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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Besprechung herausholen, vielleicht legte sie ein wenig zu viel Ehrgeiz an den Tag. Nicht minder legte sie Wert darauf, dass die Gruppe sich zusammengehörig fühlte, auch wenn ihr eigentlicher Chef, Claesson, fehlte. Sie wusste, dass es nicht entscheidend war, hätte es aber am liebsten gesehen, dass es keinen Unterschied machte und die Besprechung wie gewöhnlich ablief, selbst wenn das so natürlich nicht möglich war. Auf eventuelle Neuerungen oder umwälzende Veränderungen war sie hingegen nicht aus, auch wenn viele in ähnlichen Positionen oftmals genau dies bezweckten, nämlich alte Abläufe durch neue, mit ihrer eigenen Prägung versehene zu ersetzen.
    Als Benny ihr Kaffee einschenken wollte, lehnte sie unter Vortäuschung von Magenbeschwerden ab. Ein kurzes »Nein, danke!« hätte durchaus gereicht. Während der Besprechung nippte sie an ihrem Tee, der so schwach aussah, dass man sich fragte, ob die Teeblätter das Wasser auch nur gestreift hatten.
    Sie verteilte die von ihr verfassten Hand-outs und betrachtete dabei ihre Kollegen, versuchte zu erforschen, ob jemand kritisch guckte oder eine skeptische Haltung annahm. Aber alle sahen aus wie immer.
    »Ihr könnt kurz die Punkte durchgehen, für den Fall, dass jemand etwas hinzuzufügen hat«, sagte Louise.
    Alle begannen in den allgemein gehaltenen, aber wohl durchdachten Unterlagen zu lesen, die hauptsächlich als Diskussionsgrundlage dienen sollten. Die einzelnen Punkte waren in einem Versuch der Strukturgebung und natürlich unter dem Aspekt, Impulse zu setzen und Ideen anzuregen, sorgfältig untereinander aufgeführt.
    Einleitend wies Louise darauf hin, dass bezüglich des Tathergangs in der Waschküche vor einer knappen Woche noch vieles im Dunkeln lag. Dann folgte eine Beschreibung der Verletzungen. Dem Opfer waren äußerlich sichtbare Schäden zugefügt worden, vor allem am Kopf. Die Art des Schädeltraumas legte nahe, dass beispielsweise ein Hammer oder ein ähnliches Werkzeug benutzt worden war. Dieses Werkzeug könnte in der Weise geschwungen worden sein, dass die Deckenlampe in der Waschküche dabei zerstört wurde. Weitere Verletzungen deuteten darauf hin, dass das Opfer sich gewehrt oder es zumindest versucht hatte.
    In einem nächsten Abschnitt wurden die Lücken in der technischen Beweisführung behandelt. Kreuzweise Treffer der DNA-Spuren sowie die Mordwaffe fehlten bislang. In diesem Zusammenhang hob Louise die Nähe des Tatortes zur Möbelwerkstatt hervor, welche einen Zugang zu einer imponierenden Zahl an Werkzeugen ermöglichte. Könnte es sein, dass die Mordwaffe ganz einfach gereinigt und fein säuberlich an ihren ursprünglichen Platz zwischen den anderen Werkzeugen zurückgelegt worden war? Und wie konnte das in diesem Fall vonstatten gegangen sein? War die Möbeltischlerin möglicherweise involviert? Sie hatte jedenfalls behauptet, mit dem Opfer nicht näher bekannt zu sein.
    Darauf folgten verschiedene weitere Punkte. Kjell E. Johanssons eventuelle Unschuld, Geld als mögliches Motiv, wie das Verschwinden des Sohnes zu deuten sei und welche Bedeutung dem bisher unbekannten Mädchen mit den Maiblumen innerhalb der Ermittlungen zukam. Hatte sie möglicherweise etwas gesehen? Hatte sich in dem Haus nur das eine Mädchen befunden oder waren es sogar mehrere? Schließlich folgte eine grobe Zusammenfassung des Lebenslaufs von Doris Västlund. Worauf mussten sie noch achten? Frühere Bekanntschaften, Freunde? Unter dem Punkt »Bericht über die finanzielle Situation« stand Erikas Name.
    Louise ließ ihre Mitarbeiter alles in Ruhe durchlesen. Die Schnellleser Grahn und Ljung schauten zuerst auf, während Lundin am meisten Zeit benötigte – alle wussten, dass er von jeher mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche zu kämpfen hatte – und noch in seinen Text versunken dasaß, als die anderen bereits mit leisen Stimmen begannen, sich zu unterhalten.
    »Und dann haben wir da noch den neuen Fund. Die Kleidungsstücke aus dem Recyclingzentrum«, eröffnete Louise die Diskussion.
    »Klingt viel versprechend. Bleibt nur abzuwarten, was die Untersuchungen ergeben«, bemerkte Lundin, der endlich zu Ende gelesen hatte.
    Er legte seine Papiere auf den Tisch und begann mit einer schlafwandlerischen Sicherheit mit seinem Stuhl zu wippen, was Louise unglaublich irritierte, zumal sie im Moment unter chronischem Schlafmangel litt und sich nur schwer konzentrieren konnte. Eigentlich hätte sie über solchen Nichtigkeiten stehen müssen, jedenfalls jetzt,

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