Austin. »Falls einer von denen erfolgreich Alarm schlägt, fliehen wir auf demselben Weg, auf dem wir hergekommen sind.«
»Und ich?«, fragte Ben.
»Sie haben uns hergeführt und damit Ihren Teil beigesteuert. Ruhen Sie sich aus.«
»Erst wenn meine Familie in Sicherheit ist.«
Austin konnte ihn gut verstehen. »Okay, bleiben Sie dicht hinter mir.« Er zog seine Bowen aus dem Holster und wartete, bis die anderen mit der Dunkelheit verschmolzen waren. Dann gab er Ben ein Zeichen, und sie eilten auf dem Pfad davon. Geschwindigkeit war nun wichtiger als gute Deckung.
Aus Richtung des Sees hörten sie Geräusche, aber der Weg vor ihnen war frei. Kurz darauf erreichten sie ein lang gestrecktes flaches Gebäude. Es wurde nicht bewacht.
»Wollen wir?«, fragte Austin. Sie traten ein. Es handelte sich nur um ein Warenlager. Sie verschafften sich einen schnellen Überblick und kehrten zum Treffpunkt zurück.
Zavala kam einige Minuten später.
»Wir haben ein Lagerhaus gefunden«, sagte Austin.
»Hattest du mehr Glück?«
»Ich wünschte, es wäre
nicht
so gewesen«, erwiderte Joe.
»Ab heute esse ich keinen Fisch mehr. Ich glaube, ich habe die Frankenfisch-Hauptader entdeckt.«
Er beschrieb die seltsam entstellten Kreaturen, auf die er in dem Gebäude gestoßen war. Zavala ließ sich nicht leicht aus der Ruhe bringen, aber der Klang seiner Stimme verriet, wie sehr die mutierten Ungeheuer in den Bassins ihm zugesetzt hatten. »Das klingt nach einer Ansammlung von Prototypen«, sagte Austin.
Er verstummte, weil ein leises Rascheln erklang, doch es war nur Pablo. Der Baske berichtete, er habe eine leere Garage gefunden, die offenbar als Unterkunft zweckentfremdet werde, denn es gebe dort Essensreste, Toiletteneimer und auf dem Boden Wolldecken, die wie Schlafstellen aussähen. Dann zog er etwas aus der Tasche: die Puppe eines Kindes.
Diego ließ sich Zeit. Als er endlich zurückkehrte, erkannten sie den Grund für seine Verspätung. Der Baske ging gebückt und trug quer über den Schultern eine schwere Last. Dann richtete er sich auf, und ein bewusstloser Wachposten krachte zu Boden. »Sie haben zwar gesagt, wir sollten jeden ausschalten, der uns in die Quere kommt, aber ich dachte mir, dieses Schwein könnte uns lebend vielleicht noch von Nutzen sein.«
»Wo haben Sie ihn gefunden?«
»In einer großen Baracke für die Wachen. Etwa ein-oder zweihundert
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