Toedliche Blumen
danach, rauszukommen und sich zu bewegen.
Im Auto begannen die Gedanken wieder zu kreisen. Sie konnte nicht umhin, einen gewissen Druck zu verspüren. Konnte einfach nicht loslassen. Es war ihr erster Fall als Vertretung für Claes.
Einige Übereinstimmungen bezüglich der Zeit und des Ortes hatte sie ja bereits finden können. Wieder andere hatten sich als Sackgassen oder Hinweise ohne jeglichen Zusammenhang erwiesen. Aber die Ermittlungen waren bis jetzt noch nicht ins Stocken geraten. Noch lange nicht. Es war gerade mal eine knappe Woche vergangen, also lagen sie gut in der Zeit.
Die neuerliche Konzentration auf Kjell E. Johansson, dessen Akte unter der Bezeichnung KJE lief, hatte sie insgesamt ein Stück weitergebracht, wenn auch nur so weit, dass sie ihn höchstwahrscheinlich abschreiben konnten, was ihnen natürlich nicht besonders leicht fiel. Doch so war es jedes Mal, wenn sie gezwungen waren, eine viel versprechende Spur aufzugeben. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich bestenfalls auf eine neue einzuschießen. Eine Kehrtwendung um hundertachtzig Grad.
Louise dachte an das Mädchen mit den Maiblumen. Vielleicht war sie eine mögliche Zeugin. Sie hatten diese Spur noch nicht weiterverfolgt. Das Mädchen, wer auch immer sie sein mochte, war von mehreren Nachbarn erwähnt worden. Und dann stand noch der Sohn, Ted, aus. Merkwürdiges Mutter-Sohn-Verhältnis. Sie hatten inzwischen sein Hotel irgendwo auf den Kanarischen Inseln über ein Reisebüro ausgemacht. Um welchen Ort es sich genau handelte, wusste sie allerdings nicht, da sie selbst noch nie ihren Urlaub dort verbracht hatte und folglich die unterschiedlichen Inseln nicht auseinander halten konnte. Die Kollegen hatten schließlich eine lebhafte Diskussion darüber geführt, ob ein örtlicher Polizist informiert werden sollte, um die Todesnachricht der Mutter zu überbringen, oder nicht. War es unangemessen? Der Mann hätte sich im Übrigen selbst ausrechnen können, dass es eventuell darauf hinauslaufen würde, hatten noch einige außer ihr geäußert. Eigentlich hätte er im Krankenhaus anrufen und sich über den Zustand seiner Mutter erkundigen müssen, doch manchmal schien alles irgendwie verdreht. Auf jeden Fall hatten sie über die Hotelleitung in Erfahrung gebracht, dass er und seine Frau am Samstag, also in zwei Tagen, nach Hause kommen würden.
Louise erreichte das Recyclingzentrum vor den Technikern. Claes stand mit Klara zwischen den Beinen dort, und eine ältere Frau befand sich an seiner Seite. Er hatte bereits relevante Zeitangaben von der Frau in Erfahrung gebracht und einen Mitarbeiter der Anlage aufgetrieben. Natürlich hatte der Mann Wichtigeres zu tun, als darauf zu achten, welche Fahrzeuge durch das offen stehende Tor herein- und wieder hinausfuhren, aber eine gewisse, wenn auch diffuse Erinnerung konnte er dank des relativ geringen Verkehrsaufkommens an Donnerstagvormittagen dennoch wiedergeben.
Er glaubte, sich an einen grünen Renault zu erinnern, der neben dem betreffenden Container geparkt hatte. Aber auch ein weißer Ford und ein Kastenwagen hätten dort gestanden.
Aber die Kleidungsstücke konnten auch an einem der beiden anderen Tage weggeworfen worden sein. Der Container war seit Dienstagnachmittag nicht mehr geleert worden. Louise erhielt die Namen der Angestellten, die an den infrage kommenden Tagen Dienst gehabt hatten, insgesamt sechs Personen.
»Dieser Renault ist ziemlich bald wieder weggefahren«, informierte sie der Mann in dem orangeblauen Arbeitsanzug.
»Und wie deuten Sie das als jemand, der sich hier auskennt?«, fragte Louise.
»Tja, er hatte wohl nicht so viel wegzuwerfen. Einige kommen hierher, nur um einen Müllbeutel loszuwerden, denn hier ist es gratis, wissen Sie? Und für die Müllabfuhr zu Hause muss man bezahlen. Wenn die Tonne also voll ist, tja, dann kommen sie eben hierher.«
Im Raum befanden sich Lundin, Berg, Ljung, Gren, Grahn, Larsson und Jasinski. Sie setzten sich. Ein Tablett mit Bechern stand in der Mitte des großen Konferenztisches. Lundin hatte einen geflochtenen, mit Mandelmasse gefüllten Zopf besorgt. Er war derjenige, dem es am wichtigsten war, während der Besprechungen etwas Süßes zum Kaffee zu essen, was die geistigen Funktionen anregte.
Draußen schien an diesem hoffnungsfrohen Apriltag eine klare Nachmittagssonne. Benny Grahn schenkte Kaffee aus. Conny Larsson stand auf, um Zucker zu holen.
Louise war voller Tatendrang und wollte möglichst viel aus der
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