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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Gesicht von Thiedericus, dessen Knechte eben damit beschäftigt waren, ihren Karren zum Nachbarhaus zu ziehen.
    „Was ist geschehen?“, herrschte mich der Verwalter an. „Warum bist du nicht im Wald?“
    „Herr!“, stieß ich hervor. „Feinde sind im Anmarsch! Bitte lasst mich zu meinem Vater!“
    Thiedericus starrte mir misstrauisch ins Gesicht, als wittere er eine Lüge. Erst, als er des Aufruhrs ringsum gewahr wurde, richtete er sich auf und blickte zum Wald hinüber. Ich strampelte und wehrte mich verzweifelt, doch noch immer hielt er mich am Kragen meines Kittels gepackt.
    Unterdessen hatten die fremden Krieger das kleine Waldstück durchquert und stürmten über die Felder auf das Dorf zu. Thiedericus erstarrte, und einstweilen gab ich jeden Versuch auf, mich ihm zu entwinden, denn der Anblick bannte mich mit Schrecken. Während mir das Herz laut in der Kehle pochte, beobachtete ich, wie die Fußknechte geradewegs auf einen Bauern zuhielten, der eben mit der Aussaat des Wintergetreides beschäftigt war. Er hatte sich aufgerichtet und die Heranstürmenden wie eine übernatürliche Erscheinung angestarrt, unfähig sowohl zur Flucht als auch zur Gegenwehr. Nun drangen sie auf ihn ein, und einer der Krieger schlug ihn mit dem Streitpickel zu Boden, ohne im Lauf innezuhalten. Der jüngste Sohn des Bauern hatte die Flucht ergriffen und rannte zum Dorfplatz, wurde jedoch von einem Ritter zu Fall gebracht, der ihm mit gezücktem Schwert nachsetzte und die Waffe auf seinen Kopf niederfahren ließ.
    Thiedericus regte sich erst, als der Ritter die Dorflinde umrundete und fast gemächlich auf uns zutrabte. Endlich ließ er mich los, und seine Hand fuhr zum Griff des Schwertes, das er unter dem laubgrünen Mantel trug.
    „Heda! Zu mir!“, schrie er den beiden Knechten zu, in deren Begleitung er ins Dorf gekommen war. Doch die jungen Männer, die keine Waffen trugen und den Ernst der Lage schneller begriffen als ihr Herr, hatten sich bereits zur Flucht gewandt.
    Thiedericus fluchte, zog sein Schwert und stellte sich mitten auf die Dorfstraße, dem herantrabenden Ritter in den Weg. Ich selbst, endlich frei, hätte nun fortlaufen und das Haus meines Vaters aufsuchen können. Doch der Anblick der beiden Gegner fesselte mich, so dass ich an den Gartenzaun unserer Nachbarn zurückwich, ohne den Blick abwenden zu können.
    Thiedericus stand hoch aufgerichtet da, ohne jedes Zeichen von Angst. Womöglich schien er zu glauben, seine bloße Erscheinung werde den Angreifer zurückweichen lassen. Sein berittener Gegner jedoch ließ sich von dieser selbstherrlichen Haltung nicht im Mindesten beeindrucken. Für einen Moment verlangsamte er den Schritt seines Pferdes, und die grauen Augen unter der Kettenhaube zogen sich abschätzend zusammen. Dann gab er dem Tier die Sporen, hob seine Waffe und setzte auf Thiedericus zu.
    Der Verwalter erbleichte, tat einen Schritt rückwärts und packte den Schwertgriff mit beiden Händen. Ich muss gestehen, dass ich eine gewisse Befriedigung bei seinem Anblick empfand. Die Herrenmiene war von seinem Antlitz abgefallen; seine drohend zusammengekniffenen Augen weiteten sich in jäher Angst, und seine Hände zitterten. Als sein Gegner herangesprengt kam, führte Thiedericus einen ebenso ungeschickten wie vergeblichen Schlag mit dem Schwert, der ihn um die eigene Achse wirbeln ließ und fast zu Fall brachte. Der Ritter indes ließ seine Waffe mit der Ruhe eines Mannes niederfahren, der einen hoffnungslos unterlegenen Feind erkennt. Thiedericus’ Kopf flog zur Seite; seine Hände fuhren an die Kehle, wo eine breite Wunde klaffte. Sein Schwert fiel zu Boden, und seine Augen weiteten sich in einem eher erstaunten als schmerzvollen Ausdruck. Ein Blutstrom tränkte seine Hände und den laubgrünen Mantel, während er auf der Stelle schwankte, den Mund zu einem tonlosen Schrei geöffnet. Dann brach er zusammen.
    Der Anblick löste mich aus meiner Starre, gerade, als der Ritter mich erblickte und sein Pferd wendete. Mit einem Schrei sprang ich weg vom Zaun und rannte davon.
    Kaum nahm ich wahr, was sich inzwischen ringsum begab: Die fremden Krieger schwärmten durch das ganze Dorf, trieben Männer, Frauen und Kinder aus den Hütten und selbst das Vieh aus den Ställen, um alles Lebendige ohne Unterschied niederzustechen. Überall gellten Schreie, krachten Äxte und blitzten Schwerter. Einige der Angreifer hatten Holzscheite aus den Feuerstellen der Häuser ergriffen und entzündeten die Binsendächer, so

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