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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Kisten auf!“, befahl Odo. „Nehmt euch die Waffen, die sie dem Toten mitgegeben haben!“
    Unsere Männer krochen auf allen vieren unter die Hütte, zerrten die Kisten hervor, brachen sie auf. In einer kamen Schwerter, Dolche und Äxte zum Vorschein. Alle bewaffneten sich.
    „Hier sind auch Ruder!“, schrie Helko. „Die haben sie vergessen!“
    Ein paar Augenblicke später versuchten die sechs Stärksten von uns, dem Schiff mit Hilfe der Ruder mehr Fahrt zu geben. Hoch spritzte das Wasser ringsum auf. Doch unsere Leute waren zu ungeschickt, den wendischen Fischern und Seekriegern nicht gewachsen.
    Das Kampfboot war schon hart hinter uns.
    Ein Stein kam geflogen und traf Rouhfaz, unseren ewigen Unglücksraben. Er duckte sich, greinte und war unser erster Kämpfer, der ausfiel.
    Noch mehr Steine landeten im Boot, zum Glück folgenlos. Aber einer flog über unsere Köpfe hinweg und brachte die leicht gebaute Hütte zum Einsturz. Der Tote auf seiner Pritsche machte einen Hüpfer und verschwand unter den Trümmern.
    Auf dem Schiff hinter uns erhob sich Geschrei. Man fiel den Steinewerfern in den Arm, die den Falschen getroffen hatten. Nun warfen sie Lanzen, und wir mussten hinter der Bordwand Deckung nehmen. Aber auch damit hörten sie schnell auf, denn die tollkühne Swinde verharrte an ihrem Platz am Mast und bot ein Ziel, das sie nicht treffen wollten. Odo, das Schwert an der Seite, hielt mannhaft neben ihr aus. Natürlich konnte sich einer wie er nicht vor den Augen einer so todesmutigen Jungfrau hinter der Bordwand verkriechen.
    Unsere betrogene Helena schlug die Angriffe mit einer Waffe zurück, die noch stärker war als ihre eindrucksvolle Erscheinung – ihrer vernichtenden Beredsamkeit.
    „Da kommt er ja angesegelt, der Verräter!“, schrie sie. „Willst du mir deine Liebe beweisen? Willst du mich wieder entführen? Bist du enttäuscht, du wendischer Teufel, weil ich nicht mit deinem Alten zur Hölle gefahren bin? Komm nur, du Schuft, du Heuchler, du Kuppler, ich warte auf dich! Ich werde dir die Augen auskratzen! Ich werde deine hübsche Fratze in Streifen schneiden! Ich werde dir deine …“
    Doch ich versage mir, die barbarischen Drohungen wiederzugeben, die folgten, weil sie aus dem Mund einer fränkischen Edeldame recht seltsam klangen. Helenas Paris, der junge Knes Slawomir, saß reglos am Heck des Verfolgerschiffes, sprach nichts, tat nichts und sah sehr unglücklich aus.
    Umso tatendurstiger, lauter und siegesfroher war seine Gefolgschaft. Der rotbärtige Pribislaw schrie die Befehle. Die Filzhüte ruderten wie entfesselt. Da waren sie schon auf gleicher Höhe und rammten uns. Ein Entkommen war nicht mehr möglich.
    „Alle Mann nach hinten!“, befahl Odo. „Die Waffen heraus! Lasst keinen herüber!“
    Odos Befehl hatte unerwartete Folgen. Er bewirkte gleich eine ganze Kette von Unglücksfällen.
    Unsere Männer stürzten nach hinten.
    „Kommt her, ihr wendischen Fischköpfe!“, schrie Helko und schwang das erbeutete Schwert. „Wir werden euch eure Schwänze stutzen!“
    „Sächsischer Hund!“, schrie einer in unserer Sprache zurück. „Haben dich gleich! Dann fressen sächsischen Hundebraten!“
    So flogen Beleidigungen von Schiff zu Schiff. Unsere Verfolger sprangen von den Ruderbänken auf und wollten uns entern. Alles drängte schreiend, drohend, mit Waffen fuchtelnd auf die uns zugewandte Seite des Bootes. Die Ersten wurden schon handgemein. Auch unser Totenschiff, wo alle am Heck versammelt waren, neigte sich gefährlich nach hinten. Da – wieder ein Rammstoß. Und was geschieht? Knes Ratibor mischt sich in das Geschehen ein. Der Stoß hat den starren Leichnam, der vorher bereits in Schieflage war, von seinem Lager geholt. Wie ein Geschoss fliegt er herab und landet aufrecht in unserer Mitte. So steht er da, weil er in dem Gedränge nicht fallen kann, als bleicher Vorwurf für die Störung der Totenruhe.
    Der Schreck, der unseren Verfolgern bei diesem Anblick in die Knochen fährt, ist unbeschreiblich. Die Vorderen brüllen auf und drängen zurück. Einer stürzt bewusstlos ins Wasser. Von hinten wird nachgeschoben, dort ist unser unfreiwilliger Helfer noch nicht bemerkt worden. Das wilde Gedränge wird für das wendische Kampfboot zu einseitig. Es schwankt, es neigt sich – es schlägt um.
    30 Männer stürzen ins Wasser, tauchen auf, prusten, schlagen die Wellen, klammern sich an ihr gekentertes Boot. Dazwischen treiben ihre Filzhüte.
    Bei uns, auf dem Totenschiff, erhebt

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