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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Wenn es bei mir um die Männer geht, gebe ich zu, dass mir ihr Aussehen nicht egal ist. Uns allen doch nicht.«
    »Lass mich da raus«, sagte Belle. »Für mich zählt nur Geld.«
    Gert rülpste, wir mussten alle lachen, und dann war wieder alles in Ordnung.
    Reen kam mit geschürzten Lippen herbeigeschlendert.
    »Du hast ihn abgezockt, stimmt’s?«, fragte ich.
    »Einen Fuffi. Dumpfbackige Eishockeytypen.« Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mit gespreizten Beinen verkehrt herum darauf, als gerade die meisten aus unserer Gruppe aufbrachen.
    »Bleibt doch noch«, meinte Reen. »Ist doch noch früh.«
    »Wir müssen«, wurde gemurmelt und Geld auf den Tisch gelegt.
    Auch ich hätte gehen sollen. Aber ich brauchte Reens Ohr und vielleicht auch ihre Hilfe.
    Sie holte einen weiteren Old Grandad für mich und eine Piña Colada für sie.
    »Dellas Fingerabdrücke im Beerdigungsunternehmen deuten auf Mord hin«, sagte ich.
    »Kann sein.« Reen ließ ihren Blick durch die volle Kneipe gleiten.
    Ich erzählte ihr von dem Fall. Während ich redete, strich Reen sich über den Leberfleck unter dem linken Auge, bei dem es sich genau genommen um ein winziges tätowiertes japanisches Schriftzeichen handelte. »Vielleicht spüre ich McArdle ja in irgendeiner esoterischen Datenbank auf.«
    Sie kippte den Stuhl nach hinten auf zwei Beine. »Vielleicht.«
    »Ich benutze dich nur, um meine Ideen auszutesten.«
    »So, machst du das?« Sie gestattete ihren Lippen, sich zu einem angedeuteten Lächeln zu verziehen.
    »Klar«, sagte ich und hoffte, ihren Ehrgeiz damit anzustacheln. »Kranak wäre ganz schön angesäuert, wenn du, sagen wir mal, in einigen der etwas exotischeren Datenbanken des fbi nach McArdle und Blessing suchst.«
    Sie nickte abgeklärt. »Aber ich möchte doch Sergeant Kranak nicht vor den Kopf stoßen.«
    Nicht ganz das, worauf ich gehofft hatte. »Du weißt doch, wie Kranak sein kann.«
    »Ja«, sagte sie und ließ einen schwarz gekleideten Mann mit eingefallenem Gesicht nicht aus den Augen, der sich an der Theke mit einem grobschlächtigen Kerl in einer Daunenweste stritt.
    »Meinst du, dass Kranak Zugang zu einigen von diesen Datenbanken hat?«
    Sie ließ den Stuhl wieder auf alle vier Beine knallen. »Nein.« – »Nein, hat er nicht?«
    »Nein, ich lasse mich da nicht hineinziehen, Tally.«
    »Na gut. Das verstehe ich. Du bist beschäftigt. Aber so ein bisschen was Geheimnisvolles interessiert dich doch immer, oder? Mary, eine unserer freiwilligen Beraterinnen, hat Della Charles und Roland Blessing zusammen gesehen.«
    »Kein Wort mehr«, sagte sie.
    Eigentlich hatte ich es ganz gut hingekriegt.
    Mit dem Schlüssel in der Hand überquerte ich die Appleton Street. Ich sehnte mich nach der Wärme meiner Wohnung, nach Pennys Begrüßung und nach meinem behaglichen Bett. Das Licht am Eingang ging immer noch nicht, was bedeutete, dass Hausmeister Jake vergessen hatte, die Glühbirne auszuwechseln. Typisch.
    Wolken verdunkelten die Sterne, und Schnee lag in der Luft. Eine Katze miaute, und bei irgendjemandem fiel scheppernd die metallene Mülltonne um. Waschbären.
    Ich setzte den Fuß auf die erste Stufe. Wenigstens hatte ich Reen neugierig gemacht. Wenn ich vielleicht –
    Rechts von mir hörte ich ein kratzendes Geräusch. Ich fuhr herum. Ein gesichtsloser Mann im Mantel tauchte aus der Schwärze auf.
    Blessing? Ich schluckte, oder ich versuchte es zumindest. »Ja?«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie erschreckt habe.« Er legte die behandschuhte Hand an die Krempe seines altmodischen Filzhutes. »Ich habe mich verlaufen.«
    Er war glatt rasiert. Soviel konnte ich erkennen. Sein zitroniges Aftershave kitzelte mich in der Nase. Seine Stimme klang voll und erotisch – wie bei einem Radiomoderator – und hatte einen leichten Akzent.
    Er war nervös – das konnte ich durch die Dunkelheit spüren. Vielleicht war es auch Erregung. Was auch immer, es wollte mir nicht gefallen.
    Handelte es sich doch um einen verkleideten Blessing? »Wo wollen Sie denn hin?«
    »In die Chandler 132«, sagte er. »Zu einem Freund.«
    Er klang nicht nach Blessing. Überhaupt nicht. »Die Chandler ist zwei Straßen weiter.« Ich zeigte mit meiner freien Hand in die Richtung.
    »Ich muss irgendwo falsch abgebogen sein, Ma’am.« Eine Reihe perfekter Zähne blitzte im schummrigen Licht der Straße auf. Ich hätte gar zu gern sein Gesicht gesehen.
    Ich umklammerte das Geländer, als wolle ich die Stufen hinaufsteigen.
    »Warten

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