Tödliche Ernte
stimmt’s?«
»Einen dunkelgrünen.« Die Bar füllte sich allmählich. Ich wollte nur noch weg.
»Geländewagen sind weit verbreitet«, meinte Lauria. »Er könnte blau gewesen sein, grün oder schwarz. Und der Typ hat ja auch nur den Wagen angelassen. Vielleicht wollte er den Motor warm laufen lassen. Aber eine kleine Spur ist es doch. Was für einen Wagen fährt Britt?«
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Aber ich wette, es ist ein dunkler Geländewagen.«
Wir verließen das Trip’s, und ich überredete Kathleen, mich zu Gerts Wohnung zu begleiten. Es war ein abgefahrener, schriller Ort – voller Neonfarben und Sachen aus den Sechzigern. Ich vermisste Gert schrecklich und hörte im Kopf ihre Stimme, als ich mich in dem großen Zimmer umsah. Ich kam mir vor wie ein Eindringling. Ich gehörte nicht hierher und sollte nicht in ihre Privatsphäre eindringen.
Aber kam es darauf überhaupt noch an? Das fbi und das css hatten die Wohnung bereits durchsucht, hatten alles mit schwarzem und weißem Puder für Fingerabdrücke bestäubt, Schubladen offen gelassen und Sofa- und Stuhlkissen aufeinandergetürmt.
Als ich in dem Zimmer umherwanderte, sprang mir nichts ins Auge. Kathleen versicherte mir, dass jeder Spur nachgegangen wurde, dass alle Telefongespräche verfolgt wurden, dass die Forensiker des fbi die Besten waren, und, und, und.
Ich sagte ihr, dass sie wie ein Agent daherredete, der neue Leute für die Ordnungskräfte anwarb, und dass ich – meine Güte! – bereit sei zu unterschreiben, und aus irgendeinem Grund fand sie das lustig, und wir mussten beide lachen, bis uns Tränen übers Gesicht strömten. Die Erleichterung war enorm.
Natürlich hielt sie nicht an, und als wir uns zurück ins Hotel begaben, war die Euphorie verpufft.
Ich hoffte verzweifelt, dass wir am nächsten Tag Gert finden und Britt dabei schnappen würden, wie er mich gerade seiner Sammlung einverleiben wollte.
Würde Emma ihm gefallen?
Ich würde sicherstellen, dass dem so war.
* * *
In meinem Bett vergraben sah ich fern und tat so, als interessiere ich mich für Unterwasseraufnahmen von Cleopatras versunkenem Palast. Na, wenn das keine Frau war, die die Männer anzog. Was hätte den Schnitter bei ihr gereizt? Ihre viel gerühmten Augen. Ganz sicher.
Ich hatte Wahnvorstellungen. Die ganze Nacht. Stellte mir vor, wie Britt Reens Gesicht abschälte, Dellas Augen herausklaubte und Inez’ Füße absägte.
Wer war diese Person wirklich, die solch verzweifelte Sehnsüchte hatte?
Ich trank nichts. Konnte nicht essen. Wünschte mir, ich würde noch rauchen.
Als das Telefon klingelte, riss ich den Hörer hoch und bellte: »Ja?«
»Ich bin’s, Kathleen. Wir haben einen Talisman gefunden.«
»Meinen Sie die verschlungenen Menschen?«
»Genau. Auf dem Parkplatz vor der Rechtsmedizin.«
Am Mittwochmorgen zog ich mir einen schwarzen Rolli an, einen weiten, da ich erneut die Abhörvorrichtung des fbi trug. Außerdem trug ich einen schwarzen Schlauchrock, der knapp über den Knöcheln endete. Ich steckte eine runde Brosche an, in Anlehnung an das biedere Erscheinungsbild, das ich mehr oder weniger zugunsten eines pfiffigeren, verführerischen Stils aufgegeben hatte.
Ich lackierte mir die Nägel und legte Make-up auf – mehr, als Tally tragen würde, aber dennoch subtil. Meine Lippen malte ich rot an.
Ich besprühte mich mit Chanel No. 5. Klassisch, aber immer noch toll.
Himmel, ich versuchte schließlich, den Widerling auf mich aufmerksam zu machen, nicht wahr?
Lauria rief gegen Mittag an. Britt fuhr einen schwarzen Suburban. Volltreffer.
Ich kehrte an meinen Schreibtisch zurück. Sicher dachten alle hier inzwischen, ich hätte Probleme mit der Blase.
Ich sollte Britt um vier Uhr treffen. Um Viertel nach drei war ich ein Nervenbündel.
Um halb vier schlenderte Spinelli aus dem Loch, das er sich mit Ellsworth teilte, herüber, um mich wissen zu lassen, dass Britt unser Treffen auf sechs Uhr verschoben hatte. Das Shooting dauerte länger.
»Sechs?«, sagte ich zu Spinelli und überlegte mir, dass es um sechs bereits dunkel sein würde. »Ähm, das könnte schwierig werden. Haben Sie seine Handynummer?«
»Nein.«
Schwer zu glauben, aber niemand im Büro hatte Britts Mobilfunknummer.
Na, toll.
Ich rief Jenny Case an und hatte auch bei ihr Pech. Anscheinend war Britts Handy privat. Und er wollte, dass es so blieb.
Mir gefiel das ganz und gar nicht. Hatte Britt die Falle gerochen? Dass ich Tally war? Bevorzugte er den Schutz
Weitere Kostenlose Bücher