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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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beobachten, wie sie sich nach den Äpfeln bückte. Ich war noch nicht in das Alter eingetreten, in welchem junge Burschen sich für Frauenspersonen begeistern, doch streifte mich beim Anblick Gundes zuweilen eine frühe Ahnung solcher Empfindungen. Hartmut, unser Nachbar, war ein reifer Mann von fünfunddreißig Jahren, seine Frau jedoch war mindestens zehn Jahre jünger und, obwohl sie bereits fünf Kinder geboren hatte, unverbraucht und von reizender Gestalt. Sie hatte nicht einmal einen Buckel, wie ihn fast jede Bäuerin mit der Zeit bekam, sondern hielt sich aufrecht und gerade wie eine Edelfrau. Oft fragte ich mich, ob auch meine Mutter eine so schöne Frau wie Gunde gewesen war, doch ich konnte mich nicht erinnern. Sie war bereits vor vielen Jahren bei der Geburt meines Bruders gestorben, der sie nur um wenige Tage überlebt hatte.
    Betreten schlug ich die Augen nieder, als Gunde meinen Blick bemerkte.
    „Ich bringe deinem Vater morgen einen Korb Äpfel hinüber“, rief Gunde. „Der Baum trägt dieses Jahr reichlich.“
    „Gott soll’s vergelten, Frau Nachbarin!“, antwortete ich.
    Gunde nickte mir zu, wandte sich ab und ging zum Haus zurück, in dessen Tür sich zwei ihrer Kinder drängten und lauthals nach den Äpfeln verlangten. Erneut blickte ich aufmerksam hinüber, und der Anblick erweckte eine seltsame Wehmut in mir. Wie gern hätte auch ich eine Schar von Geschwistern und eine liebende Mutter gehabt, einen Apfelbaum im Hof und ein Haus voller junger und gesunder Menschen – mir hatte Gott nur den Vater, die Tiere und die ständige Sorge um unsere kargen Vorräte gelassen.
    In diesem Moment mahnte mich das ungeduldige Scharren der Schweine an meine Pflichten. Seufzend öffnete ich das Gatter, woraufhin die Tiere eilig hinausstrebten und meine nackten Beine streiften.
    „Langsam!“, rief ich ärgerlich und schwang die Gerte. „Ihr werdet noch jemanden umrennen!“
    Und dies geschah auch beinahe, denn als die Schweine den Weg zur Dorflinde hinabschossen und in Richtung des Waldes bogen, kreuzten sie den Weg dreier Männer, die auf unser Haus zustrebten.
    Erschrocken erkannte ich den Gutsverwalter, einen korpulenten Mann in guter Kleidung aus grünem Tuch, begleitet von zweien seiner Hausknechte, die einen Karren zogen. Er kam früher als befürchtet – noch vor dem Matthäustag, und dies verhieß nichts Gutes. Nicht, dass sein Erscheinen im Dorf jemals irgendwelchen Anlass zur Freude gegeben hätte, denn Diederich, der sich von seinen Hörigen „Thiedericus“ nennen ließ, war ein hartherziger und allgemein gefürchteter Mann. Er residierte auf dem Herrenhof, einem stattlichen Haus auf einem nahe gelegenen Hügel, und sein Amt bestand darin, die abgelegene Besitzung zu verwalten und für seinen Herrn die Abgaben aus den umliegenden Dörfern einzuziehen.
    Entsprechend beklommen fühlte ich mich daher, als ich sah, wie er geradewegs auf unser Haus zuhielt. Zu allem Unglück kreuzten eben die Schweine seinen Weg und nötigten ihn, unter Vernachlässigung seiner herrschaftlichen Haltung mit einem unwilligen Keuchen zur Seite zu springen. Böse starrte er zu mir herüber, als hätte ich die Tiere absichtlich auf ihn und seine Begleiter losgelassen.
    „Heda, Junge!“, rief er. „Wo ist dein Vater?“
    Ich stand wie erstarrt, das Gatter des Schweinestalls in der Hand. Thiedericus trat näher – so nahe, wie der pflichtgemäße Abstand zwischen Grundherr und Hörigen es zuließ – und blickte auf mich herab.
    „Im Haus“, beantwortete ich recht verspätet die Frage.
    Thiedericus verzog den Mund. „Es ist helllichter Tag“, sagte er ungnädig. „Was tut dein Vater um diese Zeit im Haus? Warum ist er nicht bei der Arbeit auf dem Feld?“
    „Er ist noch immer krank“, brachte ich schüchtern vor.
    Thiedericus trat auf das Haus zu, blieb jedoch vor dem hüfthohen Weidenzaun stehen – dem Friedensbezirk, den selbst ein Edler ohne Einladung nicht betreten durfte. Er öffnete eben den Mund, um nach meinem Vater zu rufen, als dieser ihm zuvorkam und die Tür von innen aufschob. Offenbar hatte er gehört, wer ihn zu so früher Stunde aufzusuchen gedachte, und sich mühsam von seinem Lager erhoben. Leicht gebeugt stand er in der Tür, eine Hand gegen den Rahmen gestützt, und der Anblick seines erbärmlichen Zustands ließ mir das Herz schwer werden.
    „Gott zum Gruß, Herr“, sagte mein Vater, und den heiseren Worten folgte ein Anfall trockenen Hustens, der seine dürre Brust erschütterte und

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