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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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verkauft ihn den Angehörigen, bahrt den Toten darin auf und tauscht ihn dann gegen eine klapprige Kiste aus Kiefer oder sogar Pappe aus. Und wie wir schon gesagt haben: Er muss sie nicht mal darin beerdigen. Er kann die Dinger ja recyceln. Manche von diesen Typen gehen sogar so weit, Leute zu beerdigen, um sie dann nachts wieder auszugraben und die Leichen an die Forschung zu verschachern. Eine heftige Nummer, aber sogar ein paar echte Leichenbestatter sind in die Schlagzeilen geraten, weil sie den Trick mit dem Sargtausch abgezogen haben. Erzähl das nicht weiter. Dieser Kerl macht vielleicht Tausende im Jahr, und ich vermute mal, dass er nicht nur deshalb abgehauen ist, weil er kalte Füße bekommen hat, sondern weil er Angst hatte, dass der Schwindel auffliegt. Manche Leute können ganz schön sauer werden, wenn sie erfahren, dass ihre Angehörigen in einer billigen Schachtel vor sich hin faulen.«
    »Glaubst du, dass er es auch mit Dellas Überresten so gemacht hat?«
    Haywood ergriff meine Hand. »Typen wie der, Tally. Tja, es kann sogar sein, dass er sie in einen Fluss geworfen hat, auf eine Müllhalde oder sonst wohin. Hast du mir nicht gesagt, sie wäre obdachlos gewesen? Und nachdem die Schwester tot war, wer soll sie da noch vermissen?«
    »Keine Menschenseele.«
    »Genau. Warte ein Weilchen, dann taucht er wieder auf. Typen wie der tun das immer.«
    »Das Einzige, was ich will, ist Dellas Leichnam. McArdle kann mich mal.«
    Haywoods Blick glich dem eines süßen Welpen. »Du änderst dich auch nie, Tally. Immer auf der Seite der Schwachen.«
    Ich entzog ihm meine Hand. »Ich habe Chesa versprochen, mich um die Angelegenheit zu kümmern. Das ist alles. Und ein Versprechen ist ein Versprechen.«
    Er strich sich das Haar aus der Stirn. »Das mit uns könnte doch wieder gut werden, Tally.«
    Ich klopfte ihm aufs Revers. Ich mochte Haywood. »Aber nicht gut genug, Dave. Nicht gut genug.«
    Während der gesamten Rückfahrt ärgerte ich mich über McArdle. Ein Betrüger. Ein Schwindler. Himmel. Kein Wunder, dass er abgetaucht war.

13
    Der Rest des Donnerstags fühlte sich reichlich komisch an. Wie sich herausstellte, war es ein verschlafener Tag – keine neuen Morde, keine Selbstmorde. Und doch war ich reizbar und nervös. Ich aß mit Gert zu Mittag. Wir gingen Details des Budgets durch, während wir unsere Sandwiches mit Thunfisch aßen. Weil Andy krankgeschrieben war, übernahm ich seine Gruppe um vier Uhr nachmittags. Es kam mir vor, als würde ich nicht vorankommen, doch als es fünf schlug, war ich dankbar, die Arbeit einmal pünktlich zu verlassen.
    Statt nach Hause zu fahren, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, fuhr ich zum Krankenhaus, in dem Blessing behandelt wurde.
    »Ich sagte nein«, meinte Jaeger, als er auf dem Weg ins Büro an mir vorbeirauschte.
    »Er hat wieder zugeschlagen. Arlo Noyce, ein anderer Mann aus meiner Selbsthilfegruppe. Ein guter Mann.«
    Jaeger schlug mit der flachen Hand gegen die Tür seines Büros und trat ein.
    Ich brüllte: »Arlo hat es nicht verdient, geschlagen und enthauptet zu werden!«
    Ich setzte mich auf einen Stuhl. Ein Arzt mit Pferdeschwanz übersah mich geflissentlich. Genau wie eine andere Ärztin, die ihm zunickte. Beide verließen den Raum.
    Jetzt waren nur noch ich und die Stühle da.
    Ich saß eine Dreiviertelstunde dort. Verdammt und zugenäht, ich würde nicht gehen, bevor Jaeger nicht mit mir gesprochen hatte.
    Jaeger, dessen aufgesprungene Lippen missbilligend aufeinandergepresst waren, steckte den Kopf zum wiederholten Mal durch die Tür seines Büros. »Warum?«
    »Weil eine alte Freundin von mir ermordet worden ist. Blessing war seit einem Monat in meiner Gruppe, und doch habe ich ihn nicht durchschaut.«
    »Na und? Sie haben einen Fehler gemacht. Das passiert jedem einmal.«
    »Ich lasse das nicht ruhen. Zumindest nicht, bis wir nicht darüber gesprochen haben. Ich bleibe hier sitzen, bis Sie nachgeben oder ich Wurzeln schlage. Es gibt keinen Grund, warum Sie mir nicht seine Akte zeigen können.«
    »Damit Sie ihn öffnen können wie eine Dose Bohnen?«
    »Ach, kommen Sie schon.« Ich kam seinem Gesicht so nahe, dass ich die Mitesser auf seiner Nase sehen konnte. »Sie sind einfach kleinlich. Er wird doch längst von den Cops gesucht, und sogar die Mafia ist ihm auf den Fersen. Kriegen Sie sich mal wieder ein.«
    »Sie können mich mal.« Er verschwand mit wehendem weißem Laborkittel.
    Da war ich wohl ein bisschen weit gegangen.
    Ich setzte mich

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