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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Sie«, sagte er.
    »Ich muss gehen. Mein Mann wird sonst nervös.«
    Er gluckste leise. »Natürlich wird er das. Haben Sie sich jemals in einer fremden Stadt verlaufen?«
    »Sicher.« Ich trat seitlich auf die nächste Stufe, sodass ich über ihm stand. Meine Handschuhe fühlten sich rutschig an, so sehr schwitzten meine Hände. Wenn alles so harmlos war, warum ging er dann nicht?
    Er kam eine Stufe hoch. Jetzt waren wir wieder auf gleicher Höhe, und er beugte sich so nahe zu mir, dass sein Gesicht beinahe meine Wange gestreift hätte. Sein feuchter Atem streifte mein Ohr. Ich bereitete mich darauf vor, ihm das Knie in die Eier zu rammen.
    »Das ist es!«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Sung. Das Parfüm, das Sie tragen. Einer meiner Lieblingsdüfte.«
    »Wer sind Sie?« Ich verwünschte mich für meinen heiseren Tonfall.
    Wieder lächelte er; dann griff er in seine Tasche. »Mein Name ist …«
    »Keine Bewegung, du Arsch!«, brüllte Reen, als sie mit gezogener Waffe über die Straße rannte.
    »Wa–?« Der Fremde fuhr herum.
    »Hände über den Kopf. Keine Bewegung.« Reen tastete ihn mit der Linken ab. Mit der entsicherten Pistole in der Rechten zielte sie auf den Bauch des Mannes.
    »Reen!«, sagte ich. »Er hat nur nach dem Weg gefragt.«
    »Mag sein.« Sie trat zurück und senkte die Waffe. Aber sie steckte sie nicht weg. »Unbewaffnet.«
    »Kann ich die Hände runternehmen?« Seine samtige Stimme zitterte vor Angst.
    »Nein«, sagte Reen.
    »Ich hatte keine bösen Absichten. Wirklich. Kann ich jetzt gehen? Bitte?«
    »Wie wär’s, Reen?« Als ich mich wieder umdrehte, rannte der Fremde über die Straße davon.
    * * *
    »Also gut. Ich hab mir vor Angst fast in die Hose gemacht.« Ich reichte Reen einen Bourbon und nahm einen Schluck von meinem. Wir saßen auf der Couch, hatten die Beine auf meinen Granittisch gelegt und entspannten uns. »Aber, oh Mann, du bist auf ihn los wie ein verdammtes Sondereinsatzkommando.«
    »Du hättest ihm sagen müssen, dass er sich verpissen soll.« Ihr Blick schweifte durch mein Wohnzimmer, einen Ort, den sie schon Dutzende Male gesehen hatte.
    »Ich weiß. Aber sobald mir klar war, dass es nicht Blessing sein konnte, erschien er mir harmlos.«
    Sie nahm mein Gesicht in die Hände. »Und wenn ich nicht gekommen wäre?« Sie griff in die Tasche und zog eine Visitenkarte hervor. Mit zusammengekniffenen Augen las sie: »Bernard Trepel. Aliant Systems – Verkauf. Lubbock, Texas.«
    »Ich fasse es nicht, du hast seine Karte stibitzt.« Ich nahm sie ihr aus der Hand.
    »Die Karte war in einer seiner Taschen. Das konnte ich tasten. Ich hab sie genommen. Vielleicht ist sie ja von einem Kunden und nicht von ihm.«
    »Lubbock in Texas?«, sagte ich. »Er hatte einen Akzent. Was ist bloß in dich gefahren, dass du mir gefolgt bist, Reen?«
    Reens Blick prallte an meinem Gesicht ab. »Der Typ an der Bar gefiel mir nicht. Der hat dir ständig Blicke zugeworfen.«
    »Der dürre?«
    Sie zuckte die Achseln. Ihr Blick wanderte weiter durch den Raum, immer beschäftigt, immer auf der Suche. »Der Glatzkopf in der Daunenweste.«
    »Ich hab ihn nur von hinten gesehen.«
    »Er ist gleich nach dir gegangen. Hat mich an diesen Blessing erinnert.«
    »Und da bist du ihm gefolgt.« Penny legte ihren Kopf auf meinen Schoß, und ich streichelte ihr weiches Fell. »Danke. Ich bin schon komplett paranoid. Das ist mir so zuwider.«
    Sie zuckte die Achseln. »Tot zu sein wäre dir noch mehr zuwider.«
    Ich grinste. »Mein Schutzengel.«
    Reens Nasenflügel bebten. »Gebrauchen könntest du einen. Kein Licht. Dein Vermieter ist echt ein Arsch.«
    »Absolut nicht. Nur vergesslich. Du bist ganz schön hart anderen gegenüber.«
    »Ich muss los.« Ihr Blick war aufs Neue verschlossen.
    »Tut mir leid. Ich … Danke, dass du auf mich aufgepasst hast. Glaubst du wirklich, der Typ in der Daunenweste war Blessing?«
    Sie zuckte die Achseln, und ihr Haar schlug Wellen wie ein schwarzer Wasserfall.
    »Kann ich Trepels Karte behalten?«
    Sie lächelte. »Du bist so durchsichtig wie Wasserfarbe auf Reispapier.«
    »Du hilfst mir doch bei dieser Geschichte mit McArdle?«
    Sie berührte das Tattoo unter ihrem Auge. »Vielleicht sollte ich mich auf Blessing konzentrieren.«
    »Tu das nicht. Alle sind hinter ihm her. Der dreht durch und stellt etwas Schlimmes an.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Ach, und der Mord an deiner Freundin und an Arlo war noch nichts Schlimmes?«
    »So meine ich das nicht. Es ist nur so,

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