Toedliche Blumen
in ihrer neuen Position, das wusste sie, aber sie konnte es dennoch nicht lassen, ihm einen bösen Blick von der Seite zuzuwerfen, und zu ihrer Erleichterung kam er ihrer indirekten Aufforderung unmittelbar und ohne Murren oder eventuelles Verdrehen der Augen nach.
»Ja. Und die letzte Zeugin, die das Mädchen gesehen hat … diese alte Dame, die anrief … Ist übrigens jemand von euch bei ihr gewesen?«, wollte Louise wissen, wobei sie sich wie eine Mutter vorkam, die ihre Kinder fragte, ob sie auch brav ihre Betten gemacht hätten.
Keinerlei Reaktionen im Raum. Es wurde mucksmäuschenstill. Sie ließ ihren Blick über die vollständig ausdruckslosen Gesichter schweifen.
»Dann wird sich wohl jemand darum kümmern müssen«, entschied sie und versuchte dabei gelassen und positiv zu klingen, während sie ihre blauen Augen ziemlich schnell auf Erika Ljung richtete, was sicher auch damit zusammenhing, dass diese sich selten quer legte und außerdem noch keine genügend hohe Position innehatte, die ihren Widerstand unangenehm oder geradezu unüberwindlich hätte werden lassen können. Erika jubelte nicht gerade, sah aber auch nicht aus, als würde sie die ihr zugeteilte Aufgabe als wahre Herausforderung auffassen. Eher als eine Strafe.
»Die ältere Dame, die bei Ludvigson angerufen hat, meinst du?«, vergewisserte sie sich mit deutlichem Unwillen, sowohl was ihre Stimme als auch ihre Körpersprache betraf. Ihre Mundwinkel wanderten dabei keinen Deut nach oben, während die Augenbrauen sich in dem ansonsten so hübschen und glatten braunen Gesicht zweifelnd zusammenzogen.
»Genau«, bestätigte Louise und blätterte in ihren Unterlagen. »Hier«, sagte sie und reichte ein Blatt Papier über den Tisch. »Viola Blom, Länsmansgatan acht. Okay?«
Erika Ljung bestätigte den Auftrag mit einem stummen Nicken.
»Ja, und nun zur finanziellen Situation des Opfers. Du hattest dich darum gekümmert, Erika, oder?«, setzte Louise die Besprechung fort und lächelte Erika etwas angestrengt an, die sich jedoch recht schnell davon erholt zu haben schien, dass man ihr Viola Blom aufgebrummt hatte.
»Die Unterlagen sind wahrscheinlich noch nicht ganz vollständig. Mein Ansprechpartner bei der Bank, der Föreningssparbanken im Übrigen, muss noch sicherstellen, ob alle Unterlagen vollständig sind. Im Großen und Ganzen scheint es, dass ihre Einkünfte altersgemäß und somit als durchschnittlich zu bezeichnen sind. Das heißt, dass sie nicht gerade arm war, aber dass sie auch nicht die finanziellen Mittel für größere Ausschweifungen besaß. Was jedoch nach Auskunft des Bankbeamten Rentner selten haben … Tja, aber das wisst ihr ja selbst«, sagte sie und blätterte in ihren Unterlagen. »Sie hatte zumindest keine größeren Schulden, weder ungedeckte Konten noch sonstiges, außer einem kleineren Kredit von einhundertfünfzigtausend Kronen auf der Wohnung. Sie gehörte also ihr, aber die Nebenkosten waren gering, und sie hatte außerdem schon recht lange dort gewohnt. Soweit wir wissen, gab es keine geheimen Konten außer einem Sparkonto ohne Zinsen mit achtundfünfzigtausend darauf. Keine Aktien oder Fonds. Mit anderen Worten, nichts Aufsehenerregendes.«
Erika führte die Ergebnisse ihrer Nachforschungen weiter aus und berichtete, dass Doris eine langjährige Kundin bei der Bank war und zumindest bei den langjährigen Angestellten bekannt war. Eine feste Kundin, die ihrer Bank seit den Zeiten, als die meisten Geschäfte noch über den Tresen abgewickelt wurden, treu gewesen war.
»Doris Västlund erhielt, das muss ich vielleicht noch hinzufügen, bis vor einem Jahr Unterhalt von ihrem Exmann, von dem sie sich vor über dreißig Jahren hatte scheiden lassen, wenn es nicht sogar noch länger zurückliegt … Jedenfalls eine Unterhaltszahlung, zu der er bis zu seinem eigenen Tod verpflichtet war. Und der trat im Mai vorigen Jahres ein.«
»Hat er später wieder geheiratet?«, wollte Conny Larsson wissen.
»Ja. Er hinterließ eine Witwe in einer Wohnung auf Kungsholmen. Ich habe mit ihr telefoniert, aber sie hatte kaum Kontakt zu Doris, weder guten noch schlechten. Das Thema Unterhalt schien innerhalb der Familie zu den Akten gelegt. Die Bank des Mannes überwies die Zahlungen automatisch per Einzugsermächtigung, und damit war die Sache erledigt. Die Witwe wies übrigens darauf hin, dass ihre Kinder versorgt seien, da ihr Gatte ein umfangreiches Erbe hinterlassen hat. Und da Doris’ Sohn ebenfalls Leibeserbe war, erhielt
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