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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Griff los, starrte die Tür an, trat mit einem Fuß gegen das Holz, gab sich nicht so schnell zufrieden und versuchte es ein weiteres Mal, zog und riss mit aller Kraft, bis es krachte und die Tür mit einem Ruck und einem heiseren Kreischen auffuhr.
    Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen fielen auf das Auto. Sie hatten einen dunklen Renault vor sich. Viel mehr konnten sie jedoch nicht ausmachen. Denn im selben Moment löste sich ein Schuss, und Conny Larsson sackte zusammen. Die Lampe fiel aus seiner Hand und rollte mit dem Lichtkegel in die Nacht gerichtet ein Stück weg.
     
    Als der Notruf einging, wusste zuerst keiner, worum es sich eigentlich genau handelte. Außer dass eine Schießerei in der Gegend um Kristdala stattgefunden hatte und Larsson und Jönsson darin verwickelt waren. Brandt konnte kaum noch blasser werden, da ihm bereits vor einigen Tagen sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Er sprang umgehend in eins der bereitstehenden Polizeiautos. Ein Krankenwagen war schon unterwegs, so weit hatte man für alles gesorgt, doch reagierte Lena Jönsson beunruhigenderweise nicht auf die Funksprüche der Kollegen. In ihrer Fantasie lagen die beiden Kollegen mit Schusswunden irgendwo in den umliegenden Wäldern, schwer verletzt, vielleicht sogar tot.
    »Wahrscheinlich ein Jäger, der durchgedreht ist«, brummte Brandt vom Beifahrersitz aus.
    Jesper Gren, der hochkonzentriert fuhr und, sooft es ihm möglich war, das Gaspedal voll durchtrat, konnte nicht antworten.
     
    Lena Jönsson bekam ihren rasenden Pulsschlag so langsam wieder in den Griff. Eben noch hatte ihr Herz so entsetzlich gepocht, dass sie weder hören noch etwas anderes außer den Sternen vor ihren Augen erkennen konnte.
    Dennoch hatte sie schließlich lokalisieren können, woher der Schuss gekommen war, und kauerte nun wie ein Hasenjunges hinter der Garage. Sie wähnte sich relativ geschützt und versuchte ihre Gedanken zu sortieren, sich zu organisieren. Sie wollte möglichst geschickt vorgehen. Wollte überleben.
    Doch der Stress schien sie nahezu auseinander zu reißen.
    Eins nach dem anderen, dachte sie. Versuch, alles wegzuschieben, was nicht hierher gehört. Nur eine Sache zur Zeit, nicht mehr.
    Sie presste ihr Ohr an die Garagenwand und versuchte gleichzeitig den Atem anzuhalten, um besser hören zu können. Doch hauptsächlich vernahm sie das Dröhnen ihres eigenen Pulses im Kopf.
    Sie meinte, Connys Körper schräg vor den Garagentüren liegend ausmachen zu können, und als sie genauer hinhorchte, glaubte sie sogar, seine keuchenden Atemzüge zu vernehmen. Oder bildete sie sich das Ganze nur ein? Er lag vermutlich halb verdeckt im hohen Gras. Sie wusste nicht, wo ihn der Schuss getroffen hatte. War er etwa tot?
    Sie riss sich erneut zusammen, versuchte sich mucksmäuschenstill zu verhalten, hielt die Luft an und konzentrierte sich. Sie war fest davon überzeugt, ein rasselndes Atemgeräusch und ein nahezu lautloses Wimmern zu vernehmen.
    Er lebte! Dass er nur nicht dalag und verblutete, bevor sie Hilfe holen konnte! Sie betete im Stillen, dass der Alte im Nachbarhaus den Schuss gehört und die Polizei alarmiert haben möge. Hoffentlich war er nicht taub!
    Jetzt konnte sie ein etwas lauteres Stöhnen hören. Sie wünschte, sie hätte den Mut gehabt, sich zu Conny Larsson zu schleichen, um ihn zu beruhigen, schätzte jedoch das Risiko als zu groß ein. Also musste sie sich mit der Gewissheit begnügen, dass er lebte. Gegen den Schmerz, der ihn plagte, konnte sie im Moment sowieso nichts unternehmen. Also beschloss sie, sich stattdessen zum Weg vorzuarbeiten und im Schutz der alten Steinmauer zum Haus des alten Mannes zu kriechen.
    Unter Einsatz ihres Lebens. Die Phrase kam ihr plötzlich in den Sinn. Genau dafür war sie ausgebildet worden. Es war ihr Job, und sie hatte ihn selbst gewählt. Sogar darum gekämpft, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Sie schob den Gedanken daran, gerade diesen nahezu lähmenden Zustand, der sie angezogen und nach dem sie sich regelrecht gesehnt hatte, als sie zur Polizeihochschule gekommen war, angestrebt zu haben, brüsk von sich. Als wenn das Leben an sich nicht schon genügend Herausforderungen böte. Als würde sie den Tod in Sichtweite benötigen, um leben zu können, und wäre ständig auf ultimative Herausforderungen aus. Unter Einsatz ihres Lebens.
    Die realen Katastrophen konnte man sowieso nicht simulieren, doch das bedeutete nicht, dass ihr gesamtes Training umsonst gewesen war. Ohne ihre

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