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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Popelinjacke hoch.
     
    Erika steckte ihren Block ein. Draußen roch es nach Frühling. Der Wind war abgeflaut, und es regnete weder, noch hagelte es. Sie spürte eine gewisse Erleichterung. Wie im freien Fall.
    Erst am nächsten Morgen, Samstag, musste sie um acht Uhr zur Dienstbesprechung erscheinen. Den restlichen heutigen Abend hatte sie frei. Sie verspürte keine Lust, nach Hause zu fahren. Deshalb setzte sie sich ans Steuer, fuhr von Gamla Väster – oder Orrängen, wie es jetzt hieß – in Richtung Rathaus und Polizeipräsidium. Vielleicht konnte sie noch schnell die Notizen in das Standardformular für Berichte übertragen und schauen, ob Peter Berg noch dort war. Möglicherweise würde er zu einem Bier in einer Kneipe nicht Nein sagen.
     
    In dem Augenblick, als Veronika durch den Eingang der Notaufnahme ins Freie trat, erblickte sie eine ihr bekannte Silhouette, die gerade in der Nähe des Haupteingangs in ein Taxi stieg.
    Was suchte Claes denn hier? Sie vermochte nicht, das Taxi zu stoppen, und musste mit ansehen, wie der Wagen hinaus auf den Ringvägen in Richtung Zentrum fuhr.
    Die frühlingshafte, leicht feuchte Luft erfrischte sie, als sie zu ihrem Auto lief. Tausend Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf, als sie mit quietschenden Reifen auf die Hauptstraße bog.
    Als sie schließlich den Wagen auf dem Grundstück parkte, ihn abschloss und die wenigen Schritte über den Rasen zum Haus lief, konnte sie Licht im Küchenfenster brennen sehen. Auch die Außenbeleuchtung über der Haustür war eingeschaltet.
    Vom oberen Stockwerk hörte sie gedämpfte Geräusche. Sie wollte nicht rufen, falls Klara schlief. Also warf sie ihre Jacke über den Stuhl im Flur. Gerade als sie den Fuß auf die erste Treppenstufe setzen wollte, erblickte sie Claes, der auf dem Weg nach unten war.
    »Hallo! Wie geht’s?«
    »Gut. Und selbst?«
    Sie machte eine abwehrende Handbewegung.
    »Wie geht es Klara, meine ich?«
    »Wir beide waren gerade auf einen Abstecher in der Notaufnahme«, antwortete er und sah nicht besonders glücklich aus.
    »Und?«
    »Tja, es war so weit okay.«
    »Und weshalb wart ihr dort? Spann mich nicht auf die Folter!«
    Sie gingen in die Küche. Claes stand vor dem geöffneten Kühlschrank, wo er nach einem Bier suchte, was nicht vorhanden war. Veronika sah plötzlich vor ihrem inneren Auge einen voll beladenen Einkaufswagen verlassen vor den Kassen bei Kvantum stehen.
    »Sie bekam eine Sauerstoffmaske«, fuhr er fort. »Der Arzt hat vermutet, dass es sich um einen Asthmaanfall handelte.«
    »Welcher Arzt?«
    »Ich weiß nicht mehr, wie er hieß«, entgegnete Claes und kratzte sich im Nacken.
    »Wie sah er denn aus?«
    Er hob die Schultern ein wenig und versetzte der Kühlschranktür einen leichten Tritt.
    »Ziemlich durchschnittlich.«
    »Hieß er vielleicht Rolf Ehrsgård?«, fragte sie auf gut Glück, als ihr einfiel, dass er Dienst hatte.
    »Ja, genau.« Claes’ Gesicht hellte sich auf. »Ein angenehmer Typ.«
    »Ja, er ist ganz okay …«
    Die Diagnose ihrer Tochter war dennoch beunruhigend.
    »Asthma!«, wiederholte sie nicht ohne ein Zittern in der Stimme.
    »Aber es muss nicht unbedingt erneut auftreten, hat Ehrsgård gesagt. Es kann ein Virus gewesen sein. RS heißt er, glaube ich. Tritt häufig im Winter auf. Aber das weißt du wohl besser als ich, oder?«
    »Na ja, der Kurs in Kindermedizin ist schon eine ganze Weile her.«
    »Aber da sie bereits aus dem Säuglingsalter heraus ist, besteht keine große Gefahr, behauptet dieser Rolf. Jedenfalls schläft sie jetzt erst einmal tief und fest.«
    Er klang nicht im Geringsten irritiert. Veronika fühlte sich ein wenig außen vor.
    »Du hättest mich wenigstens anrufen können!«, bemerkte sie.
    »Du kannst dich darauf verlassen, dass ich es getan habe.«
    Claes schien böse zu werden.
    »Wir haben einen Fall von grober Misshandlung hereinbekommen. Es ist nicht mehr viel Hirnsubstanz übrig«, entschuldigte sie sich und überlegte dabei, ob sie nicht doch nach oben gehen und sich mit eigenen Augen davon überzeugen sollte, dass ihre Tochter ruhig schlief, ließ es aber bleiben.
    Claes schien die Situation im Griff zu haben.
    Er hingegen überlegte, ob er sie nicht etwas zu ihrem Fall fragen sollte, sein Interesse bekunden, ließ es jedoch ebenso auf sich beruhen.
    Es ging ihn nichts an. Jedenfalls im Augenblick nicht.

VIERTES KAPITEL
Samstag, 6. April
     
    Gewalt in der Waschküche
    Kein ausschließliches Großstadtproblem
     
    Anlässlich eines

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