Toedliche Blumen
endloses, unruhiges Warten, das man sich kaum vorstellen konnte, dachte er vage.
Eine Sekunde später war er eingeschlafen.
Es war nicht sein Wecker, der ihn aufrüttelte, sondern ein ausdauerndes Klopfen an der Haustür. Er war nur für eine Viertelstunde eingenickt, wie er mit einem schlaftrunkenen Blick auf das Zifferblatt feststellte. Er strich sich das Haar aus dem Gesicht und ging die Treppe auf Socken hinunter.
Auf dem Treppenabsatz vor der Haustür stand Louise. Die Tasche hing ihr schwer über der Schulter.
»Darf ich reinkommen?«
Ihre Stimme war entschlossen und kam ihm ziemlich laut vor. Sie sah mitgenommen aus, wie er feststellte, schien jedoch guten Mutes zu sein.
Er erklärte ihr, dass er ungefähr eine Stunde Zeit hätte, während sie in die Küche gingen und sich setzten. Sie würde auch nicht viel länger bleiben können, da ihre beiden Töchter in Kürze von einem Wochenendausflug mit Janos zurückkämen. Claesson hätte sie gerne gefragt, wie es ihr eigentlich ging, doch sowohl ihr verschlossener Gesichtsausdruck als auch ihre knapp bemessene Zeit bewirkten, dass er es sein ließ.
Louise war noch nie bei ihm zu Hause gewesen. Sie äußerte ohne Scheu, dass sie neugierig sei, wie das Haus wohl von innen aussah. Wenn man draußen vorbeiging, sagte sie, sähe es nämlich ziemlich ansprechend aus, woraus er schloss, dass sie vielleicht während eines Abendspaziergangs schon einmal an ihrem Grundstück vorbeigekommen sein musste. Sie sah sich im Erdgeschoss um, warf einen Blick ins Wohnzimmer sowie ins Gästezimmer, in dem Cecilia wohnte, wenn sie bei ihnen war. Schließlich öffnete sie sogar die Tür zum Bad und schaute in die Speisekammer, als würde sie eine Hausdurchsuchung vorbereiten. Sie unterließ es jedoch, sich im oberen Stockwerk einen Überblick zu verschaffen.
»Gemütlich«, befand sie.
»Ja. Wir fühlen uns recht wohl.«
Er klang sowohl zufrieden als auch ein wenig geniert. Ansonsten war Veronika diejenige, die durchs Haus führte, wenn Gäste kamen.
Er fand, dass Louise von einer starken Rastlosigkeit befallen war. Sie lief anscheinend auf Hochtouren. Vermutlich war sie immer so und er selbst möglicherweise auch, denn bei der Arbeit musste eigentlich immer alles schnell gehen, sodass er es wahrscheinlich nie bemerkt hatte. Im Augenblick allerdings war er die Ruhe selbst. Doch leider würde es vermutlich nicht so bleiben, wenn er wieder zu arbeiten begann.
»Kann ich dir etwas anbieten?«
»Nein, danke«, antwortete sie bestimmt.
Louise schaute durchs Küchenfenster nach draußen. Sie saß auf Claessons Lieblingsplatz und hatte den frisch beschnittenen Apfelbaum im Blick. Der noch nicht geharkte Gartenweg endete an einer ausgeleierten hölzernen Gartenpforte, die er noch nicht geschafft hatte, weiß anzustreichen. Mit dem Kappen der Hecke hingegen hatte er bereits an einer Ecke begonnen. Was sich als nicht ganz leichtes Unterfangen herausgestellt hatte. Wenn sie nämlich zu hoch wuchs, kam sich Claesson eingesperrt vor, wenn er sie allerdings zu stark beschnitt, bot sie keinen ausreichenden Sichtschutz mehr.
»Ja, es ist ziemlich hektisch im Moment«, leitete sie zum Thema über. »Du hast ja sicher über Doris Västlund gelesen, die Frau, die man vor einer Woche schwer misshandelt in der Waschküche fand.«
Sie klärte ihn in groben Zügen über den Fall auf. Die Absicht ihres Besuches bestand darin, dass er sie, indem er ihre Thesen hinterfragte, in ihren Überlegungen weiterbrachte. Sie selbst sah den Wald vor lauter Bäumen nicht, wie sie behauptete.
»Du fragst dich also, ob die Misshandlung, die zu Doris Västlunds Tod führte, und das Verschwinden des Mädchens eventuell in irgendeiner Weise zusammenhängen. Das heißt, du hast also eine Theorie, dass es so sein könnte?«, fragte Claesson.
»Ja. Und die Zeit drängt.«
Er nickte. Bald waren zwei Tage und Nächte vergangen, seitdem das Mädchen verschwunden war.
»Und ihr seid noch nicht sicher, welches Mordwerkzeug angewendet wurde?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber das ist vielleicht im Moment auch nicht so wichtig, da es erst im Zusammenhang mit der Beweisführung vor Gericht relevant sein wird«, meinte er.
»Ja, obwohl es nicht schlecht wäre, wenn wir es herausfänden. Ich persönlich glaube ja, dass es sich um ein Werkzeug aus der Möbeltischlerei handelt. Einen schweren Hammer beispielsweise. Frag mich nicht, warum, aber ich habe es so im Gefühl.«
»Was für ein Zusammenhang existiert zwischen
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