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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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sich Jubelgeschrei. Doch mit einem barschen „Zurück!“ drängt Fulk uns zur Mitte, damit uns nicht auch ein feuchtes Schicksal ereilt. Knes Ratibor kann nicht folgen, wird von einem zum andern gereicht und landet bei mir. Ich bette ihn vorläufig unter den Ruderbänken.
    Mich aufrichtend, sehe ich plötzlich Swinde ein Ruder ergreifen und schreien: „Da ist der Verräter! Da hast du, was du verdienst! Da hast du es!“
    Sie hat Slawomir unter den Schwimmern ausgemacht. Im nächsten Augenblick holt sie zum Schlag aus und lässt das Ruderholz auf seinen Kopf krachen. Der Kopf taucht ab und nicht wieder auf. Swinde starrt auf die schäumenden Wellen, starrt und starrt – und kreischt vor Entsetzen. Mit einem gewaltigen Sprung ist sie im Wasser. Sie reißt ihre Kehrseite hoch, und dann sehe ich nur noch ihre Füße verschwinden.
    „Was fällt der denn ein?“, rief Odo.
    „Ich glaube, sie will mit ihm sterben!“, gab ich ratlos zurück.
    „Sterben? Das hätte sie früher haben können! Und wir hätten weniger Mühe gehabt!“
    Aber ich irrte. Sie tauchte auf und brachte Slawomir an die Oberfläche. Bewusstlos hing er in ihrem Arm. Mit zwei, drei Schwimmstößen war sie mit ihm am Schiff.
    „Hilf mir, Dicker!“, schrie sie. „Fass zu!“
    Ich beugte mich nieder, und indem ich zog und sie schob, brachten wir Knes Slawomir auf das Schiff und in unsere Gewalt. Kraftvoll und ohne Hilfe wälzte Swinde sich über die Bordwand.
    „Er wollte sich meiner Rache entziehen!“, rief sie triumphierend. „Jetzt entgeht er mir nicht!“
    „Hoffentlich lebt er …“
    Ein Blutbach rann von der Stirn in die feuchte Mähne des jungen Mannes.
    Sie sah mich erschrocken an – und da packte sie auch schon seinen Kopf, beugte sich über ihn und küsste ihn heftig.
    „Komm zu dir, Liebster“, flüsterte sie, „komm zu dir!“
    Mittlerweile hatten wir die Unfallstelle schon ein Stück hinter uns gelassen. Zwar nahte nun die Flotte der Einbäume, doch das bedeutete für uns keine Gefahr mehr. Die Ankömmlinge mussten sich erst einmal um die Schiffbrüchigen kümmern.
    Wir gewannen schnell einen sicheren Vorsprung.
    Der Wind ließ zwar nach, aber wir waren nun alle mit Rudern versehen. Die neuen Hölzer hatten wir als Treibgut des gekenterten wendischen Kampfbootes in Verwahrung genommen. Wir erleichterten unser Schiff von weiterem Ballast – den Trümmern der Hütte und den Balken, auf denen sie gestanden hatte. Knes Ratibor und sein Lieblingshund bekamen einen würdigen Platz unter dem hochgeschwungenen Bug. Wir ruderten alle kräftig, und ich stimmte auf dem heidnischen Totenschiff ein frohes Lied zum Lobe Gottes an: „Benedicamus Domino …“
    Swindes Bemühungen waren erfolgreich. Es gelang ihr, ihren geliebten, gehassten Entführer ins Leben zurückzuholen. Kaum hatte er aber die Augen geöffnet, war es vorbei mit der zärtlichen Behandlung. Sie hielt schon das Seil in Bereitschaft, das die alte Zauberin zurückgelassen hatte und das ursprünglich für ihren Hals bestimmt war. Damit band sie dem Benommenen die Hände so fest, dass er aufstöhnte. Das freie Ende des Seils schlang sie sich um den Leib.
    „Die wehrhafte Jungfrau macht keine Umstände“, sagte Odo, der neben mir auf der Ruderbank schwitzte. „Den Alten umgebracht, den Jungen gefangen genommen … Bin gespannt, was sie mit ihm vorhat. Immerhin ist er der neue Häuptling. Bevor ihm Gewalt angetan wird, werden wir eingreifen müssen!“
    Er war schon eifersüchtig auf den Gefangenen.
    So glitten wir unter dem Segel mit den seltsamen Zeichen dahin. Die Sonne vertrieb die letzten Wolken, es wurde ein strahlender Frühlingstag. Der grüne Streifen am Horizont kam näher und näher, und spät am Nachmittag erreichten wir das andere Ufer.

9. Kapitel
    Ich nehme vorweg, dass wir schon am nächsten Tag an der Elbe waren und dass uns am folgenden Morgen der Übergang glückte. Was bis dahin geschah, werde ich nur kurz abhandeln, um recht schnell zu den aufregenden Ereignissen zu kommen, in die wir nach unserer Rückkehr in den Sachsengau verwickelt wurden.
    Mit dem Totenschiff erreichten wir einen günstigen Punkt, die Südspitze des Sees, wo wir von Fischern erfuhren, die Elbe sei nur 15 Meilen entfernt, und es führe sogar ein Weg zum Ufer des Flusses. Wir öffneten freigiebig unsere Beutel mit Hacksilber und fanden ein ganzes Fischerdorf voller diensteifriger Helfer. Unsere Ankunft mit dem gekaperten Totenschiff löste zwar Neugier und Verwunderung aus, aber

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