Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
Vom Netzwerk:
der Dunkelheit?
    Oder hatte Gert Emma in seinen Plänen ersetzt?
    Oder lagen wir alle falsch? War Spinelli der Schnitter? Oder steckte er mit ihm unter einer Decke? Vielleicht brachte Spinelli mich ja so dazu, Britt zu versetzen, damit er für sich selbst eine bequemere Lösung finden konnte.
    Es gefiel mir nicht, so im Dunkeln zu tappen.
    Und wieder ging ich auf die Toilette, um Kathleen anzurufen.
    »Warum schalten Sie nicht einfach Ihr Mikro ein?«, sagte Kathleen.
    Äh, ja.
    Noch zwei Stunden. Ich würde hier noch durchdrehen.
    Bis auf Randie, die Herstellungsleiterin, waren um Viertel vor fünf bei Magazine Media Resources alle verschwunden. Oh Mann, mir blieb noch eine ganze Stunde, um das Unlösbare abzuwägen.
    »Hey«, sagte sie, als sie die Hintertür abgeschlossen hatte, »haben Sie vor, noch lange zu bleiben?«
    »Ja. Ich muss noch was fertigmachen.«
    »Haben Sie einen Schlüssel?«
    Mist. »Nein.«
    Sie lächelte verdrossen. »Das ist typisch Harv, Sachen rauszuschieben, seine Lieferfristen eingeschlossen.« Sie lachte. »Ich geh zu einer Happy Hour hier um die Ecke. Ein paar unserer Leute gehen jeden Donnerstag. Warum kommen Sie nicht mit und lassen die Arbeit Arbeit sein?«
    Hörte sich nach einer guten Idee an.
    »Wir fahren jetzt zu einer Bar, die SinJin’s heißt. An der Hauptstraße«, sagte ich zu meinen Beobachtern, während ich Randies Pick-up folgte. »Wir fahren auf den Parkplatz hinter dem Drugstore.«
    »Alles klar«, sagte Lauria.
    »Ich bin mit einer ganzen Gruppe da, das Reden wird also schwierig. Aber ich halte euch auf dem Laufenden.«
    Der Ort gehörte in die Kategorie dunkel getäfelte, schummrige und laute Bar. An den Wänden hingen Souvenirs aus Maynard. Ich folgte Randie am Tresen vorbei zu den Tischen, wo uns bereits vier Kollegen zuwinkten.
    Als wir uns gesetzt hatten, tauchte eine Bedienung in schwarzer Jeans und weißer Bluse auf, und ich wurde ein bisschen aufgezogen, weil ich nur Cola Light bestellte.
    Die Leute steckten die Köpfe zusammen, zumindest die, die sich unterhalten wollten. Spinelli aß. Er stopfte das Essen in sich rein, als wäre es seine Henkersmahlzeit. Vielleicht war es auch für mich vorgesehen. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass er mir immer wieder verstohlene Blicke zuwarf.
    Ich entschied mich für eine Ofenkartoffel, denn ich war seltsam ausgehungert. Regelmäßig sah ich auf die Uhr. Die Zeit verging mit der Geschwindigkeit eines dösenden Faultiers. Ich hörte den Gesprächen nur halb zu, der Aufregung über den Launch einer neuen Zeitschrift, und wie deprimiert doch alle noch waren, weil zwei alte Zeitschriften eingestampft worden waren. Interessant, aber ich war viel zu nervös, um genau hinzuhören.
    Nach vierzig Minuten packte ich meinen Kram zusammen, weil ich die Warterei nicht länger aushielt. Dabei blieb mir noch mehr als eine halbe Stunde Zeit, bevor ich Britt in Acton treffen würde. Aber was soll’s, sagte ich mir. Ich würde eben ganz, ganz langsam zu der Scheune fahren.
    Unsere Herstellungsleiterin winkte jemandem am Eingang zu. Einem Mann. Einem, der einen übergroßen braunen Mantel und eine braune Kappe trug, die er tief ins Gesicht gezogen hatte. Spinelli sah ebenfalls hin und grunzte. Auch er kannte den Kerl.
    Als der Mann sich zum Tresen wandte, winkte er unserer Gruppe zu, und eines der gedämpften Lichter fiel auf sein Gesicht.
    Was machte Britt hier?

42
    Weitere Besucher drängten in die Bar, und der Lärmpegel nahm zu.
    Ich fischte einen Lippenstift aus meiner Handtasche und eilte zur Damentoilette. Direkt nach mir trat noch jemand ein. Ich schlüpfte in eine Kabine.
    »Können Sie mich hören?«, flüsterte ich in mein Mikro.
    »Wir empfangen Sie, Tally«, kam Laurias beruhigende Stimme aus dem Ohrstöpsel.«
    »Britt ist hier. Ich …«
    Die Spülung in der Nachbarkabine übertönte ihre Antwort.
    »Was?«, fragte ich.
    »Wir sind an ihm dran«, sagte Lauria. »Und an Ihnen auch.«
    »Bleiben Sie in der Nähe.« Das Adrenalin peitschte durch meine Adern.
    »Machen wir.«
    Nachdem die andere Frau gegangen war, verließ auch ich die Kabine. Ich zog meine Lippen nach und gesellte mich wieder zu unserer Gruppe. Alles schien normal zu sein. Randie unterhielt sich mit Spinelli, die anderen lachten über einen Witz, die Bedienung ersetzte leere Gläser durch volle.
    Britt winkte erneut, dann verließ er das SinJin’s.
    Ich wartete einige Sekunden, legte dann etwas Geld auf den Tisch, verabschiedete mich und ging betont

Weitere Kostenlose Bücher