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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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dachte, was er fühlte.
    Chesa, sprich mit mir.
    Ich wollte unser Essen vom Vorabend noch einmal wiederholen … und alles ganz anders machen.
    Penny kletterte in mein Bett und rollte sich am Fußende zusammen. Ich dachte an meinen Exmann und daran, wie ich zu Anfang unserer Ehe seine Wärme neben mir begrüßt hatte. Ich malte mir aus, dass er nach meiner Brust tastete, sie hielt und massierte, und dass mein Mund trocken wurde, genau wie jetzt, während der Rest von mir feucht vor Verlangen war. Ich konnte seinen Ständer in meiner Hand fühlen und wie er sich auf mich schob. Das fühlte sich so gut an, die Wärme, die Vereinigung, die …
    Ich rollte mich auf die Seite und versuchte, die Erinnerungen zu verdrängen.
    In dieser Nacht waren die Trommeln wieder einmal schlimm. Ich wehrte sie ab, solange ich konnte, dann leerte ich ein Glas Bourbon.
    Ich träumte nicht.
    Am nächsten Morgen platzte ich mit Überschallgeschwindigkeit in den Kummerladen. Ich eilte in die Zentrale. Gert war an ihrem Platz, Donna in Akten vertieft und Andy am Telefon.
    »Wo ist Mary?« Ich versuchte, nicht zu panisch zu klingen.
    »Hat sich krankgemeldet«, sagte Gert.
    »Das gefällt mir nicht. Vor zwei Tagen hatte Blessing einen Streit mit Chesa. Jetzt ist sie tot, und die Polizei hält ihn für den Täter. Aber Blessing und Mary sind auch ein bisschen aneinandergeraten.«
    »Mary?«, schnaubte Andy. »Die gerät doch mit niemandem aneinander.«
    »Halt den Mund«, sagte Donna.
    Ich fuhr mit dem Finger über die Liste und wählte dann Marys Nummer. »Ich weiß nicht mal, wo sie wohnt oder …«
    »Haddo?«, meldete Mary sich mit erkälteter Stimme.
    »Mary!« Ich hielt den Daumen hoch. »Hi, ich, äh, ruf nur an, um zu hören, wie es dir geht.«
    »Schon besser«, sagte sie, »aber noch nicht gut genug, um euch alle anzustecken.«
    »Das höre ich. Gestern haben wir über Roland Blessing und Chesa Jones gesprochen und …«
    »Ja. Ich komme schon klar deswegen. Danke.«
    Ich sah mich im Zimmer um. Die Gesichter meiner Kollegen waren düster.
    Andy sah weg.
    »Ähm, sei einfach vorsichtig«, sagte ich zu Mary. »Halt die Türen verschlossen, und sieh immer nach, bevor du aufmachst. Das Übliche eben, du weißt schon. Nicht, dass du dir Sorgen machen müsstest.«
    »Aber nicht doch.« Ihre Stimme klang gedämpft und besorgt. »Er steckt ja so voller Wut.«
    »Das tut er. Gute Besserung. Wir sehen uns morgen.«
    Ich legte auf. Drei Augenpaare sahen mich an. »Ja. Ich denke das Gleiche – haben wir es vermasselt?«
    Vor Gerts Mund bildete sich eine Kaugummiblase. »Soll das ein Witz sein? Der Einzige, der hier was vermasselt hat, ist Blessing.«
    »Da hast du recht«, gab ich zu.
    »Und mit noch was habe ich recht.« Gert deutete mit einem grellrosa lackierten Nagel in meine Richtung. »Du weißt, welchen Rat du der kleinen Mary gerade gegeben hast? Sieh mal in den Spiegel, Tally.«
    »Mir geht’s gut. Und ich habe Penny.« Bevor sie ihr Bein verlor, war Penny ein erstklassiges Mitglied der Hundestaffel. Wenn mir jemand zu nahe kommen sollte, würde sie ihm an die Kehle gehen.
    Was hatte dieser Kerl gestern nur auf dem Parkplatz zu suchen? Penny wäre wohl nicht so scharf darauf, eine Kugel abzufangen.
    Gert blies eine lila Blase, größer noch als die erste. Sie kraulte Penny am Kinn. »Wie gut, dass sie dir auch auf der Gefühlsebene beisteht, weil du ja sonst niemanden an dich ranlässt.«
    Sie fegte aus dem Zimmer.
    Ich suchte wie verrückt nach Kranak, konnte ihn aber nicht finden. Gegen Mittag war ich so reizbar und müde, dass mir der Sinn absolut nicht mehr nach seinen Versteckspielchen stand.
    Er brachte mich noch mehr zur Weißglut, als er in mein Büro marschiert kam und einfach begann, in meinem Minikühlschrank nach einem Schokodrink zu suchen. Dieser ewige Schnorrer. Dann wickelte er ein riesiges Sandwich aus und fing an, es zu vertilgen, als wäre mein Büro ein Restaurant.
    Zugegeben, das hier war früher sein Büro gewesen, aber es wurde allmählich Zeit, dass er darüber hinwegkam.
    Er schob mir eine Mappe über den Beistelltisch zu.
    Darinnen befanden sich Fotokopien verschiedener Fingerabdrücke. Ein Name stand daneben: Roland Blessing.
    »Von McArdle?«, fragte ich.
    Er nickte und nahm einen Schluck von dem Drink.
    »Konntest du irgendetwas darüber erfahren, was Chesa in dieser Nacht gemacht hat?«, fragte ich. »Was ist mit McArdle? Hat man Blessing schon aufgespürt?«
    »Sehe ich aus, als wäre ich die Auskunft?«

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