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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Eberstein beim Abendessen seinen Sohn, »wie weit bist du? Hast du ihr schon einen Antrag gemacht?«
    »Nein«, erwiderte Rudolf unlustig. »Und offen gestanden habe ich dazu auch gar keine Lust. Die
Kleine ist zwar freundlich und nett; aber sie kann sich mit Charlotte Eck überhaupt nicht
messen.«
»Bedauerlich; aber Charlotte Eck hat keine Brillanten.«
»Ja, ja, ich weiß schon. Ich werde morgen oder übermorgen zum alten Abraham gehen und um
die Hand seiner Tochter anhalten.«
»Tue das.«
»Und wenn ich einen Korb bekomme?«
»Nun, dann kannst du deine Charlotte immer noch heiraten.«
»Ach — ! Was wird dann aus unseren Brillanten?«
Der alte Graf kicherte leise vor sich hin.
    »Hihihi«, machte er. »Abwarten. Wir werden unser Schäfchen schon ins trockene bringen.« Zwei Tage später rückte Eberstein mit einem großen Blumenstrauß in der Hand im Hause Hirschfelder an.
    Es war Nachmittag um die bewußte Zeit, und so war Rachel nicht da. Der Alte saß in seiner Werkstatt und hämmerte an Goldgeschmeiden. So blieb es Frau Judith überlassen, den Gast zu empfangen. Als sie den großen Blumenstrauß sah, erzitterte ihr mütterliches Herz in der Vorahnung dessen, was sich nun ereignen mußte.
    Eberstein saß nervös im Salon. Frau Hirschfelder war hinunter in die Werkstatt zu Abraham
gegangen. Mit hastigen Worten berichtete sie ihm, daß nun wahrscheinlich die offizielle
Werbung Ebersteins um die Hand Rachels bevorstand.
Abraham zog die Stirn in Falten.
»So schnell? — So eilig hat er es?«
»Du scheinst dich gar nicht darüber zu freuen.«
    »Um ehrlich zu sein, nein. Rachel hätte uns doch etwas sagen können, wenn sie mit ihm einig ist.«
    »Du machst dir viel zu viel Gedanken, Abraham. Gib den beiden deinen Segen, und das große
Ziel ist erreicht. Unsere Tochter Rachel — eine Gräfin Eberstein. — Wer hätte das je für
möglich gehalten!«
»Diese Plötzlichkeit...«, sinnierte Abraham.
    »Er ist eben ein Dragoner. Den Angriff gewöhnt. Ein Soldat geht aufs Ganze.«
    »Ein tüchtiger Juwelier wäre mir lieber gewesen. Aber in der Hoffnung, daß es unser Kind einmal besser haben wird als wir, werde ich dem Schicksal seinen Lauf lassen.«
    Mit feierlichen Gesichtern betraten sie den Salon. Eberstein erhob sich. Mit einer gemessenen Verbeugung trat er auf die beiden zu. Frau Judith hatte er schon vorher begrüßt, so reichte er jetzt dem alten Abraham die Hand.
    Als sie Platz genommen und ein Mädchen Tee serviert hatte, meinte Rudolf:
    »Verehrter Herr Hirschfelder, ich muß Euch etwas ge-stehen.« Er machte eine Kunstpause, um die Spannung zu vergrößern. »Ich — ich liebe Eure Tochter Rachel. Und ich bin heute gekommen, Euch um ihre Hand zu bitten.«
    Abraham blickte gedankenvoll vor sich auf den Tisch und nickte langsam.
    »Tja« , me inte er, »wenn Ihr mit Rachel einig seid, so habt Ihr meinen Segen.«
    Eberstein lächelte säuerlich.
    »Ich hoffe doch, daß mir Fräulein Rachel keinen Korb geben wird.« »Ihr habt Euch noch nicht mit ihr ausgesprochen?«
    »Nicht direkt. Ich hätte das für zu dreist gehalten. Der Respekt vor euch, als Eltern, gebietet mir, meine Leidenschaft zu bannen; denn ich konnte ja nicht wissen, ob ich euch ein angenehmer Schwiegersohn bin.«
    Abraham nickte stumm. Die Worte des Grafen waren glatt wie geschliffene Diamanten, etwas zu glatt fast, empfand er. Um so begeisterter war Frau Judith. So viel Artigkeit hätte sie von einem Offizier der landgräflichen Dragoner nicht erwartet. Ja, das war alte Schule. Das war wirklich Vornehmheit. Hier galten die alten Sitten hochgestellter Familien noch etwas. Und der junge Herr Graf wahrte diese Sitten auch ihr gegenüber, auch ihr, der jüdischen Familie Hirschfelder gegenüber, die viele der anderen nur über die Schulter ansahen.
    Frau Hirschfelder stand auf und küßte den überraschten Grafen auf die Stirn.
    »Mein Sohn«, sagte sie, »ich heiße Euch herzlich willkommen. Ihr werdet Rachel bestimmt glücklich machen.«
    »Ich danke Euch«, sagte der Graf mit gespielter Rührung. »Was an mir liegt, wird geschehen, daß Fräulein Rachel sich ein Leben lang auf den Armen getragen fühlt.«
    Just in diesem Augenblick betrat Rachel den Salon. Ihr Gesicht glühte. Ihre Augen glichen großen dunklen Sternen. Der Nachklang des soeben gehabten Erlebnisses war noch in ihr. Nur ein Wort stand in ihren Gedanken. Zwei Silben waren es, von denen sie sich völlig ausgefüllt fühlte: Jehu.
    Sie bemerkte nicht sogleich die Feierlichkeit

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