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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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»so werde ich mich beeilen, dich jetzt nachträglich noch dorthin zu befördern, wohin du gehörst. In die Hölle mit dir!«
    Er machte Anstalten, den waffenlosen Michel anzugreifen. Da aber erwuchs diesem eine unerwartete Hilfe.
    Premierleutnant Baum war es wie Schuppen von den Augen gefallen. Er war sich sofort darüber im klaren, daß er seinen Vetter vor sich hatte. Und plötzlich erkannte er auch, wie unwürdig derjenige war, dem er seine Freundschaft geschenkt hatte.
    Auch er zog seinen Degen heraus, um den wehrlosen Angegriffenen zu verteidigen. Allerdings wußte er von vornherein, daß er der sehr guten Fechtkunst Ebersteins nicht gewachsen war. Michel schien das falsch verstanden zu haben. Er wich dem Stoß des Grafen geschickt aus, kam auf diese Weise neben seinen Vetter zu stehen, holte aus, versetzte ihm einen Kinnhaken, der den Jungen umwarf, entriß dem Gestürzten den Degen und stand Eberstein nunmehr abwehrbereit gegenüber. »Gelüstet es Euch nach meinem Blut?« fragte Michel spöttisch.
    In Ebersteins rotunterlaufenen Augen funkelte der Haß. Er galt als der beste Fechter des Regiments.
    »Du hast keinen Oberleutnant oder Rittmeister mehr vor dir«, schrie er. »Der Major Graf von Eberstein wird dich Mores lehren, du verdammter Deserteur!«
    Michel wehrte seine Hiebe und Stiche mit Leichtigkeit ab. Er spielte nur mit seinem Gegner. »Höflicher scheinst du auch noch nicht geworden zu sein. Und was deine Fechtkunst anbelangt, so hängt es nur von mir ab, ob du den Platz hier lebend verläßt oder nicht.«
    »Prahler!« schrie Eberstein wütend und drang erneut auf ihn ein.
    »Weißt du noch«, spottete Michel, »wie ich dir damals den Hosenboden aus der Hose schnitt?
Zweifelsohne würden sich die Leute deiner Abteilung kranklachen, wenn ihr Major mit nacktem
Hintern vom Pferd stiege.«
»Du Hund!« keuchte Eberstein.
»Schimpfe nicht, kämpfe.«
    Klirrend klang Stahl auf Stahl. Es dauerte nicht lange, und auf Ebersteins Stirn perlte der Schweiß. Michel blieb auf seinem Fleck stehen, breitbeinig, ohne daß man ihm die geringste Anstrengung ansah.
    »Höre, Eberstein, ich lasse dich ungeschoren. Ich will dir deine Gemeinheiten nicht vergelten, wenn du versprichst, mich nicht zu verraten. Ich weiß zwar, daß ich auf dein Wort nichts geben kann; aber ich versichere dir, daß Verrat dein Ende sein wird.« »Hängen sollst du!«
    »Die Nürnberger hängen keinen, bevor sie ihn nicht haben«, lachte Michel.
    »Hier! — Nimm!« Der Graf führte einen tückischen Stoß nach Michels Unterleib. Aber auch diesmal glitt sein Degen an dem des Gegners ab. Michel schien von dem Gang genug zu haben. Er ging nun seinerseits zum Angriff über. Und es währte nur wenige Sekunden, bis Ebersteins Degen in hohem Bogen durch die Luft flog und mit zitterndem Heft im Boden steckenblieb. Michel setzte dem Grafen die Spitze seines Degens auf die Brust. »Na, wie ist es? Gibst du mir dein Versprechen?«
    Richard Baum hatte sich langsam von dem Kinnhaken erholt. Aber er blieb auf dem Boden sitzen und schaute dem Kampf fasziniert zu. Noch nie hatte er einen Fechter gesehen, der den Degen mit solcher Leichtigkeit handhabte. Sein Respekt vor dem Vetter stieg gewaltig. Eberstein erbleichte bis in die Haarwurzeln. Er wußte, daß er verloren war. Aber durfte er sich hier vor Charlotte diese Blöße geben? Und nicht nur das Mädchen war Augenzeuge des Kampfes, sondern immerhin auch ein Offizier seiner Abteilung. Kein Mensch konnte Richard Baum zwingen, das, was er gesehen hatte, zu verschweigen. Der Graf sah keinen Ausweg. »Stich zu, du Schuft!« rief er heroisch. Michel lachte ihm ins Gesicht.
    »Wozu soviel Heldenmut? Du weißt genau, daß ich keinen wehrlosen Menschen töte.« »Dann gib mir meinen Degen wieder.«
    »Sinnlos«, antwortete Michel, »denn du wärst ihn im nächsten Augenblick doch wieder los. Gibst du das Versprechen?«
    »Nein. — Ich bin Offizier und weiß zu sterben. Es wäre mit meiner Ehre unvereinbar, einen
Deserteur zu decken.«
»Womit unvereinbar?« fragte Michel.
»Mit meiner Ehre.«
    »Du kannst dir dein dummes Gerede schenken. Ich habe noch selten einen ehrloseren Wicht gesehen als dich. Ehre, wie kann ein Mensch deines Schlages überhaupt von Ehre sprechen ! Ich kenne nicht nur deine alten Schandtaten. Ich weiß, daß du keinen Deut besser geworden bist. Dir und deinem sauberen Herrn Vater verdankt die Familie Hirschfelder das große Unglück. Willst du leugnen, daß ihr Abraham Hirschfelder auf

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