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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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weiß es! Er ist verschwunden.«
    »Seit wann?«
    »Einen Tag nach Ihrem Besuch hat er, wie so oft, das Haus verlassen. Er ist viel auf Reisen. Doch seither hat er nichts von sich hören lassen.«
    »Ist das ungewöhnlich?«, erkundigte sich Ann.
    »Ja. Sonst sind wir ständig in Kontakt, weil er wissen will, wie es mir geht. Er ist ein sehr besorgter Vater. Oder war es …«
    »Haben Sie Grund zu der Annahme, dass er …«, begann Jeff.
    »Niemand von uns lebt ewig«, unterbrach sie ihn herausfordernd.
    »Fühlte er sich bedroht?«
    »Es gibt so viele Menschen, die ihn hassen.«
    Ernüchtert ließ sich Jeff in seinen Sessel zurücksinken. Aus dieser Neurotikerin war nichts herauszuholen. Ann ergriff wieder das Wort.
    »Warum haben Sie uns sprechen wollen?«
    Angelina zögerte.
    »Glauben Sie wirklich … mein Bruder lebt noch?«
    Jeff richtete sich auf.
    »Ich glaube es.«
    »Und Sie?«, fragte Ann sanft. »Was denken Sie?«
    »Es gibt so viel Mysteriöses bei seinem Verschwinden … Steve gehörte nicht zu den Leuten, die allein und ohne Ausrüstung Bergwanderungen unternehmen. Außerdem hasste er die Berge.«
    »Und doch war er oft im Gebirge«, bemerkte Jeff.
    »Wegen Lucie. Nur ihretwegen. Und nie zu seinem eigenen Vergnügen.«
    »Er wurde am Morgen seines Verschwindens im Hotel Bunkhouse in Steamboat Springs gesehen. Er war allein.«
    Angelina Buchanan begann leise zu schluchzen. Ann war verwundert. Warum verschwieg Jeff, dass Steve am Tag nach seinem Verschwinden noch am Leben war? Doch sie wagte nicht, die Strategie ihres Kollegen zu durchkreuzen. Stattdessen rückte sie ihren Sessel neben Angelina und legte ihr die Hand auf den Arm.
    »Standen Sie sich sehr nahe?«
    »Wir hatten keinerlei Geheimnisse voreinander. Niemand kannte meinen Bruder besser als ich. Er ist nicht in den Bergen ums Leben gekommen!«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Mein Vater hat ihn umgebracht. Oder ihn verschwinden lassen.«
    Die beiden Ermittler starrten sie überrascht an. Ann wusste nicht, was sie sagen sollte. Jeff murmelte:
    »Das ist unmöglich. Warum hätte er ihn dann suchen lassen?«
    »Um Sie von seiner Unschuld zu überzeugen … Was ihm ja offensichtlich gelungen ist.«
    »Das ist ein bisschen verrückt, oder?«
    Die junge Frau reagierte gereizt:
    »Sie kennen meinen Vater nicht! Er ist zu allem fähig, wenn sich ihm jemand in den Weg stellt! Er hat auch Lucie getötet!«
    Jeff zuckte zusammen.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Am Abend vor ihrem Tod hat sie ihn aufgesucht. Sie haben sich gestritten. Ich habe alles gehört. Es ging um ein Medikament.«
    »Welches Medikament?«, fragte Ann interessiert.
    »Das meines Vaters. Er war schwerkrank. Es hieß, er müsse sterben. Dann bekam er eine neue Behandlung – ›Hightech-Forschung‹, wie er es nannte. An besagtem Tag ist Lucie gekommen und hat Erklärungen von ihm verlangt. Er hat ihr eine Abfuhr erteilt, doch sie hat sich das nicht gefallen lassen und …«
    »Warum hat sie Fragen zur Behandlung Ihres Vaters gestellt?«, fiel ihr Jeff ins Wort.
    »Sie sagte, seit seiner Genesung sei Steve so verändert. Sie war überzeugt, dass sich ein Geheimnis dahinter verbarg, das der Schlüssel für Steves Verschwinden sein könne. Bis zu ihrem Tod hoffte sie, ihn lebend wiederzusehen.«
    »Ist ihr Streit ausgeartet?«
    »Lucie ist kurz aufgebraust und hat sich dann zusammengerissen. Sie war immer sehr beherrscht.«
    »Und wie kommen Sie darauf, dass Ihr Vater sie hat töten lassen?«, fragte Jeff irritiert.
    »Das, was kurz darauf geschah …«
    Angelina machte eine lange Pause, als wolle sie die Wirkung des Gesagten auskosten. Jeff biss die Zähne zusammen.
    »Und was geschah darauf?«, erkundigte sich Ann mit übertrieben sanfter Stimme.
    »Mein Vater erhielt einen dringenden Anruf und verließ für einige Minuten den Raum. Das nutzte Lucie aus. Sie hat sein Schlafzimmer und sein Bad durchsucht, das Medikament gefunden und ein Muster an sich genommen.«
    Jeff war fassungslos.
    »Sind Sie da ganz sicher?«
    »Ich bin ihr nachgeschlichen. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Dann ist sie davongelaufen, ohne meinen Vater noch einmal zu sehen. Aber der hat den Diebstahl schnell bemerkt. Er hat sie von seinen Handlangern verfolgen lassen. Am nächsten Tag wurde sie tot aufgefunden.«
    Ein langes Schweigen entstand. Jeff hatte die Augen geschlossen. Ann versuchte ihre Gedanken zu ordnen. War es möglich, dass Henry Buchanan den Mord an Lucie in Auftrag gegeben hatte? Und dass er

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