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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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gewiss jeden guten Christenmenschen mit Mitleid erfüllt hätte. Nicht so Thiedericus: Ohne den Gruß zu erwidern, streckte er die Hand aus und ließ sich von einem seiner Knechte ein Pergament reichen, das mit Schriftzeichen bedeckt war.
    „Sasse Arnulf“, begann er förmlich – Arnulf war der Taufname meines Vaters. „Ich tue dir kund, dass unser gnädiger Herr, der Graf von Blankenburg, vom Markgrafen Albrecht mit Krieg bedroht wird und zur Verteidigung seines Landes eine Sonderabgabe erhebt. Er erbittet daher von jedem Hof die folgenden Gaben.“
    Thiedericus machte eine bedeutungsvolle Pause, und ich bemerkte, wie mein Vater sich in Erwartung des Kommenden straffte.
    „Fünf Pfennige von jeder Hufe mit mehr als einem Ochsen“, verlas Thiedericus, „und vier Pfennige von jeder Hufe, die nur einen Ochsen oder gar keinen besitzt.“
    Ich bemerkte, wie mein Vater seufzte und den Kopf sinken ließ. Wir besaßen überhaupt kein Geld, denn der schmale Umfang unserer jährlichen Ernte ließ es nicht zu, auch nur eine Weizengarbe auf dem Markt zu verkaufen.
    „Diejenigen, welche nicht über Münzgeld verfügen“, fuhr Thiedericus fort, „dürfen die Abgabe auf folgende Weise in rebus naturalibus leisten: fünf Hühner oder ersatzweise fünfzig Eier, dazu ein Schwein oder ersatzweise fünf Pfund Schweinefleisch, dazu fünf Klafter geschlagenes Holz und alles an Eisengerät, was im Haus vorhanden ist und sich zu Waffen umschmelzen lässt.“
    Thiedericus rollte sein Pergament zusammen, während mein Vater ergeben den Kopf senkte und den Besuchern zunickte. „Kommt herein.“
    Thiedericus blieb stehen, während die beiden Knechte ihren Karren abstellten und das Haus betraten. Mein Vater verharrte an der Tür, und ich empfand das starke Verlangen, zu ihm hinüberzulaufen und ihn zur Bettstatt zurückzuführen. Unglücklicherweise jedoch versperrte Thiedericus die Gartenpforte, und um nichts in der Welt hätte ich gewagt, ihn zum Wegtreten zu nötigen. So warteten wir einige Zeit reglos, jeder an seinem Platz, während aus dem Innern des Hauses dumpfes Gerumpel zu hören war. Am Ende erschienen die Knechte wieder in der Tür, wobei sie eine Sense und ein Beil mit sich trugen – die einzigen Geräte aus Eisen, die wir besaßen.
    „Ich bitte Euch, Herr“, flehte mein Vater, „lasst mir die Sense! Es ist mir sonst nicht möglich, im nächsten Jahr die Ernte einzubringen.“
    Thiedericus verzog den Mund, prüfte noch einmal den Wortlaut seines Dokuments und gab schließlich einem der Knechte ein Zeichen. „Die Sense mag er behalten.“
    Der Knecht stellte das langstielige Gerät ab und lehnte es gegen den Gartenzaun.
    „Was ist mit dem Holz?“, fragte Thiedericus streng.
    „Es ist keines da, Herr“, antwortete der Knecht.
    „Hast du kein geschlagenes Holz?“, wandte der Verwalter sich an meinen Vater. Und als dieser resigniert den Kopf schüttelte, deutete Thiedericus zum Schweinestall hinüber. „Nehmt den Stall auseinander.“
    „Nein!“, schrie ich entsetzt, schloss das Gatter in meinem Rücken und stellte mich mit ausgebreiteten Armen davor. „Unsere Christa ist da drin! Soll sie erfrieren, wenn der Winter kommt?“
    Thiedericus wandte sich mit einem Blick nach mir um, als hätte ich seinen laubgrünen Umhang mit Kot beworfen.
    „Bitte, Herr“, bat ich, „lasst mich in den Wald gehen und Holz für Euch schlagen! Ich komme so schnell wie möglich zurück.“
    Thiedericus musterte mich skeptisch.
    „Dann könnte ich auch gleich eines der Schweine mitbringen“, fügte ich hinzu.
    Dies schien dem Verwalter einzuleuchten, und er ließ sein gnädiges Einverständnis durch ein Nicken erkennen. Zögernd trat ich näher und wies auf das Beil, das einer der Knechte in den Händen hielt.
    „Könnte ich das Beil haben?“
    Der Mann gab es mir.
    „In spätestens einer Stunde bist du zurück!“, befahl Thiedericus. „Wenn nicht, zerlegen wir den Stall und nehmen eure Kuh anstelle des Schweins mit.“
    Ich neigte demütig den Kopf. Der Verlust eines Schweins würde uns schmerzen; der Verlust der Kuh jedoch hätte bedeutet, dass wir unsere Äcker nicht mehr pflügen konnten und im kommenden Jahr hungers sterben würden. Ich wechselte einen Blick mit meinem Vater, der mir dankbar zunickte und sich ins Haus zurückzog.
    Während Thiedericus und seine Männer sich dem Nachbarhaus zuwandten, schulterte ich das Beil und ging raschen Schrittes die Dorfstraße hinab, um an der Linde abzubiegen und den Wald

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