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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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fühlte sich einsamer, als er sich eingestehen wollte. Den Kontakt zur Kirche hatte er fast vollständig aufgegeben. Sein Vater hatte ihn am Telefon gefragt, wie es denn um die Gemeinde bestellt war, vielleicht wollte er ein wenig Tratsch aus einem anderen Pfarrbezirk als dem eigenen erfahren. Doch Peter Berg hatte sich feige aus der Affäre gezogen. Und während er so mit dem Hörer am Ohr dastand und irgendetwas erzählte, wurde ihm möglicherweise noch klarer, dass er die hohen Erwartungen, die von seiner eigenen Kirche ausgingen und die sein gesamtes Denken und Handeln beeinflussten, nicht länger ertrug. Indirekt stellte man sogar Erwartungen daran, was er nicht tun sollte. Unter anderem wollte man ihn verlobt sehen. Wenigstens das. Man wollte eine gewisse Normalität wahren. Und was das beinhaltete, hatte er recht klar vor Augen.
    Sein Auto stand nicht auf dem Parkplatz, sondern auf der Straße, fiel ihm ein. Ludvigson hatte es ausgeliehen und danach irgendwo vor dem Präsidium auf der Straße abgestellt.
    Er trat nach draußen in die nach wie vor klare und viel versprechende Frühlingsluft und verspürte für eine Zehntelsekunde eine so starke Wehmut, dass er glaubte umzufallen. War es das, was man Frühjahrsdepression nannte?
    Dann entdeckte er jedoch wie durch einen Zufall Astrid Hård auf der anderen Straßenseite. Sie stand mit ihrem Fahrrad dort. Den Helm hatte sie abgenommen und an den Lenker gehängt. Sie sah ihn sofort, schien erwartungsfroh, gespannt.
    »Hallo!«, rief er und winkte, woraufhin sie ihr Fahrrad in seine Richtung schob.
    »Hallo!«, rief sie zurück und sah erstaunlich verlegen aus.
    »Wollten Sie zu uns?«, fragte er sie und nickte zu den Eingangstüren des Polizeigebäudes.
    »Na ja. Ich wollte nur mal vorbeischauen.«
    »Ja?«
    Er steckte seine Hände in die Taschen seiner Jeans.
    »Und wie geht’s?«
    »Geht so«, sagte sie und schaute auf den Asphalt hinunter. »Ziemlich müde.«
    »Schlafen Sie immer noch schlecht?«
    Sie blieb stumm.
    »Manchmal.«
    Er nickte und sah gleichzeitig aus dem Augenwinkel, wie eine alte Frau mit einem gewaltigen Buckel und geschwollenen Beinen sich mithilfe ihres Rollators langsam von einem Taxi zum schräg gegenüberliegenden Eingang des Ärztehauses Slottsstaden auf der anderen Straßenseite bewegte.
    »Arbeiten Sie denn …?«
    »Ja, ich gehe zur Arbeit, und das ist auch gut so«, antwortete sie, obwohl sie nicht sehr zufrieden dabei aussah.
    Er wusste nicht so genau, was er noch sagen sollte und wie er ihr innerhalb seines Kompetenzbereichs als Kriminalinspektor in einem Mordfall, zu dem sie angehört worden war, weiterhelfen konnte. Erwartete man etwa von ihm, dass er sich um sie kümmerte? Und wie verhielt es sich eigentlich mit diesem Psychologen?
    »Haben Sie schon Kontakt zu einem Psychologen oder Seelsorger aufgenommen?«
    »Nein … aber das will ich auch nicht.«
    »Ach so«, entgegnete er und betrachtete die schwarzen Buchstaben auf weißem Hintergrund über dem Eingang schräg gegenüber. »Ärztehaus«, las er laut, als sähe er das Schild zum ersten Mal. »Sie können vielleicht dort Hilfe bekommen«, schlug er vor, woraufhin sie sich umdrehte und verständnislos auf Doktor Björk starrte, der in diesem Augenblick mit seinem dünnen, im Wind flatternden Haar und einer großen, schweren Tasche unter dem Arm aus der gläsernen Eingangstür trat.
    Jeder im Polizeipräsidium kannte ihn.
    »Wer ist dieser Mann?«
    »Doktor Björk. Wahrscheinlich ist er gerade unterwegs zu einem Hausbesuch«, mutmaßte Peter Berg.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr, hatte keine Ahnung, wie er sich der Situation entziehen konnte.
    »Ich bin in einem Auftrag unterwegs«, signalisierte er ihr schließlich, traute sich jedoch nicht, sich auf den Weg zu machen.
    »Na dann«, erwiderte Astrid Hård und wirkte äußerst unangenehm berührt, wenn nicht sogar verletzt.
    »Tschüss, bis bald vielleicht«, rundete er endlich das Gespräch ab, machte ein paar Schritte die Straße entlang und deutete mit dem angehobenen Arm ein Winken an.
    Sie schien nicht zu reagieren, jedenfalls nicht, bis er schon fast die halbe Ordningsgatan hinter sich gebracht hatte.
    »Ach übrigens!«, hörte er sie rufen. Sie umfasste ihren Lenker und kam mit ihrem Fahrrad wieder zurückgelaufen. »Lackbenzin«, brachte sie hervor und sah ihm erwartungsvoll in die Augen, als hätte sie ihm gerade eine Überraschung in die Hand gedrückt.
    »Wie bitte?«
    »Es roch nach Lackbenzin.«
    Er versuchte

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