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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Hatte er sich vielleicht nur gezwungenermaßen an der Verfolgung beteiligt, weil er als neuer Häuptling nun einmal dazu verpflichtet war?
    Odo stimmte nachdenklich zu. Er ging sogar weiter: Als Slawomir uns beiden erlaubte, zuerst an Bord zu gehen, habe das auf ihn wie die stille Bitte gewirkt, das Schiff zu entführen.
    „Und die mordende Braut zu retten“, fügte er hinzu, wobei er die Gerettete wieder mit einem schiefen Blick bedachte. „Ich bereue es schon, und er wird es auch noch bereuen!“
    Dies war natürlich nur Ausdruck seiner Enttäuschung. Im Übrigen schloss er sich meiner Meinung an, und ich ging gleich zu Slawomir, um ihm unseren Beschluss mitzuteilen. Der junge Knes hörte mir aufmerksam zu. Doch kam ich nicht weit mit meinen Darlegungen, denn als ich vom Austausch gegen die vier in der Burg sprach, fiel mir Swinde gleich heftig ins Wort. Slawomir sei allein ihr Gefangener, ich hätte ja miterlebt und sogar ein bisschen geholfen, als sie ihn außer Gefecht setzte, aus dem Wasser zog und an Bord brachte. Er gehöre ihr, sei von nun an und für alle Zeit ihr Sklave, und niemals werde sie ihn hergeben. Ich hielt es für wenig angebracht, mich auf einen Wortwechsel mit ihr einzulassen, obwohl es mich ärgerte, dass sie mich immer noch duzte und „Dicker“ nannte und vor meiner Amtswürde (über die Odo sie aufgeklärt hatte) keinerlei Achtung bezeigte. Nach unserer Rückkehr ins Frankenreich würde sie sich unserer Entscheidung wohl oder übel beugen müssen.
    Die unruhige Nacht ging vorüber, und nachdem wir das Totenschiff bemannt und zur Rückfahrt verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg zur Elbe. Zwei alte Männer aus dem Dorf waren unsere Führer. Ein paar Jüngere boten sich uns als Träger an, doch wir verzichteten vorsichtshalber auf ihre Dienste. Vielleicht hatten sie erspäht, was wir aus unseren Hosenbeinen gezaubert und in Körbe und Säcke umgeladen hatten.
    Wir waren deshalb unterwegs wachsam und erreichten den Fluss ohne Zwischenfall. Auch hier fanden wir bereitwillige Helfer. Am nächsten Morgen brachten sie uns in zwei Booten hinüber. Von sächsischen Fischern erfuhren wir, wo wir gelandet waren. Fünf römische Meilen flussaufwärts und wenige Meilen weiter ins Landesinnere vorstoßend, würden wir die Burg des Remmert erreichen. Zum Sitz des fränkischen Grafen gelangte man hingegen flussabwärts, der Weg war länger. Schon nach höchstens fünf bis sechs Meilen würden wir aber am Ufer einen Rastplatz finden – bei Zelibor.
    „Dorthin zieht es dich doch schon lange, Vater“, sagte Odo. „Was mich betrifft, so bin ich jetzt ebenfalls neugierig. Möchte den Vogel mal kennenlernen, der hier überall fremde Nester ausraubt. Als kleiner Knabe war ich auch so ein Räuber. Kein Baum war mir zu hoch, wenn ich ein Nest plündern wollte. Dabei war ich sehr geschickt und hatte meine Freude daran, wenn dann die Alten zurückkamen, ihre Brut vermissten und kläglich piepten. Ein boshafter Bengel! Und natürlich habe ich immer nur friedliche, harmlose Sänger beraubt. Vielleicht kann ich es wiedergutmachen, indem ich mal einem Raubvogel das Nest plündere.“
    „Du glaubst doch nicht ernsthaft, Odo“, sagte ich, „wir könnten die gefangenen Wenden befreien.“
    „Auf jeden Fall müssen wir es versuchen. Wir müssen die Filzhüte wieder versöhnen, im Augenblick sind sie uns feindlich gesinnt. Wenn das der Alte erfährt, nimmt er es übel. Und was wird dann aus meiner Heirat mit Hiltrud?“
    Ich zog es vor, darauf nicht zu antworten.
    Wir setzten uns in Bewegung und marschierten am Elbufer entlang, wo viele Reisende von Ost nach West und umgekehrt eine breite Spur hinterlassen hatten. Odo, das Schwert an der Seite, schritt voran in seinem zerrissenen und verdreckten Purpurmantel, der inzwischen auch als Zeltdach und Schlafdecke gedient hatte. Er sah aus wie ein vertriebener König auf Asylsuche. Wir anderen mochten seine letzten Getreuen sein, die auf dem Karren, den wir erstanden hatten, den beiseitegeschafften Staatsschatz mitführten. Durch alle Unbilden dieser Tage hatte ich mit Gottes Hilfe unsere Schatulle gerettet, so dass deren Inhalt uns notfalls als ehrenwerte kaiserliche Gesandte ausweisen konnte.
    Es war ein heißer Tag, und der Marsch wurde uns beschwerlich. Nur Swinde schien keine Müdigkeit zu kennen. Sie trug das lange Gewand, in dem man sie auf das Schiff gebracht und das sich dort später noch angefunden hatte, und war wieder mit dem Strick gegürtet, an

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