Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
Vom Netzwerk:
entschlüsseln, spürte ich, wie sich die Toten um mich sammelten: Chesa, Della, Angela, Elizabeth, Moira, Arlo und nun auch noch Patricia Boch. Welche Namen kannte ich noch nicht? Welche Gesichter sollte ich noch kennenlernen?
    Der Schnitter war mir immer einen Schritt voraus.
    »Warum hat er mir nichts angetan, Mädchen?« Penny spitzte die Ohren. Ich tippte Jakes Nummer ein, legte aber nach dem zweiten Klingeln wieder auf.
    Er würde davon nichts wissen wollen. Ich wünschte, Reen würde mich nicht behandeln, als hätte ich die Pocken. Ich hätte Veda anrufen können. Und sie krank vor Sorge zurückgelassen. Dixie? Was konnte sie schon machen?
    Ich setzte meine Brille wieder auf und sah erneut auf den Ausdruck. Ich war ganz auf mich gestellt. Ein entferntes Echo der Trommeln, dieser schrecklichen Trommeln, hallte in meinem Kopf.
    Stunden später läutete das Telefon, als ich gerade etwas über eine arme Seele las, die ausgeweidet worden war. Da zeichnete sich nichts ab. Aber etwas musste doch da sein. Es musste einfach.
    »Hallo?« Knacken, Knistern, Zischen. »Hallo?«, sagte ich erneut.
    »Hier ist Sven Gunderson. Hanks Schwager. Sie hatten mir aufs Band gesprochen.«
    »Mr Gunderson! Ich freue mich, Ihre Stimme zu hören. Ich habe versucht, Sie zu erreichen. Ich bin vom mgap .«
    »Was ist das denn?«
    Gelächter im Hintergrund. Musik. Ich hatte Mühe, ihn zu verstehen. »Entschuldigen Sie die Abkürzung. Das Massachusetts Grief Assistance Program – eine Organisation für Trauerarbeit.«
    »Ja? Und?«
    »Es geht um Elizabeths Tod. Erinnern Sie sich noch an Andy Nogler? Er gehört auch zum mgap . Wir haben Ihnen zur Seite gestanden, als Sie im Leichenschauhaus waren, um Elizabeth zu identifizieren.«
    Klick.
    »Hallo? Mr Gunderson?«
    Stille, dann das Freizeichen.
    Ich überlegte, ob ich ihn zurückrufen sollte, beschloss dann aber, stattdessen Chief Hank Flynn anzurufen. Aber es war schon nach elf. Das würde bis morgen warten müssen.
    Der Ausdruck verschwamm vor meinen Augen, als ich ihn wieder in die Hand nahm. Ich legte ihn weg. »Zeit, ins Bett zu gehen, Pens.«
    Ich duschte mich und schlüpfte dann unter die Decke. Die Flasche Bourbon und das Pfefferspray auf dem Nachttischchen gaben mir ein Gefühl der Sicherheit.
    Es wäre schön gewesen, Jake neben mir zu haben.
    War ich verrückt? Ich tätschelte Penny. Sie hatte ich sicher. Ihre Liebe war echt.
    Das Telefon. Die Uhr zeigte Mitternacht. »Hallo?«
    »Miss Whyte? Hier ist noch mal Sven Gunderson. Ich habe gerade ein bisschen mit Hank Flynn geplaudert, der meinte, Sie wären echt. Ich wollte ihn nicht aufwühlen, also habe ich kein Wort über Elizabeth gesagt, aber … würde es Ihnen was ausmachen, mir zu erzählen, was hier vor sich geht, Ma’am?«
    Ich stützte mich auf einen Ellbogen. »Ich untersuche den Mord an Elizabeth genauer.«
    Stille.
    »Sind Sie noch da, Mr Gunderson?«
    »Ich bin … Ja, ich bin … noch da. Das wusste ich nicht. Ich … Herrgott noch mal. Das stimmt also? Die kleine Lizzie ist wirklich tot? Ermordet? Du meine Güte.«
    Genau. Du meine Güte. »Verzeihen Sie, aber … da ist etwas ganz Seltsames im Gange.«
    Ein Schniefen, dann Naseputzen. »Das ist noch eine ziemliche Untertreibung, Ma’am.«
    Ich erzählte ihm von Elizabeths Ermordung, über »Mr Gundersons« Auftauchen im Kummerladen und beim mgap , darüber, wie er Elizabeth identifiziert und die Trauerfeier und die Einäscherung verfügt hatte. »Ich wollte Sie nach dem Bestattungsunternehmen und seinem Leiter fragen.«
    »Miss Whyte, ich schwöre Ihnen beim allmächtigen Gott, dass ich nichts von einem Bestattungsunternehmen weiß. Ich war nie bei Ihrem mgap . Ich habe Elizabeths Leiche nie gesehen. Und ich habe sie auch ganz sicher nicht identifiziert. Ich habe keine Ahnung, was da vorgeht, aber ich war seit über drei Jahren nicht mehr in den Staaten.«
    Wir unterhielten uns noch weitere fünfzehn Minuten. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, grübelte ich über Gundersons Worte nach.
    Dass uns da jemand etwas vorgespielt hatte, um Elizabeth zu identifizieren, war eindeutig. War es der Schnitter, der ernten wollte, was er gesät hatte?
    Andy Nogler. Hatte er den Verdacht gehabt, dass »Gunderson« nicht echt war? Seine Notizen hatten zum Himmel gestunken. Genau genommen waren sie schlicht und einfach seltsam. Warum hatte er keine Zweifel an »Gunderson« geäußert?
    Wenn er darüber gesprochen hätte, wären Chesa und die anderen dann noch am Leben?
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher