Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
Vom Netzwerk:
saß wieder auf, und Waratto ergriff selbst den Zügel seines Pferdes. Mich packten hilfreiche Hände, hoben mich auf den Esel und führten ihn. Die Menge machte uns ehrfürchtig Platz. So zogen wir unter größter Aufmerksamkeit der Bevölkerung zum Grafensitz.
    500 Bewaffnete im Anmarsch, auch wenn sie nur erfunden waren, galten hier eben mehr als ein Stück Pergament und ein schäbiger Purpurmantel.

4. Kapitel
    Ein langgestrecktes Bauernhaus, nach sächsischem Brauch halb den Menschen, halb den Tieren zur Unterkunft dienend, war der „Palast“ des Grafen in diesem entlegenen Gau an der nördlichen Grenze des Frankenreichs. Allerdings gab es hier keine Kühe, Ziegen und Schweine wie in den Häusern der einfachen Leute. Mit den Menschen unter einem Dach waren nur die Pferde und Hunde des Grafen einquartiert. Diese Letzteren, an die 20, eine wahre Plage, empfingen uns mit wütendem Gebell, liefen frei herum, beschnüffelten und bepinkelten uns und knurrten böse, wenn man sie wegstieß.
    Auf dem Vorplatz standen lange Tische und Bänke mit den Resten der Zecherei, die unsere Ankunft unterbrochen hatte. Waratto eilte hierhin und dorthin, ordnete dies und jenes an, ließ Bier, Brot, Käse und Fleisch auftragen. Wir langten zu, während die fränkisch-sächsisch gemischte Gefolgschaft des Grafen anfangs in respektvollem Abstand herumstand und uns neugierig zusah. Erst als Odo den Männern ein Zeichen gab, nahmen sie nach und nach wieder Platz und ließen sich von den Mägden zu trinken bringen. Doch gab es nicht das übliche Stimmengewirr, Geschrei und Gegröle. Nur wenige unterhielten sich halblaut, die meisten hockten schweigsam vor ihren Bechern. Dass der Tod des fränkischen Edlen Berulf sie noch immer mit Trauer erfüllte, war zu bezweifeln. Eher musste vermutet werden, dass sie Weisungen bekommen hatten, sich gesittet zu benehmen und vor allem die Mäuler zu halten.
    Zwei unserer Männer saßen abseits und bewachten unseren Wagen, in dem sich die beiden Wenden noch immer versteckt hielten. Ich füllte für alle eine Schüssel mit Fleisch und Brot und trug sie hinüber. Es dämmerte schon, und der Wagen verschwand fast unter dem Blattwerk einer Weide. Ich kletterte auf die Kutscherbank und tat so, als suchte ich etwas in unserem hoch aufgetürmten Gepäck.
    Sparuna und Niklot kauerten auf dem Boden des Wagenkastens.
    „Nun? Habt ihr durch die Gucklöcher fleißig Ausschau gehalten?“
    „Haben wir“, antwortete Sparuna.
    „Und etwas bemerkt?“
    „Nein. Nichts.“
    „Niemand von euerm Stamm unter den Knechten und Mägden?“
    „Niemand.“
    „Seid ihr ganz sicher?“
    „Ganz sicher.“
    Ich kehrte zurück an meinen Platz an den Tischen. Odo war noch mit einer saftigen Keule beschäftigt. Waratto, nun die Liebenswürdigkeit in Person, ließ einen Krug Wein kommen und füllte uns eigenhändig die Becher.
    „Ein Moselgewächs, mein lieber Odo! Es soll Euch an Eure Heimat erinnern.“
    „Ja“, sagte Odo, nachdem er mit der Miene des Kenners gekostet hatte, „ein wahrhaft königliches Getränk. In meiner Familie bevorzugt man diesen Wein seit Jahrhunderten. Chlodwig trank ihn statt der Muttermilch, und man erzählte mir, dass ich ihm darin nicht nachstand.“
    Waratto belachte schallend den altbackenen Scherz, den Odo bei jeder Gelegenheit auftischte, rückte näher und schenkte uns nach.
    „Ihr müsst mir verzeihen, nochmals verzeihen, dass ich Euch so verkannte“, sagte er in vertraulichem Ton. „Auch Ihr, lieber Lupus, dürft mir nicht länger gram sein. Versetzt Euch einmal in meine Lage! Als Franke bin ich hier unter den Sachsen ein Fremder, aber ich muss sie im Namen des Kaisers regieren und mit ihnen auskommen. Ich verleugne schon meine guten fränkischen Sitten, kleide mich sächsisch, wohne in diesem unbequemen sächsischen Haus, versuche, ihre Sprache zu sprechen, gebe meine Tochter einem sächsischen Edeling zur Braut … mit einem Wort, ich passe mich an und versuche, sie zu gewinnen. Kann ich mich aber deshalb sicher fühlen? Darf ich ihnen vollkommen vertrauen? Einigen ja, zum Beispiel Remmert, der sich in Worten und Taten immer als wahrer Freund gezeigt hat. Bei anderen habe ich meine Zweifel. Wie kann ich alles wissen, was in den dunklen Wäldern ringsum geschieht? Wer ahnt, was sich dort zusammenbraut! Gibt es heimliche Verbindungen zu denen jenseits der Elbe, den Obodriten? Machen sie vielleicht mit ihnen gemeinsame Sache, um uns, die Franken, wieder loszuwerden? Werden sie eines

Weitere Kostenlose Bücher