Tödliche Ewigkeit
war zu spät.
Der schwarze BMW, der sich Buchanans Wagen mit ausgeschalteten Scheinwerfern genähert hatte, blendete plötzlich auf und scherte nach links aus, so als wollte er überholen. Durch das perfekt ausgeführte Manöver des Killers wurde das Opfer total überrumpelt. Das robuste Fahrzeug drängte den Cadillac an den Rand des Abgrunds und brachte ihn mit einem Schlenker zum Absturz. Der Wagen überschlug sich mehrmals auf dem Steilhang und zerschellte schließlich an einem Felsen. Einen solchen Aufprall konnte niemand überleben.
Oberhalb des rauchenden Wracks angelangt, hielt Jeff und öffnete die Beifahrertür.
»Rufen Sie Hilfe und sehen Sie nach, ob man noch etwas für ihn tun kann. Ich kümmere mich um den anderen.«
Mit quietschenden Reifen fuhr er an.
Der Mörder hatte einen beachtlichen Vorsprung und ein Auto, das viel schneller war als der von den beiden Polizisten gemietete Ford. Doch der Mexikaner ging wohl davon aus, dass der Wagen, den er überholt hatte, an der Unglücksstelle halten würde. Er würde kaum mit einer Verfolgung rechnen und hatte deshalb keinen Anlass zu rasen.
Jeff scheute kein Risiko, um ihn einzuholen, und ging mit halsbrecherischem Tempo in jede Kurve am Rande des Abgrunds.
Bald erblickte er den schwarzen Geländewagen vor sich. Jeff drosselte das Tempo. Seine Vermutung stimmte: Der Mörder rechnete nicht damit, verfolgt zu werden, und fuhr mit normaler Geschwindigkeit. Mulligan durfte auf keinen Fall seine Aufmerksamkeit erregen, wenn er nicht einfach abgehängt werden wollte.
Auf einer Strecke von etwa zwanzig Kilometern hielt der Sergeant so viel Abstand, dass er für den Mexikaner außer Sichtweite blieb. Im Idealfall würde der Mann irgendwann anhalten. Doch er schien nicht die Absicht zu haben. Jeff war nervös. Es erforderte höchste Konzentration, auf dieser kurvigen, ihm unbekannten Straße seine Beute zu verfolgen, ohne sie aus den Augen zu verlieren oder aufzufallen.
Dann geschah das, was er befürchtet hatte. Nach einer weiten Kurve, auf die eine gerade Strecke folgte, war der Geländewagen mit einem Mal verschwunden. Jeff gab bis zur nächsten Kurve Vollgas. Hatte der Mexikaner ihn gesehen? Hatte er gemerkt, dass er gejagt wurde? Doch direkt vor der Kurve bremste Jeff aus einem plötzlichen Reflex heraus und duckte sich. Diese Reaktion, für die es keinen rationalen Grund gab, rettete ihm das Leben.
Denn plötzlich flammte blendendes Scheinwerferlicht auf, und der Killer nahm den Ford unter Beschuss. Die folgenden Sekunden schienen sich endlos auszudehnen, wie im Zeitlupentempo bohrten sich die Kugeln in das Blech des Wagens, dessen Motor noch immer lief. Jeffs Gedanken überschlugen sich. Entgegen seiner Vermutung wusste der Mann, dass er verfolgt wurde, und hatte ihm eine Falle gestellt. Da sich Jeff geduckt hatte, wurde er ein wenig durch den Motor geschützt, der allerdings jederzeit in Brand geraten konnte. Er wusste, dass der Ford nicht mehr fahrtüchtig war. Zwar hielt er seinen Revolver in der Hand, doch die Waffe war nutzlos, solange er unter Beschuss stand. Es gab nur eine Chance, in dieser Situation zu überleben: Er musste seinen Gegner ebenfalls überrumpeln. Sein Wagen war zwar demoliert, doch er konnte ihm noch ein letztes Mal nützlich sein. Jeff schlug das Lenkrad ein und gab Vollgas, sodass der Ford mit einem heftigen Satz gegen die Kühlerhaube des Geländewagens schoss. Sein letzter Gedanke, ehe er das Bewusstsein verlor, war, ob der Mexikaner den Aufprall überlebt hatte.
Denn er wollte ihn lebendig.
Ein stechender Schmerz in der Schulter.
Ein Zeichen, dass er noch lebt.
Jeff versucht die Augen zu öffnen. Ein dunkler Vorhang liegt über allem.
Der Mörder?
Wenn er unverletzt ist, ist Jeff ihm ausgeliefert. Ist er tot, hat der Sergeant keinen Anhaltspunkt mehr für seine Nachforschungen.
Die Augen öffnen. Seine Lider sind bleischwer.
Öffne sie …!
Zu spät.
Die Tür des zerbeulten Wagens bewegt sich mit einem dumpfen Knarren.
Der andere ist da. Er versucht sie aufzumachen.
Jeff bewegt die Finger, um festzustellen, ob der Revolver noch in seiner Hand liegt.
Nichts.
Die Tür öffnet sich sehr langsam. Der andere ist vorsichtig. Oder verletzt.
Sich tot stellen. Keine andere Wahl.
Durch den Nebel vor seinen Augen erkennt Jeff eine Gestalt, die sich nähert.
Ein höhnisches Lachen.
»Da bist du, Cabrón … Du suchst wirklich den Tod.«
Die Klinge eines Messers blitzt vor Jeffs Gesicht auf.
»Öffne die Augen.
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