Tödliche Ewigkeit
Wundermittel vor, das die Zellen regeneriert und verjüngt. Solange er es nimmt, ist alles in Ordnung, aber sobald er aufhört …«
»Das kann nicht sein. ALS degeneriert die Neuronen, nicht die Zellen von Leber und Herz.«
»Vielleicht hatte das Regenerationsmedikament Auswirkungen auf den gesamten Körper. Das würde erklären, warum bestimmte Organe an manchen Stellen außergewöhnlich jung waren.«
»Ihre Theorie erklärt nicht die vorzeitige Alterung anderer Teile derselben Organe.«
»Eine Störung der Behandlung? Die Folgen, nachdem er das Medikament abgesetzt hat?«
»Aber warum sollte er ein Mittel, das ihm das Leben rettete, absetzen?«
»Vielleicht ist ihm, ebenso wie seinem Sohn, bewusst geworden, um welchen menschlichen Preis diese Wirkung erkauft wurde.«
»Reine Vermutung.«
Jeff hielt inne und runzelte die Stirn.
»Sie haben recht. Noch dazu, da der Auftragskiller das Risiko einging, dass an Buchanans Leiche eine Autopsie vorgenommen wird, die das kompromittierende Geheimnis enthüllen könnte.«
»Er hatte nicht vor, dieses Risiko einzugehen«, entgegnete Ann.
»Wieso?«
»Im Kofferraum des Mörders befanden sich mehrere Kanister Benzin. Er wollte den Wagen und das Opfer verbrennen.«
»Das würde dafür sprechen, dass es ein Geheimnis um seinen Gesundheitszustand gibt. Ach ja, Sie sagten gestern, der Killer sei identifiziert?«
»Er heißt Jorge Higuera.«
»Weiß man etwas über ihn?«
»Nicht viel. Geboren in Mexiko. Mehrmals wegen Mordverdachts festgenommen, aber keine Verurteilung. Er wohnte in Juárez.«
»Eine Stadt im Norden Mexikos. Das erinnert mich irgendwie an eine andere Geschichte …«
»Genau. Das ist mir auch aufgefallen. Dr. Blanchard hat von einer humanitären Stiftung in Juárez gesprochen.«
»Natürlich! Und sein verehrter Guru, Professor Irkalla, begibt sich oft dorthin. Aber …«
Jeff schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Was ist los?«
»Da war noch etwas anderes. In Bezug auf Juárez. Ich weiß nicht, ob es an dem Koma liegt, aber ich komme nicht darauf.«
Die diensthabende Schwester kam herein und brachte das Essen.
»Wenn es wichtig ist, fällt es Ihnen auch wieder ein. Ich gehe jetzt auch Mittag essen.«
Den ganzen Tag über versuchte Jeff vergeblich, sein umnebeltes Erinnerungsvermögen zu aktivieren. Angespannt und erschöpft schlummerte er erst spät in der Nacht ein.
Plötzlich fuhr er aus dem Schlaf hoch. Mühsam entzifferte er die Uhrzeit auf seinem Telefon: 5.15 Uhr morgens.
Er erinnerte sich.
Juárez …
Leticia hatte den Namen erwähnt. Als sie von ihrem Cousin Raúl Espejo gesprochen hatte.
Die Stadt, in der so viele Menschen vermisst wurden.
Am Morgen berichtete Jeff seiner jungen Kollegin von seiner nächtlichen Eingebung und bestand darauf, das Krankenhaus zu verlassen. Man sagte ihm, das sei sehr unvernünftig. Er aber ließ sich nicht umstimmen und unterschrieb, dass die Entlassung auf eigenen Wunsch erfolge. Als er mit Ann eine Autovermietung aufsuchte, wirkte er völlig aufgewühlt.
»Wir sind ganz dicht dran!«, verkündete er, als sie im Wagen saßen.
»Jeff, wohin fahren wir?«
»Zum Flughafen. Wir fliegen nach Juárez.«
»Und wenn wir uns erst mal etwas Zeit zum Nachdenken nehmen würden …«
»Alles passt zusammen!«
»Nur weil der Mörder aus Juárez kam, können Sie doch nicht …«
»Professor Irkalla ist regelmäßig dort. Und Lucie Milton hat etwas über das von ihm entwickelte Behandlungsverfahren herausgefunden, was sie das Leben gekostet hat.«
»Sehr dürftig.«
»Außerdem hat Leticia diese Stadt erwähnt, als sie mir vom Verschwinden ihres Cousins erzählte.«
»Na und?«
»Das kann kein Zufall sein.«
»Und warum nicht?«
»Ich glaube nicht mehr an Zufälle.«
Ann lächelte bitter.
»Das hatte ich ganz vergessen. Sie werden geleitet … Sie bekommen ja Nachrichten aus dem Jenseits.«
»Es gibt Dinge, an die nur diejenigen glauben können, denen sie widerfahren. Seit dem Mord an Lucie ist jedes Mal etwas geschehen, wenn ich es gerade brauchte: ein Zeichen, eine merkwürdige Koinzidenz.«
»Und Sie sind fest überzeugt, dass das kein Zufall ist?«
»Ich habe so lange gezweifelt, wie ich konnte.«
Ann seufzte tief und massierte sich die Schläfen.
»Jeff, ist Ihnen bewusst, dass Sie nicht mehr der Logik eines Ermittlers folgen? Sie deuten die Ereignisse aufgrund von vermeintlichen Zeichen, die Ihnen ein Mordopfer gibt.«
»Das Leben birgt vielleicht mehr Geheimnisse, als man
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