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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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sich anzustrengen, ihr einigermaßen folgen zu können.
    »Und wo?«
    »Im Keller.«
     
    Merkwürdiges Mädel, dachte er im Auto. So einsam war er jedenfalls nicht, dass er auch nur auf die Idee kommen würde, sich mit ihr einzulassen. Sie war nicht hässlich, es war auf keinen Fall ihr Aussehen, das ihn abstieß. Eher musste er wohl zugeben, dass sie ziemlich gut aussah. Besser als er selbst. Jedenfalls war er nicht eingebildet. Aber irgendetwas störte ihn an ihrer Ausstrahlung. Sie war zu energisch. Sie wollte zu viel. Oder was es nun war, das ihn irritierte.
    Er parkte ein Stück entfernt. Viola Blom wohnte in einer Eckwohnung des Hauses schräg gegenüber von dem Gebäude, in dem Doris Västlunds Wohnung lag.
    Zwei Frauen standen vor einem der Hauseingänge weiter unten und unterhielten sich. Als er an ihnen vorbeiging, würdigten sie ihn nicht einmal eines Blickes, selbstsicher und übermütig, wie sie dort in der neuesten Mode gekleidet standen. Vom Hof hallten Hammerschläge wider, vermutlich aus der Möbelwerkstatt. Ein Vater kam mit jeweils einem Kind an der Hand die Kvarngatan hinauf. Peter Berg wusste nicht, warum ihn ausgerechnet ihr Anblick so stark beeindruckte. Sie wirkten irgendwie innerlich froh. Der Vater beförderte mit einer Kopfbewegung eine Haarsträhne aus seinem Gesicht, sagte etwas und umfasste schließlich liebevoll die Hand des Kleineren, eines Jungen, woraufhin dieser vor Lachen fast erstickte und beinahe umfiel. Das Mädchen an der anderen Hand begann zu springen, von der Freude oder dem Glück des Augenblicks – oder worum es sich handelte – angesteckt.
    Diese Dinge sind es, die den Einsamen noch einsamer werden lassen, dachte Berg nicht ohne Bitterkeit und schob die schwere und extrem hohe Eingangstür auf, woraufhin er sich mehr oder weniger von einer kompakten Dunkelheit umgeben sah. Das Treppenhaus war sowohl düster als auch von einem muffigen Geruch erfüllt. Als er wieder einigermaßen die Orientierung gefunden hatte, stieg er über einen Stapel zusammengebundener alter Zeitungen, die vermutlich in den Behälter für Altpapier befördert werden sollten, schritt über abgenutzte, diagonal verlegte graue und weiße Steinplatten, nahm die Treppe nach oben und ließ sich nach ein paar Stufen von der intensiven rosaroten Farbe der Wände faszinieren. Fleischfarben, assoziierte er spontan, und ihm kamen sofort lichtscheue Wirkungsbereiche wie Bordelle, Spielhallen oder Ähnliches in den Sinn. An und für sich hatte er keine großen Erfahrungen im Hinblick auf Bordelle, vor allem keine persönlichen, worauf er gegenüber anderen und nicht zuletzt sich selbst geradezu peinlich genau Wert legte. Zumindest keine anders gearteten Erfahrungen als einige Razzien in der Zeit, als er direkt nach seiner Ausbildung in Stockholm gearbeitet hatte. Den Rest kannte er aus dem Kino.
    Er hatte sich vorgenommen, mindestens dreimal zu klingeln. Auf der anderen Seite der Wohnungstür war es totenstill. Hätte er nicht kurz vor Verlassen des Präsidiums bei Viola Blom angerufen, dann würde er sich spätestens jetzt auf die Suche nach dem Hausmeister machen. Alte Damen können jederzeit ins Gras beißen oder zumindest stürzen und irgendwo hilflos auf dem Boden liegen.
    Doch Viola Blom lag weder verletzt noch tot in ihrer Wohnung. Es rasselte schließlich hinter dem geflammten Glas. Die zweiflügelige Tür war sehr hübsch, fiel ihm auf. Sie war mit kleinen Sternen verziert, die in das Glas eingraviert waren. Endlich wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, und Peter Berg erblickte eine nahezu zusammengefallene alte Dame, deren Kleider an ihr herabhingen wie an einer Vogelscheuche. Doch Viola Blom konnte sowohl stehen als auch gehen, und das sogar ziemlich aufrecht, und ihre Gesichtsfarbe war weder gelblich blass, noch wirkte sie so ausgemergelt wie seine krebskranke Großmutter, bevor sie gestorben war.
    »Sie sind also Polizist«, begrüßte sie ihn mit einem Blick, der weder misstrauisch noch besonders neugierig war. Als er endlich seinen Ausweis parat hatte, war sie bereits auf dem Weg ins Wohnzimmer, und er folgte ihr artig.
    Man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um lange bewohnte Räumlichkeiten mit einer fantastischen Lage über Eck handelte. Die Fenster wiesen in zwei Richtungen, durch die eine warme Nachmittagssonne fiel. Doch sie schienen geradezu hermetisch abgeriegelt, und die staubige, beißende Luft im Raum war so abgestanden, dass man sie nahezu greifen konnte. Über

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